111 Jahre Tiergarten Nürnberg
Historische Rundgänge: Zoo öffnete 1912 im heutigen Luitpoldhain
NÜRNBERG (pm/nf) – Ausflugsziel, Bildungseinrichtung, Forschungs- und Artenschutzzentrum: Seit 111 Jahren ist der Tiergarten der Stadt Nürnberg fester Bestandteil des öffentlichen Lebens in Nürnberg und einer der bedeutendsten Zoos Deutschlands. Gegründet im Mai 1912 am heutigen Luitpoldhain, zog er 1939 an den Schmausenbuck um. Zur Feier des 111-jährigen Bestehens bietet der Tiergarten am Samstag und Sonntag, 20. und 21. Mai 2023, Vorträge und historische Rundgänge am ehemaligen Zoogelände am Luitpoldhain und im heutigen Tiergarten an.
Die Rundgänge am ehemaligen Zoogelände finden am Samstag, 20. Mai, um 10, 11.30, 14 und 15.30 Uhr statt. Die Führungen im heutigen Tiergarten werden am Sonntag, 21. Mai, ebenfalls um 10, 11.30, 14 und 15.30 Uhr angeboten. Beide Führungen gibt es als Kombiticket zum Preis von 11 Euro (zuzüglich ermäßigtem Tiergarteneintritt). Eine Einzelbuchung ist nicht möglich.
Interessierte können sich bis Mittwoch, 17. Mai, über das Zootouren-Büro unter Telefon 09 11/54 54-8 33 anmelden und erhalten anschließend eine Rechnung zugeschickt. Das Büro ist Montag, Mittwoch und Freitag von 10 bis 14 Uhr und Dienstag und Donnerstag von 12 bis 16 Uhr zu erreichen. Eine Teilnahme ist nur mit Voranmeldung möglich.
Treffpunkt für die Samstagsführungen am Dutzendteich ist der Haupteingang zum Volksfestplatz an der Bayernstraße. Die Sonntagsführungen beginnen direkt hinter dem Tiergarteneingang am 111-Jahre-Infostand.
Kooperation mit Geschichte Für Alle e. V.
Am ehemaligen Zoogelände übernehmen Expertinnen und Experten des Vereins Geschichte Für Alle e. V. die rund 60-minütigen Rundgänge. Sie begeben sich auf Spurensuche nach den wenigen Überresten, die noch von dem ursprünglich rund 25 Hektar großen Areal zeugen, und berichten aus den bewegten 27 Jahren, die dem Tiergarten als bürgerlichem Verein am alten Standort vergönnt waren. Geschichte Für Alle e. V. bietet seit über 30 Jahren thematische Stadtführungen in Nürnberg, Fürth, Erlangen und Bamberg an, erarbeitet Publikationen und forscht zur Stadt- und Regionalgeschichte.
Die historischen Rundgänge am Schmausenbuck leiten Zoobegleiter des Tiergartens. Besucherinnen und Besucher erfahren hier in etwa einer Stunde, warum 1939 in der romantischen Felslandschaft des Schmausenbucks ein weitläufiger Landschaftszoo entstand und wie diese Entscheidung bis heute nachwirkt. Dabei geht es vorbei an verschiedenen denkmalgeschützten Tierhäusern wie Affenhaus, Giraffenhaus oder Dickhäuterhaus und markanten Gehegen wie der Eisbärenanlage, die sich im Laufe der Jahrzehnte stark verändert haben.
Drei Jahrzehnte Zootierhaltung: Vorträge von Dr. Helmut Mägdefrau
Ergänzend zu den historischen Rundgängen können Interessierte am Sonntag auch tiefer in die letzten drei Jahrzehnte des Tiergartens und der Zootierhaltung eintauchen. Dr. Helmut Mägdefrau, ehemaliger stellvertretender Tiergartendirektor, zeigt in zwei Vorträgen um 14 und um 17.30 Uhr, was sich zwischen 1990 und 2020 verändert hat. Dabei gibt er unter anderem einen Einblick in verschiedene tierische Wohngemeinschaften, sogenannte Vergesellschaftungen, wie Manatihaus, Mediterraneum und Wüstenhaus. Thema seines Vortrags ist auch das moderne Populationsmanagement – von der theoretischen Zuchtplanung bis hin zur Praxis mit dem Verfüttern überzähliger Tiere hoch bedrohter Arten.
