Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
Neue Grabungsfunde aus der Bronzezeit bei Burgthann
NÜRNBERG (pm/nf) – Bei Grabungen in Burgthann, nahe der Stelle, an der einst der berühmte Goldkegel von Ezelsdorf/Buch gefunden wurde, stießen Archäologen auf weitere Artefakte aus der Bronzezeit. Die archäologischen Funde übergab die Gemeinde Burgthann dem Germanischen Nationalmuseum. Im Gegenzug erhielt sie nun Repliken von drei entdeckten Bronzeobjekten, die später im Museum BurgThann ausgestellt werden.
Anlass war die Erschließung des Neubaugebiets „Bayernstraße“ in Burgthann-Ezelsdorf, gelegen in Sichtweite zum Brentenberg und damit der Stelle, an der 1953 der urnenfelderzeitliche Goldhut entdeckt wurde, der heute zu den Highlights im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zählt. Diese Lage und die denkmalreiche Umgebung nährten die Vermutung auf weitere Bodendenkmäler, weshalb die Gemeinde Burgthann das Baugebiet im Vorfeld 2020/21 archäologisch untersuchten ließ. Es schien nicht unwahrscheinlich, auf Überreste einer urnenfelderzeitlichen Siedlung zu stoßen.
Die Urnenfelderkultur war in der späten Bronzezeit, dem 13. bis 8. Jahrhundert v. Chr., in weiten Teilen Mitteleuropas verbreitet. Benannt ist sie nach ihrer Bestattungstradition: Die Toten wurden verbrannt und ihre Asche anschließend in tönernen Urnen beigesetzt.
Mitarbeiter der beauftragten Grabungsfirma Archäologie-Service Franken (ASF) stellten überrascht fest, dass die urnenfelderzeitliche Siedlung bei Burgthann deutlich größer war als zuvor angenommen. Sie legten Überreste von Hausstrukturen und Vorratsgruben frei und bargen überwiegend keramische Funde. Form und Verzierung der Keramikscherben lassen sie in das 13. bis 11. Jahrhundert v. Chr. datieren, also in die frühe bis mittlere Urnenfelderzeit.
Zu den wenigen Bronzefunden gehören eine Knopfsichel – eine Sichel, deren Griffende kurz abgerundet ist und dort seitlich einen kleinen, mitgegossenen Knopf trägt, an dem einst ein hölzerner Griff befestigt war – und zwei Nadeln oder Pfrieme mit abgeflachtem Hals. Die Bronzefunde wurden zwar innerhalb des Siedlungskomplexes, aber außerhalb von Überresten einer Hausstruktur entdeckt – in einer separaten Grube. Waren sie dort zu besonderen Zwecken, eventuell für rituelle Handlungen deponiert worden? Die nähere wissenschaftliche Untersuchung der Objekte steht noch aus. „Ich freue mich, dass die Originale jetzt gut aufgehoben sind“, betont Heinz Meyer, Bürgermeister von Burgthann, bei einem Besuch der archäologischen Restaurierungswerkstätten des Germanischen Nationalmuseums. Die Forschungsarbeit kann nun beginnen. Auch Dr. Angelika Hofmann, Leiterin der Sammlung Archäologie und Mitglied der Generaldirektion, freut sich, die Grabungsfunde wissenschaftlich auszuwerten: „Sie liefern uns neue Erkenntnisse zur urnenfelderzeitlichen Besiedlung rund um den Goldhut.“
Die Gemeinde Burgthann erhielt im Gegenzug Repliken der drei Bronzefunde, die Meyer persönlich bei seinem Besuch entgegennahm. Ab Herbst 2023 werden sie für die Öffentlichkeit zugänglich im Museum BurgThann ausgestellt. Vor Ort im inzwischen fertiggestellten Neubaugebiet informiert schon jetzt eine Informationstafel über die archäologischen Entdeckungen.
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