Kunst und Kultur in der unvollendeten Kongresshalle
Herzstück der Nürnberger Kulturhauptstadtbewerbung

Kongresshalle des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes. | Foto: ©  schulzfoto/stock.adobe.com
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NÜRNBERG (pm/nf) - Über 70 Jahre blieb die Kongresshalle – der einst für 50 000 Menschen geplante Kongressbau der Nationalsozialisten in Nürnberg – ungenutzt. Die über 118 000 Quadratmeter große Bruttogrundfläche (ohne Innenhof) steht aufgrund baulicher Mängel heute weitgehend leer. Die Stadt Nürnberg möchte ein Teilstück dauerhaft für eine Kunst- und Kulturnutzung unmittelbar neben dem Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände erschließen und startete nun den innovativen und zukunftsgerichteten Entwicklungsprozess.

Dieses sensible Projekt bildet ein Herzstück der Nürnberger Bewerbung um den Titel als Kulturhauptstadt Europas 2025.Der mehrstufige, umfassende, partizipative Entwicklungsprozess musste kurzfristig angesichts des Corona-Lockdowns neu aufgesetzt werden und startete mit Workshops und Befragungen möglicher Nutzerinnen und Nutzer. Ein breiter Kreis Nürnberger Verbände, Vereine und freier Kulturschaffender aus den Bereichen Bildende Kunst, Musik, Film, Gaming und Digital Art, Literatur, Theater, Tanz, Performance, Inklusion sowie ergänzende Nutzungen (Nachhaltigkeit und Soziales, Bildung, Institutionelle Nutzung), vom Nachwuchs bis zum etablierten Kunstschaffenden, wurde unter anderem in einstündigen offenen Telefoninterviews zwischen April und Juni 2020 befragt. Themen waren mögliche Visionen einer Nutzung, die erinnerungskulturelle Dimension und der Bedarf der jeweiligen Nutzergruppe.

Diese Erkenntnisse helfen, die geplante partizipativ angelegte Konzeptentwicklung nach der finalen Entscheidung zur Kulturhauptstadt am 28. Oktober 2020 nun vorzubereiten und zu strukturieren. Sie legen auch die notwendige Basis für eine hierfür ebenfalls erforderliche bauliche Vorprüfung der Machbarkeiten.„Kulturschaffende brauchen weiterhin dringend Räume für Produktion und kulturelles Miteinander. Das ist für uns – gerade in der aktuellen, für die Kultur so existentiellen Krise – ein klarer Auftrag und unterstreicht die Notwendigkeit der Entwicklung eines Teilstücks der Kongresshalle als Laboratorium für Kunst und Kultur. Als Kernstück der Nürnberger Kulturhauptstadtbewerbung eröffnet der dauerhafte Umgang durch Kunst einen interdisziplinär angelegten, neuartigen Ansatz für eine Weiterentwicklung der erinnerungskulturellen Arbeit“, fasst die zweite Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner die Ergebnisse zusammen.

Die von der Stabsstelle Ehemaliges Reichsparteitagsgelände im Geschäftsbereich Kultur der Bürgermeisterin koordinierte Vorstudie zeigt: Hauptanliegen sind – auch in der Corona-Krise – dauerhaft nutzbare Produktionsräume mehr als Präsentationsmöglichkeiten, bisher nicht vorhandene neuartige Co-Working-Spaces für interdisziplinäres kulturelles Miteinander ebenso wie Büro-, Lager- und Depotflächen. Mit einem öffentlich zugänglichen Angebot an multifunktional nutzbaren Veranstaltungs- wie Ausstellungsräumen wollen Kunst und Kultur miteinander neue Impulse setzen. Ansprechen wollen die Akteure auch Besuchende des benachbarten Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände, die vielen Freizeitnutzer und die Studierenden der neu entstehenden Technischen Universität Nürnberg. Dieses neue Laboratorium der Kunst und Kultur, das innovative, in dieser Form nie dagewesene Ermöglichungsräume schafft, soll sich zum Straßenraum und zum Innenhof öffnen. Unisono haben alle Kulturschaffenden die Bedeutung der Ortsgeschichte und die geschichtssensible Auseinandersetzung damit betont; zudem besteht ein großer Wunsch nach nationaler wie internationaler Vernetzung und Relevanz.

Die bauliche Vorprüfung, die die Stabsstelle Ehemaliges Reichsparteitagsgelände gemeinsam mit dem Hochbauamt der Stadt Nürnberg durchführt, beschäftigt sich nun intensiv mit dem speziellen Raumangebot des Bautorsos, der letztlich das „Treppenhaus“ der Kongresshalle darstellt. Es reicht von über 100 Quadratmeter großen Hallen und 5 Meter breiten Gängen mit einer Raumhöhe von 8,5 Metern, vielen verschiedenen Treppenhäusern bis zu kleinen Sanitärräumen. Spannende Fragen werden zum Beispiel die Möglichkeit der Beleuchtung der Räume, der Umgang mit Fluchtwegen und Brandschutz, Deckenlasten und Schallentwicklung wie auch eine genauere Definition des Umfangs und möglicher Raumstrukturen des Teilstücks sein.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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