Illegale Tiertransporte: Tierheim bittet um Hilfe
Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf in der Kritik - Statement von Dagmar G. Wöhrl, Präsidentin des Tierheims Nürnberg, zu politischen Konsequenzen
NÜRNBERG (pm/nf) - Wie der Deutsche Tierschutzbund bereits berichtet hat, wurden am vergangenen Freitag in Bad Reichenhall insgesamt 217 Welpen, 48 Zebrafinken und 20 Pantherschildkröten aus zwei illegalen Transporten beschlagnahmt. Verschiedene Tierheime in ganz Bayern haben sofort ihre Hilfe angeboten und Tiere aufgenommen. Das Tierheim Nürnberg hat ebenfalls 34 Hundewelpen, sowie sämtliche Zebrafinken und alle Pantherschildkröten aufgenommen. Bei den Welpen handelt es sich um verschiedene Rassen, unter anderem Rottweiler, Malteser und Chihuahuas.
Die Tiere wurden noch am Samstag von Tierärzten im Nürnberger Tierheim untersucht. Die Welpen sind durchweg zu jung, zwischen 4 und maximal 8 Wochen. Bei einem Welpen hat ein Schnelltest ergeben, dass er mit Parvovirose infiziert ist. Die weiteren Laborergebnisse stehen noch aus, die Erfahrung aus den letzten Transporten lassen vermuten, dass alle Tiere Darmparasiten haben, weitere Parvovirosefälle sind wahrscheinlich. Die Tiere stehen unter strengster Quarantäne und können derzeit nicht besucht werden.
Tierheimleiterin Tanja Schnabel: ,,Das Tierheim ist jetzt natürlich auf Hilfe angewiesen. Wir benötigen dringend Pedigree Pal junior Nassfutter. Auch Geldspenden werden dringend benötigt."
Spendenhotline: 0900 111 0 116 (5 Euro pro Anruf für das Tierheim, nur aus dem deutschen Festnetz) Charity-SMS: Kennwort „TIERHEIM“ an die 81190 (5 Euro pro SMS für das Tierheim).
Ganz wichtig!
Noch ein Hinweis: Da das Tierheim Nürnberg im Augenblick mit der Versorgung der Tiere alle Hände voll zu tun hat, wird dringend darum gebeten, von Anrufen und Besuchen mit Fragen zu den Welpen abzusehen. Die Tiere sind vom Veterinäramt Bad Reichenhall beschlagnahmt und werden im Augenblick nicht vermittelt. Die Tiere können nicht besucht werden und es können auch keine Reservierungen für die Welpen angenommen werden.
Umweltministerin Ulrike Scharf in der Kritik
Das Umweltministerium in Bayern wollte eigentlich transportfähige Tiere wieder in die Herkunftsländer zurücktransportieren lassen. Nach dem Protest des Deutschen Tierschutzbundes und seines Landesverbandes Bayern und vieler Tierfreunde hat Ministerin Ulrike Scharf offenbar eingelenkt. Die Tierschützer vor Ort erreichte die Nachricht, dass die Welpen jetzt in den Tierheimen bleiben können.
„Wir atmen tief durch, aber Sorgen bleiben. Zuerst einmal steht jetzt die Betreuung der Tiere im Mittelpunkt, das ist eine schwere Aufgabe, die die Tierschützer nun schultern müssen. Es bleibt offen, wer am Ende die Kosten trägt. Klar muss sein: Dafür muss das Land Bayern einstehen“, erklärt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, in einer ersten Kommentierung der aktuellen Entwicklung und ist dabei mit dem Landesverband Bayern des Deutschen Tierschutzbundes einig. Zudem beschreibt Schröder eine weitere Sorge der Tierschützer: „Wir befürchten, dass jetzt an den Grenzen neu ankommende Tiere direkt wieder zurückgeschickt werden. Dazu brauchen wir ebenso noch eine Stellungnahme der derzeitigen bayerischen Ministerin Ulrike Scharf. Diese Handhabung wäre inakzeptabel, weil ganz sicher das Grenzpersonal nicht genügend ausgebildet ist, die Transportfähigkeit festzustellen. Wir befürchten weiteres Tierleid, weil es dann wieder nur nach dem Prinzip „Aus den Augen, aus dem Sinn“ ginge.“
Statement von Dagmar G. Wöhrl, Präsidentin des Tierheims Nürnberg
Anlässlich der beiden illegalen Tiertransporte aus Ungarn und der Slowakei und den angeblichen Rückführungsplänen der beschlagnahmten mehr als 200 Tierbabies erklärt die Nürnberger Bundestagsabgeordnete Dagmar G. Wöhrl:
„Als Präsidentin des Tierheims Nürnberg, das 34 Hundewelpen, sowie sämtliche Zebrafinken und alle Pantherschildkröten aufgenommen hat, werde ich es sicherlich nicht zulassen, dass die leidgebeutelten Welpen an die verantwortungslosen und verbrecherischen Händler zurückgegeben werden. Wir werden alles daran setzen, die bei uns aufgenommenen Tiere wieder aufzupäppeln und sie tierärztlich und pflegerisch so zu versorgen, dass sie eine Chance zum Überleben haben. Auch aus tierschutzrechtlicher Sicht wäre ein Rücktransport das absolut falsche Signal.“
Als Vertreterin der CDU/CSU Fraktion im Parlamentskreis Tierschutz erklärt sie weiter: „Es macht mich traurig, dass uns dieses Thema schon seit vielen Jahren beschäftigen muss. Die aktuelle Situation macht die Brisanz des illegalen Welpenhandels noch einmal deutlich. Ich werde mich dafür einsetzen, dass wir das Thema auch im Parlamentskreis Tierschutz auf die Agenda setzen“.
Wöhrl ergänzt: „Im Frühjahr nächsten Jahres habe ich eine Konferenz zur Situation der Tierheime in Deutschland geplant, um eine schnelle Lösung zum Wohle der Tiere und Tierheime zu finden. Hier hat auch Bundesminister Christian Schmidt seine Teilnahme angekündigt. Die Unterbringung der Tiere aus illegalen Transporten sowie die der vielen Fundtiere stellt die Tierheime vor große finanzielle Herausforderungen. Nichtsdestotrotz muss der Tierschutz immer an erster Stelle stehen.“
Autor:Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg |
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