München & Nürnberg die größten kommunalen Krankenhäusern Europas
Klinik-Chef: Impfpflicht für Personal unvermeidlich!
NÜRNBERG/MÜNCHEN (dpa/lby) - Eine berufsbezogene Impfpflicht für Personal in Kliniken und Pflegeeinrichtungen ist aus Sicht des Leiters der München Klinik, Axel Fischer, unvermeidlich geworden. «Wir sind an einem Punkt, an dem wir nicht drum herumkommen», sagte Fischer der Deutschen Presse-Agentur. «Ich hatte gehofft, dass die Menschen sich freiwillig impfen lassen.» Dass es nun angesichts der extremen Lage eine Pflicht geben solle, sei «bitter».
Auch das Klinikum Nürnberg sieht eine mögliche politische Entscheidung zur Impfpflicht positiv. «Das Klinikum Nürnberg kann die Diskussion um eine allgemeine Impfpflicht in bestimmten Branchen - unter anderem im Gesundheitswesen - nachvollziehen und würde eine solche Impfpflicht unterstützen», sagte eine Sprecherin.
Eine Impfpflicht für einzelne Berufsgruppen, also etwa nur für das Pflegepersonal, lehne man jedoch ab. In den Krankenhäusern des Klinikums Nürnberg werden derzeit 148 Covid-Patienten betreut, 26 davon auf Intensivstationen. München und Nürnberg zählen zu den größten kommunalen Krankenhäusern Europas.
Die vierte Corona-Welle sei die schwerste und bedrohlichste, sagte der Chef der Münchner Kliniken. Dabei gebe es ein Drittel weniger Intensivbetten als im Vorjahr. Hauptgrund sei der Mangel an Pflegekräften. «Viele sagen: «Ich kann nicht mehr»», sagte Fischer. Viele hätten sich von den Corona-Stationen wegversetzen lassen oder seien auf Teilzeit gegangen. «Die Leute sich physisch und psychisch erschöpft», sagte Fischer. «Je länger das dauert, desto höher wird die Gefahr, dass Menschen sagen: «Ich gebe den Beruf auf».»
Eine Kündigungswelle durch eine Impfpflicht für Pflegekräfte erwarten weder er noch seine Kollegen in Nürnberg. Die meisten jetzt noch Ungeimpften seien keine strikten Impfgegner.
Auf den Intensivstationen der München Klinik sind nach Fischers Schätzung mehr als 90 Prozent der Pflegekräfte geimpft, auf den anderen Stationen etwas weniger. Auch aus Nürnberg hieß es, die Impfquote sei hoch, auf den Intensivstationen seien nahezu alle Bediensteten geimpft, oft auch schon mit der Booster-Impfung.
Fischer sagte, die Politik habe viel zu spät reagiert, sowohl mit einschränkenden Maßnahmen als auch mit der Booster-Impfung gerade für die Älteren. «Es ist ein Politikerversagen auf der Bundesebene», sagte der Chef des bundesweit zweitgrößten kommunalen Klinikums. «Uns fehlt jede Weitsicht in der Bekämpfung der Pandemie. Uns fehlt jede langfristige Strategie.»
Es gebe eine «Salami-Taktik» wie im vergangenen Jahr. Allerdings sei die Lage schwieriger. «Selbst wenn wir jetzt eine Vollbremsung machen würden, würde es einige Wochen dauern, bis sie greift.» Er hofft, dass Bilder, wie sie sich zu Beginn der Pandemie in Bergamo und New York boten, noch zu verhindern seien.
Die Krankenhaus-Ampel in Bayern sei zu spät auf Rot geschaltet worden, unter anderem weil sie keinen regionalen Bezug gehabt habe. «Wir hatten schon Hotspots, aber die Ampel war noch auf Grün. Und die Politiker sind durch die Gegend gegangen und haben gesagt: Die Ampel steht auf Grün. Man hat uns auch nie gesagt, was passiert, wenn die Ampel auf Gelb oder Rot springt.» Es werde nun deutlich, dass eben doch «die Inzidenz ein wichtiger Indikator ist».
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