Mit dem MarktSpiegel durch den geheimen Gang in die Kasematten!

Dr. Martin Winter (Förderverein Nürnberger Felsengänge e.V.) zeigt auf der Karte den Weg durch die Keller und Gewölbe zur Lochwasserleitung. | Foto: Nicole Fuchsbauer
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NÜRNBERG (nf) - In einer der vergangenen Ausgaben Ihres MarktSpiegels nahmen wir unsere Leserinnen und Leser mit in die luftigen Höhen des Plärrer Hochhauses – der höchsten Baustelle Nürnbergs. Jetzt haben wir die Tiefen und die  Vergangenheit Nürnbergs erkundet: Süddeutschlands größtes Felsenkellerlabyrinth am Fuße der Kaiserburg! Zusammen mit Dr. Martin Winter vom Förderverein Felsengänge e.V. ging es in einen geheimen Gang, der in die Lochwasserleitungen unterhalb der Burg führt. 

Um es vorweg zu sagen: Wer an dem Trip in den Untergrund teilnehmen möchte, braucht unbedingt festes Schuhwerk und Kleidung, die auch schmutzig werden darf. Ferner sollten Besucher trittsicher sein, um glitschige Stufen und Treppen bewältigen zu können. Wer sich in den engen Gängen, umgeben von gewaltigen Sandsteinmauern unwohl fühlt, für den ist dieses Abenteuer leider nichts. Dort unten herrschen zudem besondere klimatische Bedingungen. Die Temperaturen liegen bei etwa 8 bis 12 Grad, die Luftfeuchtigkeit liegt zum Teil über 90 Prozent! 

Wer damit kein Problem hat, dem ist der Gang in die Tiefe absolut zu empfehlen. 1380 wurden die Felsengänge übrigens in einer Urkunde über das Braurecht zum ersten Mal erwähnt. Dabei erwies sich der Burgsandstein als ausgesprochen standfest. Durch die sehr kluge Konstruktion mit perfekt übereinander stehenden Säulen hielten die Kellergewölbe sogar dem schrecklichen Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges stand. 

Schlaue Baumeister, Kasematten und Lochwasserleitung

Wie Dr. Martin Winter (forscht seit langem zum Thema Festungsbau) anschaulich erklärte, erheben sich schon seit 1545 aus dem Graben hinter der Burg die gewaltigen Basteien des Baumeisters Antonio Fazuni. Die imponierende und strategisch durchdachte Anlage erregte großen Aufsehen und diente anderen Städten als Vorbild. Zum Glück wurde die Nürnberger Burg niemals angegriffen. Dieses im Zweiten Weltkrieg weitgehend unversehrt gebliebene Baudenkmal ist noch heute ein Zeugnis ersten Ranges für den Festungsbau der Renaissance in Deutschland.
Im Inneren führen steile Treppen hinab zu spitztonnengewölbten, beschusssicheren Verteidigungsgängen tief unter den Basteien der Kaiserburg, den Kasematten. Über eine bereits 1543 angelegte Verbindungstreppe geht es dann noch tiefer in die Felsengänge der Lochwasserleitung. Wann mit dem Bau dieser aus dem Fels geschlagenen, einst geheimen Gänge begonnen wurde, ist nicht bekannt. Aber schon 1459 beschreibt der ,,Röhrenmeister" Scharpf die bereits bestehende Lochwasserleitung. Die Felsengänge sind schmale, kaum mehr als 60 Zentimeter breite, insgesamt rund zwei Kilometer lange, meist aufrecht begehbare Stollen zur Gewinnung und Weiterleitung von Wasser. Mit der Einführung der zentralen Trinkwasserversorgung wurden diese jahrhundertealten unterirdischen Wassergewinnungsanlagen überflüssig.

Durch einen geheimen Gang in die Kasematten

Im Rahmen der groß angelegten Renovierungsarbeiten der Nürnberger Kaiserburg müssen auch in den Kasematten innerhalb der Festungsmauern Ausbesserungen vorgenommenen werden. Wegen des späten Wintereinbruchs sind die Arbeiten zu Saisonbeginn der neuen Führungen des Fördervereins Nürnberger Felsengänge e. V. noch nicht vollständig abgeschlossen und die Kasematten daher nur teilweise zugänglich.

Die Kellerführer des Vereins können nur einen kleineren Teilabschnitt der Kasematten zeigen. Jedoch werden die Gruppen in den nächsten drei Wochen zuerst in den Historischen Kunstbunker gebracht, um dann von dort über einen sonst nicht bei den Führungen genutzten Verbindungsgang in die Lochwasserleitung geführt zu werden.

Voraussichtlich bis zum 10. April 2018 können daher die Teilnehmer dieser Führungen einen normalerweise ungezeigten Teilbereich des „Unterirdischen Nürnbergs“ zu sehen bekommen, was auch eindrücklich aufzeigt, wie verzweigt und verbunden all die unterirdischen Anlagen im Burgberg heute noch sind. Der Durchbruch von der Lochwasserleitung in den Kunstbunker wurde während des Zweiten Weltkrieges geschaffen, weil man im Bunker dadurch eine autarke Wasserversorgung zur Kühlung der Stromgeneratoren ermöglichen konnte. Während des Zweiten Weltkrieges hielt man diese unterirdische Infrastruktur geheim, denn Kunstdiebe hätten über die Lochwasserleitung womöglich in den mit Kunstschätzen voll gepackten ehemaligen Bierkeller gelangen können.

Buchungen von Gruppenführungen sind in dieser Zeit nicht möglich. Das Regelführungsangebot ist wegen der Bauarbeiten reduziert und läuft ab dem 24. März 2018. Mehr Info zu den Führungen finden unter
www.felsengaenge-nuernberg.de

Eintritt für die Regelführungen:
• 7 Euro für Erwachsene, ermäßigt 6 Euro 

Kinder unter 7 Jahren in Begleitung eines Erziehungsberechtigten frei
Kartenverkauf
online-Tickets unter www.historische-felsengaenge.de

http://www.historische-felsengaenge.de

Über den Förderverein Nürnberger Felsengänge e.V. 

Im Juli 1994 gründeten engagierte Bürger den Förderverein Nürnberger Felsengänge e. V.
Anliegen des gemeinnützigen Vereins ist die Erforschung und Erweiterung der Kenntnisse über die historischen unterirdischen Anlagen im Burgberg der Stadt Nürnberg sowie die Erhaltung und Erschließung dieser Baudenkmäler für die Öffentlichkeit. Neben dem Angebot von öffentlichen Führungen haben sich Mitglieder zur Aufgabe gemacht, die Dokumentation dieser Anlagen zu erarbeiten, Vorträge und Ausstellungen anzubieten, für die denkmalpflegerische Instandsetzung und Instandhaltung weiterer schützenswerter Anlagenteile zu sorgen sowie Veröffentlichung von schriftlichen Arbeiten und Plänen über die heimatkundliche Forschung (auch) in Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und Einrichtungen zu bieten. 

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

Webseite von Nicole Fuchsbauer
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Nicole Fuchsbauer auf X (vormals Twitter)

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