Sicherheitsbericht Polizeipräsidium Mittelfranken
In Nürnberg lebt es sich so sicher wie nie zuvor!
NÜRNBERG/REGION - Polizeipräsident Roman Fertinger und der Leitende Kriminaldirektor Dr. Holger Plank, Leiter des Sachgebiets E3 -Kriminalitätsbekämpfung-, stellten heute die Polizeiliche Kriminalstatistik 2021 für das Polizeipräsidium Mittelfranken vor. Erfreulich: Auch im Jahr 2021 setzt sich ein für erfreulicher Trend fort: Die Anzahl der erfassten Straftaten ist nochmals gesunken und liegt nun bei knapp 73.000. Zum Vergleich: Im Jahr 2016 wurden noch über 95.000 Straftaten erfasst.
Beim Blick auf die Zahlen der aktuellen Kriminalstatistik kommen Roman Fertinger und Dr. Holger Plank zum gleichen Schluss - im hiesigen Regierungsbezirk lebt es sich so sicher wie nie zuvor! Einer der maßgeblichen Gradmesser für die Sicherheit einer Region ist die Häufigkeitszahl, die das Verhältnis der Straftaten zur Bevölkerung darstellt. Demnach stehen in Mittelfranken für das Jahr 2021 pro 100.000 Einwohner 3.937 Delikte zu Buche. Im bayernweiten Vergleich liegt dieser Wert zwar knapp über dem Durchschnitt, über die letzten Jahre zeigt die Tendenz für die mittelfränkische Häufigkeitszahl jedoch ebenfalls kontinuierlich nach unten und erreichte 2021 den niedrigsten Wert der vergangenen zehn Jahre. Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit, in Mittelfranken Opfer einer Straftat zu werden in diesem Zeitraum um mehr als ein Viertel (-25,3 %) gesunken. Mit Häufigkeitszahlen von 3.899 bzw. 4.539 belegen die mittelfränkischen Großstädte Fürth und Erlangen im bayernweiten Vergleich erneut absolute Spitzenplätze.
Wie in den Vorjahren sind die Zahlen der Kriminalstatistik grundsätzlich unter besonderer Berücksichtigung der ausländerrechtlichen Delikte zu betrachten. Dort mussten im abgelaufenen Jahr entgegen der Entwicklung der Vorjahre wieder mehr Straftaten (2.928; entspricht +44,2 %) registriert werden und nehmen damit unweigerlich Einfluss auf die Gesamtstatistik. Aus diesem Grund werden die betroffenen Werte im Sicherheitsbericht des Polizeipräsidiums Mittefranken sowohl unter Einbeziehung als auch abzüglich der registrierten ausländerrechtlichen Delikte ausgewiesen.
Erfreulicherweise haben die Deliktszahlen vor allem in jenen Bereichen deutlich abgenommen, die für das Sicherheitsgefühl der rund 1,8 Millionen Einwohner in Mittelfranken von entscheidender Bedeutung sind. Die Zahl der Straftaten im öffentlichen Raum, die unter dem Begriff Straßenkriminalität zusammengefasst werden, sank im vergangenen Jahr um 14,4 %. Bei der Gewaltkriminalität fällt dieser Wert nochmals höher aus (-14,7 %). Die Zahl der sogenannten Rohheitsdelikte ging ebenfalls deutlich zurück. 11.360 Straftaten im Jahr 2021 bedeuten einen Rückgang um 11,8 %. Maßgeblich hierfür dürften vor allem die rückläufigen Entwicklungen bei den Körperverletzungsdelikten (-16,9 %) sowie den Raubstraftaten (-13,6 %) sein. Zudem konnte die mittelfränkische Polizei im zurückliegenden Jahr ihre Aufklärungsquote in diesem Phänomenbereich auf 91,8 % steigern.
