Märzfeld-Gelände Nürnberg-Langwasser
Neue Gedenktafel an den Fundamentresten des Märzfeldturmes

Christian Vogel, Bürgermeister und Erster Werkleiter des Servicebetriebs Öffentlicher Raum Nürnberg (Sör), und Siegfried Kett (r.), ehemaliger Leiter des Bildungszentrums Nürnberg, haben eine Gedenktafel an den Fundamentresten eines Märzfeldturms enthüllt.
 | Foto:  André Winkel / Stadt Nürnberg
  • Christian Vogel, Bürgermeister und Erster Werkleiter des Servicebetriebs Öffentlicher Raum Nürnberg (Sör), und Siegfried Kett (r.), ehemaliger Leiter des Bildungszentrums Nürnberg, haben eine Gedenktafel an den Fundamentresten eines Märzfeldturms enthüllt.
  • Foto: André Winkel / Stadt Nürnberg
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NÜRNBERG (pm/nf) - Am Donnerstag, 2. Juni 2022, haben Christian Vogel, Bürgermeister und Erster Werkleiter des Servicebetriebs Öffentlicher Raum Nürnberg (Sör), und Siegfried Kett, ehemaliger Leiter des Bildungszentrums Nürnberg, eine Gedenktafel an den Fundamentresten eines Märzfeldturms enthüllt.

Das Märzfeld – benannt nach dem antiken Kriegsgott Mars – gehörte zum ehemaligen Reichsparteitagsgelände und war eine Manöverarena der Wehrmacht. Zum unvollendet gebliebenen Bauwerk gehörten auch 24 Türme, von denen bis 1939 elf fertiggestellt wurden. Ab 1957 entstand auf dem Märzfeld-Gelände der neue Nürnberger Stadtteil Langwasser.

Im Jahr 1984 hatten Schülerinnen und Schüler der damaligen „Gesamtschule Nürnberg Langwasser“ – der heutigen Bertolt-Brecht- Schule – mit ihren Lehrkräften schon einmal eine Tafel auf den Trümmerresten eines Turms angebracht, der sich unweit des U-Bahnhofs Scharfreiterring an einem Geh- und Radweg entlang der Otto- Bärnreuther-Straße befindet. Die Tafel ist mit einem Text von Bertolt Brecht bedruckt und erinnert an die nationalsozialistische Gewaltherrschaft von 1933 bis 1945. In den 1990er-Jahren wurde die Tafel jedoch erst beschädigt und dann entwendet.

Bürgermeister Christian Vogel freut sich, dass die neue Tafel nun wieder an ihrem angestammten Platz hängt: „Die prophetischen Worte Bertolt Brechts ‚Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch‘, sind vielleicht heute aktueller denn je. Die sogenannten NSU-Morde haben gezeigt, dass faschistisches und menschenverachtendes Gedankengut leider immer noch in unserem Land virulent sind. Da heißt es wachsam bleiben und die Werte unserer Demokratie leben und verteidigen. Um die Geschichte und wichtige Intention dahinter in den Fokus zu stellen, haben wir uns für das Anbringen einer zusätzlichen Informationstafel entschieden. Ich danke Siegfried Kett für den Anstoß, dieses Vorhaben umzusetzen, an dem ich mich sehr gerne beteiligt habe“, sagt Christian Vogel.

Stadtteil Langwasser

Siegfried Kett, Pädagoge und Kulturpolitiker, erklärt, wie es zu der ursprünglichen Tafel kam: „Im Unterschied zur Nürnberger Altstadt, die sich dem Besucher wie ein links und rechts der Pegnitz aufgeschlagenes Bilderbuch öffnet, kommt der Stadtteil Langwasser – zumindest auf den ersten Blick – recht geschichtslos daher. Doch dieser Anschein trügt, denn gerade hier spiegelt sich die deutsche Vergangenheit der letzten hundert Jahre wider wie an kaum einem anderen Ort. Unsere Aufgabe ist es, sie sichtbar zu machen.“
Die Metalltafel erinnert an die dunkelste Epoche der deutschen Geschichte und mahnt angesichts zunehmender neonazistischer Umtriebe vor einem Wiedererstarken des Faschismus. Auf der Tafel zu lesen ist folgendes Zitat von Bertolt Brecht: „Das da hätt einmal fast die Welt regiert. Die Völker wurden seiner Herr. Jedoch ich wollte, dass ihr nicht schon triumphiert: Der Schoss ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“ Bei dem Zitat handelt es sich um den für Brechts „Kriegsfibel“ leicht veränderten Schluss-Satz aus seinem 1941 entstandenem Theaterstück „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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