Baustopp bei "The Q"
Lage im Nürnberger Bausektor wird zunehmend kritisch
NÜRNBERG (nf) - Knapp zehn Tage ist es erst her, als sich Oberbürgermeister Marcus König, Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich samt dem Referenten für Finanzen, Personal und IT, Thorsten Brehm bei einem Besuch auf der Baustelle von The Q (ehemaliges Quelle-Areal, Gerchgroup) an der Fürther Straße über den Baufortschritt informiert haben. Die Gespräche stimmten den OB zuversichtlich - eigentlich. Der plötzliche Baustopp auf dem ehemaligen Quelle-Areal lässt Zweifel aufkommen. Darum soll das Thema jetzt in den Stadtrat. Die Sorgen um den Immobiliensektor sind groß. Es stehen einige Projekte in der Noris auf der Kippe.
Die derzeitige Situation im Bau- und Immobiliensektor ist deutschlandweit problematisch. Innerhalb kürzester Zeit rasant gestiegene Bauzinsen, um 50 Prozent gestiegen Baukosten im letzten Jahrzehnt und gleichzeitig deutlich verschärfte Anforderungen an z.B. Energieeffizienz drücken auf den Markt der Immobilienentwicklung.
Die Insolvenzen der Firma „Project Immobilien“ mit ihren Tochtergesellschaften sowie der „Gerchgroup“ haben spürbare Auswirkungen auf Nürnberg. Das Projekt „The Q“ auf dem ehemaligen Quelle-Areal mit geplanten 1.100 Wohnungen, einem Behördenzentrum, Kita und Gastronomie ist davon ebenso betroffen wie mehrere Wohnbauprojekte, wie beispielsweise die „East Side“ in Mögeldorf, das „Max Life“ an der Maximilianstraße oder die „Park Lane“ in Wöhrd.
Nicht nur die Immobilienentwickler selbst sind betroffen, sondern Bauunternehmen und zahlreiche Folgegewerke - vor allem im mittelständischen Handwerk - werden durch die Zahlungsunfähigkeit der Auftraggeber in finanziell schwierige Situationen gebracht und private Käufer vor immense Herausforderungen gestellt.
"Mit Sorge sehen wir die Lage insbesondere privater Käufer von Wohneigentum, die dies als Zuhause für die eigene Familie oder als Altersvorsorge nutzen wollen und dafür an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gegangen sind", so die CSU-Stadtratsfraktion aktuell.
"Für Käufer, Anleger, Handwerker oder Subunternehmer sind die Umstände, Rahmenbedingungen oder Konsequenzen einer Insolvenz in dieser Größenordnung oft nur schwer zu überblicken. Vor allem Privatkäufer wenden sich hilfesuchend an Verwaltung und Politik und erfragen Lösungsmöglichkeiten, Sicherheiten oder Bürgschaften seitens der öffentlichen Hand. Der Umfang der in Nürnberg betroffenen Projekte und die Vielzahl der damit verbundenen Fälle machen es unserer Ansicht nach notwendig, Informationen und Aufklärung anzubieten, Hilfsmöglichkeiten zu prüfen und Beratung zu vermitteln."
Der Antrag zum Thema mit Vorschlägen der CSU-Stadtratsfraktion soll am 27. September im Stadtrat behandelt werden.
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