Die Eigentumskriminalität weist ebenfalls Rückgänge in nahezu allen zugehörigen Deliktsfeldern auf. Im Jahr 2021 registrierte das Polizeipräsidium Mittelfranken 18.678 Eigentumsdelikte. Das sind 3.786 Straftaten weniger als im Jahr 2020 und entspricht einem Rückgang um 16,9 %.
Ein Delikt der Eigentumskriminalität mit starkem Einfluss auf das Sicherheitsgefühl ist der Wohnungseinbruch. Hier kann das Polizeipräsidium Mittelfranken für das vergangene Jahr einen Rückgang um 419 Fälle vermelden, was wiederum einen Bestwert im Zehn-Jahres-Vergleich darstellt. Zeitgleich gelang es, die Aufklärungsquote bei den Wohnungseinbrüchen deutlich zu steigern. Lag die Quote im Jahr 2020 bei 17 %, stieg diese im Jahr 2021 auf 28,1 % an.
Innerhalb der Betäubungsmittelkriminalität konnte im Jahr 2021 bei nahezu gleichbleibender Aufklärungsquote ein Rückgang von 12,1 % verzeichnet werden. Gleichzeitig ist die Zahl der Rauschgifttoten gesunken. 32 Personen und damit vier weniger als im Vorjahr kamen in Folge des Drogenmissbrauchs ums Leben. Nach wie vor kann bei der überwiegenden Zahl der tödlichen Intoxikationen der Konsum von Heroin nachgewiesen werden.
Der Blick auf die Entwicklung der politisch motivierten Kriminalität offenbart einen deutlichen Anstieg der Deliktszahlen. Insgesamt registrierte die mittelfränkische Polizei im zurückliegenden Jahr 1.218 Straftaten, denen eine politische Motivation zugrunde lag. Dieser Wert entspricht einer Steigerung von 44,6 %. Auffällig ist, dass 743 Fälle aller politisch motivierten Straftaten im vergangenen Jahr weder dem links- noch dem rechtspolitischen Bereich zugeordnet werden konnten und in erster Linie durch Protestaktionen gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen, die Reichsbürgerbewegung und die sogenannte "Hasskriminalität" geprägt waren. Unter letzterer fasst die Polizei Straftaten zusammen, bei denen sich strafbare Äußerungen unter anderem gegen ethnische und religiöse Zugehörigkeiten, die sexuelle Orientierung oder auch die politische Haltung anderer Menschen richten. Von dieser Verrohung der Kommunikation sind besonders häufig Personen betroffen, die sich gesellschaftlich oder politisch engagieren.
Die Fallzahlen der Hasskriminalität steigen seit Jahren kontinuierlich an. Dr. Holger Plank bezieht zu dieser besorgniserregenden Entwicklung eindeutig Stellung: "Das kann die Gesellschaft und das können und wollen wir als Polizei nicht akzeptieren!" Innerhalb von Justiz und Polizei ist längst eine hohe Sensibilität für dieses Thema vorhanden. In diesem Zusammenhang hat das Polizeipräsidium Mittelfranken ein inzwischen bayernweit eingeführtes Verfahren entwickelt, durch das Opfer bei der Löschung von Hasskommentaren in sozialen Netzwerke unterstützt werden.
