Muss man gesehen haben: Unser Nürnberg in Farbe von 1935 bis 1975
Der MarktSpiegel zeigt Bilder aus dem Buch mit ausführlichen Bildbeschreibungen
NÜRNBERG (pm/nf) - Die neueste Publikation des Stadtarchivs Nürnberg, die in Zusammenarbeit mit dem Sutton Verlag entstanden ist, zeigt einmalige Farbaufnahmen der Stadt vor dem Zweiten Weltkrieg, nach der Zerstörung und in den Jahren des Wiederaufbaus. Neben Ansichten der historischen Altstadt finden sich in dem Buch auch Farbfotografien der Vororte aus den Jahren zwischen 1935 und 1975. Das Autorenteam (Ruth Bach-Damaskinos und Thomas Dütsch) zeigt – nach einem Blick auf den Alltag und das Leben der Menschen – die rasanten Veränderungen in diesen vierzig Jahren auf.
Zu den wenig bekannten Fotoschätzen im Stadtarchiv Nürnberg zählen die umfangreichen Sammlungen an Farbdias. In dem vom Sutton Verlag herausgegebenen und vom Stadtarchiv Nürnberg erarbeiteten Bildband lassen rund 180, überwiegend unveröffentlichte Farbfotografien vier Jahrzehnte Stadtgeschichte Revue passieren. Die Bilderreise durch eine bewegte Epoche beginnt Mitte der 1930er Jahre. Damals brachten zuerst Kodak, kurz darauf Agfa die ersten Farbdiafilme auf den Markt. Aus dieser Zeit besitzt das Archiv etliche Sammlungen von Amateurfotografen, die das unzerstörte Nürnberg mit seinen pittoresken Gassen, Plätzen und Bürgerhäusern zeigen. Der überwiegende Teil dieser Aufnahmen gelangte als Schenkung an das Stadtarchiv, darunter die des Textilkaufmanns Otto Strunz (1894–1979), des städtischen Bauoberinspektors Hans Kugler (1889–1974) und des als Amtmann im Gartenbauamt tätigen Josef Winkler (1890–1969). Die beiden Letzteren lichteten in ihrer Freizeit vor allem die zur Kulisse der NS-Reichsparteitage umdekorierte Stadt ab.
Dr. Michael Diefenbacher, Leiter des Stadtarchivs Nürnberg: ,,Mit der vorliegenden neuesten Publikation möchte das Stadtarchiv Nürnberg einen kleinen Einblick in einen bislang wenig bekannten Fotoschatz bieten: seine Sammlung an farbigen Kleinbilddias. Damit rücken wir ein Format in den Mittelpunkt, das lange Zeit gegenüber den Schwarz-Weiß-Aufnahmen unterschätzt wurde. Denn die Sammlungen haben nicht nur unter quantitativen Aspekten eine große Bedeutung – allein die Bilder, die von den Fotografen des Hochbauamtes stammen, übersteigen die Zahl von 50.000, des Weiteren verfügen wir über die Aufnahmen des Stadtplanungsamtes und des Tiefbauamtes, hinzu kommen noch diverse Sammlungen privater Provenienz, die sich derzeit noch gar nicht exakt beziffern lassen –, auch qualitativ dürfen die Kleinbilddias als etwas Besonderes gelten. Das Etikett des nichtprofessionellen Mediums, das dem farbigen Kleinbilddia lange angeheftet wurde, stimmt bei näherer Betrachtung keinesfalls. Denn nicht allein Hobbyfotografen, auch die offizielle Stadtbildfotografie nutzte das Material ab den 1950er Jahren bis zur Ablösung durch die Digitalkamera. Daher bietet unsere Publikation auch ein kleines Stück Mediengeschichte."
Allerdings sind nicht alle Fotografen namentlich überliefert, von manchen sind nur die Familiennamen bekannt, wie von dem Fotografen Mayer-Reinach, der eine ganze Reihe an Dias hinterlassen hat, die einen lebendigen Eindruck vom bunten Treiben zwischen den Verkaufsständen auf dem Hauptmarkt und dem Obstmarkt vermitteln.
Während die Vorkriegsbilder überwiegend von Hobbyfotografen stammen, kann die Mehrzahl der Aufnahmen die die Zerstörung der Nürnbergs während des Zweiten Weltkriegs dokumentieren, einem Fotografen zugeordnet werden: Ray DʼAddario (1920–2011), der als einer der offiziellen Bildreporter der US-Armee zur Berichterstattung über die Nürnberger Prozesse und die Nachfolgeprozesse abkommandiert, in seiner Freizeit die zerstörte Stadt und die mühevollen, von Improvisation und Entbehrungen geprägten Nachkriegsjahre in der Trümmerlandschaft festhielt.
Auf die schwierigen Nachkriegsjahre folgte die Phase des Wiederaufbaus mit ihren nachhaltigen Eingriffen in die Stadtgestalt. Diese Zeit der 1950er und 1960er Jahre, die oft mit dem Begriff „Wirtschaftswunderjahre“ versehen wird, wurde von den Fotografen des Hochbauamtes festgehalten, die nun gezielt Farbdiafilme einsetzten, da mit den Kleinbilddias die verstärkte Nachfrage von Medien und Werbung nach Bildvorlagen bedient werden sollte. Sie zeigen neben den erhalten gebliebenen und wiederhergestellten historischen Gebäuden der Altstadt auch die neu entstandenen Bauten und Denkmäler und ab den späten 1960er Jahren vermehrt städtische Großveranstaltungen und Ereignisse.
Entstanden ist so eine kurzweilige Bilderreise, die in das alte Nürnberg zwischen 1935 und 1975 einlädt und anschaulich den rasanten Wandel unserer Stadt dokumentiert. Dabei wird die Modernisierung der Architektur und des Stadtbildes ebenso aufgezeigt wie die Veränderungen im Alltag und Leben der Bevölkerung.
Nürnberg in Farbe 1935 bis 1975
168 Seiten, ca. 180 Abbildungen, Hardcover
Sutton Verlag, ISBN: 978-3-95400-814-8
Preis: 30 Euro
Weiterer Beitrag zum Thema mit Autorenportraits hier.
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