Ebenfalls am 21. Mai: Bionischer Rundgang
Am Sonntag, 21. Mai, bietet das Bionicum um 13 Uhr auch einen Bionischen Rundgang im Tiergarten unter dem Titel „Cool down – Kühlende Tipps direkt aus dem Tiergarten“ an. Im Fokus stehen die Themen Wasserknappheit und Wasserspeicherung. Dabei gehen die Besucherinnen und Besucher unter anderem den Fragen nach, ob der Eisbär unter seinem dicken Fell schwitzt und wie es Kamele in der Wüste aushalten. Immer im Blick: Was können wir aus der Natur für die Technik lernen? Die Führung ist kostenfrei, um Anmeldung unter info@bionicum.de wird gebeten. Treffpunkt ist am Bionicum.
Zur Geschichte des Tiergartens: Wechselvolle Jahrzehnte
Am 11. Mai 1912 öffnete der Nürnberger Tiergarten zwischen Dutzendteich und Luitpoldhain seine Pforten. Betrieben wurde er vom Verein „Tiergarten A.G.“, der zur Finanzierung des Großprojekts Aktien ausgab. Diese wurden nicht gehandelt und nicht verzinst, die Aktionäre engagierten sich aus Freude an der Tierwelt und um Nürnberg eine Attraktion zu verschaffen. Bei der Gestaltung der Gehege und Häuser orientierte man sich an damals modernsten Vorstellungen der artgerechten Tierhaltung. In den 1930er-Jahren musste der Tiergarten wegen des Ausbaus des Reichsparteitagsgeländes weichen. Nur zwei Monate dauert der Umzug ans heutige Gelände am Schmausenbuck, wo der Tiergarten schließlich am 5. Mai 1939 seine Türen öffnete.
Während die meisten Gebäude ihr Aussehen über die Jahre kaum verändert haben, hat sich in Sachen Tierhaltung, Anlagenbau und Artenschutz vieles weiterentwickelt. Zu den Meilensteinen der letzten Jahrzehnte gehörte unter anderem die Neugestaltung des Aquaparks, der Bau von Delfinlagune und Manatihaus sowie der Umbau des Flusspferdhauses zum energieeffizienten Wüstenhaus.
Mit einer Fläche von 65 Hektar zählt der Tiergarten heute zu den flächenmäßig größten Zoos Europas. Mächtige Sandsteinfelsen, alte Bäume und idyllische Weiher prägen das Bild des Landschaftszoos. Mit aufwendig gestalteten Gehegen und Tierhäusern, die sich in die natürliche Landschaft einfügen, veranschaulicht der Tiergarten heute die Vielfalt der Ökosysteme. Tiere, die im selben Lebensraum vorkommen, werden häufig vergesellschaftet, also gemeinsam gehalten, was sowohl für die Besucherinnen und Besucher als auch für die Tiere eine Bereicherung ist.
Erholung, Forschung, Bildung und Artenschutz
Mit mehr als einer Million Besucherinnen und Besucher im Jahr gehört der Tiergarten nach wie vor zu den beliebtesten Ausflugszielen der Region. Das Aufgabenspektrum und die Ausrichtung des Tiergartens hat sich über die Jahrzehnte aber deutlich erweitert: Als wichtige außerschulische Bildungseinrichtung begeistert und sensibilisiert der Tiergarten Kinder, Jugendliche und Erwachsene für Tiere und Natur. Als wissenschaftlich geführter Zoo arbeitet er hier vor Ort und weltweit für den Artenschutz und treibt in der eigenen Forschungsabteilung Projekte voran. Und mit Erhaltungszuchtprogrammen, dem Aufbau stabiler Reservepopulationen und Auswilderungsprojekten leistet der Tiergarten einen entscheidenden Beitrag für den Erhalt vieler Arten.
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