Die Auseinandersetzung mit der vor allem in den sozialen Netzwerken feststellbaren Hasskriminalität lässt die Polizei Mittelfranken eine weitere signifikante Entwicklung erkennen. "Wir stellen nicht nur bei diesem Phänomen, sondern quer über alle anderen Deliktsgruppen fest, dass die Kriminalität immer stärker in das Internet abwandert.", so Dr. Plank zum steigenden Einfluss der gesellschaftlichen Digitalisierung auf die Kriminalitätslage. Für Straftaten, bei denen das Internet als Tatmittel bzw. Medium genutzt wird, kann deliktsübergreifend ein Anstieg von 27,4 % festgestellt werden. Bei Betrachtung einzelner Deliktsgruppen wie etwa der Verbreitung bzw. dem Besitz von Kinderpornografie ist sogar eine exponentielle Steigerungsrate von 133,7 % ablesbar. Um auf diese Entwicklung reagieren zu können, hat die mittelfränkische Polizei im letzten Jahr das Kriminalfachdezernat 5 Nürnberg - Cybercrime und Digitale Forensik eingerichtet. Die Bündelung von Personal und Fachkompetenz für die Ermittlungsarbeit im Bereich Cybercrime führt nicht zuletzt zu einer voranschreitenden Spezialisierung der Polizei bei der Cyber-Kriminalität, sondern kommt im Zuge der Unterstützung bei EDV-basierten Ermittlungen sowie der digitalen Beweissicherungsarbeit allen mittelfränkischen Dienststellen zugute. Mit Blick auf die künftigen Herausforderungen durch die voranschreitende Digitalisierung der Kriminalität sieht Dr. Holger Plank die Entscheidung der mittelfränkischen Polizei zur Errichtung der zentralen Dienststelle für Cybercrime als Schritt in die richtige Richtung: "Die mittelfränkische Polizei hat die Weichen richtig gestellt und ist in punkto Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger auf dem richtigen Weg!"
Sehr große Sorgen bereitet der sogenannte „Callcenterbetrug“, bei dem durch perfide agierende Täter gezielt meist lebensältere Mitbürgerinnen und Mitbürger angegangen und oftmals um ihr lebenslang hart erarbeitetes Vermögen gebracht werden.Trotz intensivster präventiver wie repressiver Arbeit, musste die Polizei 80 vollendete Taten registrieren, bei denen es – neben den erheblichen und nicht zu bemessenden immateriellen Folgen für die Betroffenen – zu einem Vermögensschaden von 2,7 Millionen Euro kam! Dr. Holger Plank wies noch einam explizit darauf hin,
- dass die Polizei NIEMALS vorbei kommt und Geld oder andere Sachwerte abholt ,,um sie in Sicherheit zu bringen". Die große Bitte: Klären Sie (vor allem ältere) Verwandte und Freunde auf!
- Unter der Notrufnummer 110 werden Sie NIEMALS einen Anruf der Polizei bekommen! Legen Sie sofort auf! Melden Sie sich sofort unter der Nummer 110 bei der Polizei. Callcenter-Betrüger benutzen diesen Trick um Leute zu täuschen und stellen dann eine vermeintliche Weiterleitung an eine Dienststelle her.
Sowohl das Versammlungs- als auch das Einsatzgeschehen beim Polizeipräsidium Mittelfranken waren,
wie schon 2020, ganz erheblich von der Corona-Pandemie geprägt. Die Polizei stand inmitten der
gegensätzlichen Strömungen, die sich innerhalb der Bevölkerung, aber auch zwischen einzelnen Gruppierungen und der Politik ergeben haben. Hier war hohe Professionalität gefordert, um bei insgesamt 2.381 Versammlungen die öffentliche Sicherheit und Ordnung stets zu wahren und die Grundrechte aller zu
schützen und zu gewährleisten.
Positiv fiel der Rückgang von Verkehrsunfällen mit verletzten Personen auf. Roman Fertinger: ,,Zugleich besorgt es uns sehr, dass im vergangenen Jahr 67 Menschen im Straßenverkehr ihr Leben verloren haben. Wir steuern dieser Entwicklung mit gezielten Kontrollaktionen vehement entgegen. Wir sind zuversichtlich, dass es uns damit gelingt, die Hauptunfallursachen, wie Geschwindigkeit, Alkohol und Drogen, wirkungsvoll zurückzudrängen. Auch wenn es Bereiche gibt, die uns aus polizeilicher, aber auch aus menschlicher Sicht betroffen machen und Sorge bereiten, sind wir der festen Überzeugung, dass man sich bei uns in Mittelfranken sicher fühlen kann.
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