Historische Gärten St. Johannis
Neuer Hesperidengarten bietet Chance für Einzigartiges

Die bestehenden drei Hesperidengärten sollen um einen vierten Garten erweitert werden. Dafür werden auf dem Gelände einer alten Pinselfabrik (rechts im Bild) rund 2.000 Quadratmeter Fläche entsiegelt und neuer Grünraum geschaffen. | Foto: Gerhard Illig / Stadt Nürnberg
  • Die bestehenden drei Hesperidengärten sollen um einen vierten Garten erweitert werden. Dafür werden auf dem Gelände einer alten Pinselfabrik (rechts im Bild) rund 2.000 Quadratmeter Fläche entsiegelt und neuer Grünraum geschaffen.
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NÜRNBERG (pm/nf) - Der Servicebetrieb Öffentlicher Raum Nürnberg (Sör) hat ein Online-Experten-Hearing zu der geplanten Erweiterung der Hesperidengärten durchgeführt. Rund 150 interessierte Bürgerinnen und Bürger nahmen an der zwei Stunden dauernden sachlichen und für alle Seiten informativen Veranstaltung teil.

Das Expertengremium setzte sich zusammen aus Ferdinand Hirschfelder (1. Vorsitzender Bürgerverein St. Johannis-Schniegling-Wetzendorf e.V.), Jochen Martz (Landschaftsarchitekt Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur), Gerhard Arnold (stellvertretender Geschäftsführer Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg) und Prof. Gerd Aufmkolk (Landschaftsarchitekt WGF Nürnberg GbR). Kurzfristig verhindert waren Prof. Dr. Iris Lauterbach (Gartenhistorikerin Zentralinstitut für Kunstgeschichte München) und Dr. Claudia Maué (Stadtheimatpflegerin).

Der fachliche Diskurs wurde ergänzt durch Oberbürgermeister Marcus König sowie Bürgermeister und Erster Sör-Werkleiter Christan Vogel, geladene Stadtratsmitglieder und einige ausgewählte weitere Experten als Sachverständige im Plenum.

Hervorgegangen ist eine angeregte, sachliche und zielorientierte Diskussion zwischen Expertengremium und dem versammelten Plenum. Zahlreiche konstruktive Fragen von Zuschauerinnen und Zuschauern, die online dabei waren, gingen ein und wurden an die Experten zur Beantwortung weitergereicht. Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits bei der Bewertung der Hesperidengärten: Sie sind einzigartig. Allein die Begrifflichkeit ist nirgends sonst auf der Welt zu finden. Aber auch die Tatsache und Möglichkeit, dass diese ehemaligen Gärten am originalen Standort durch die Öffentlichkeit wieder erlebt werden können, ist und bleibt ein Glücksfall.

Oberbürgermeister Marcus König freut sich über die Gartenerweiterung: „Es werden mit dem neuen Hesperidengarten mehr als 2.000 Quadratmeter Fläche entsiegelt und somit wird viel Grünraum und Freiraum für die Bürgerinnen und Bürger geschaffen. Ziel ist es, ein Stück Natur zurück in die Stadt zu holen.“

Das Für und Wider der Historie und deren Bedeutung für eine Gestaltung des vierten Hesperidengartens wurden erörtert. Wichtige Informationen zur Gestaltung der Nürnberger Gärten gingen hervor: Klassische Barockgärten, wie man sie sich vorstellt, gab es in Nürnberg nicht. Es waren Nutzgärten mit Obst und Gemüse. Die bestehenden Gärten sind keineswegs Rekonstruktionen des historischen Zustands. Sie sind – frei interpretiert nach den damaligen Vorstellungen der 1980er Jahre – Stilgärten nach Nürnberger Interpretation. In gewisser Weise sind sie also auch hier schon eine Neugestaltung der Gärten.

Anhand der unterschiedlichen Expertenmeinungen ergibt sich eine klare Richtung, wie mit dem neuen, dem vierten Hesperidengarten, umgegangen werden sollte: Die Historie beachten, aber nicht daran festklammern. Auch unter Beachtung der Geschichte, die selbst ständigem Wandel unterlag, kann Neues entstehen. Als Richtschnur sollte die ursprüngliche Idee der früheren Gärten und der Hesperidenkultur Nürnbergs dienen: Es war die Idee eines bürgerlichen Gartens an historischem Ort als Rückzugsraum, als Ruhezone und Möglichkeit, in eine andere Welt inmitten der Stadt einzutauchen. Die historische Idee der Hesperiden dienen als Leitplanken für eine respektvolle Gestaltung, die aber nicht scheuklappenartig neue Gedanken ablehnt. Ziel ist eine neue Interpretation der Nürnberger Gartengeschichte, bei der auch der Erhalt des derzeitigen Baumbestands eine wichtige Rolle spielen wird. Diese Sicht war die Essenz aus der Expertenanhörung.

Bürgermeister Christian Vogel: „Das weitere Vorgehen bietet eine einzigartige Chance, den Begriff der Hesperiden noch stärker als einzigartige Besonderheit Nürnbergs in den Fokus zu rücken. Es kann und wird dort etwas Besonderes entstehen. Da bin ich mir nach dem Hearing ganz sicher.“

Die Ergebnisse werden nun umfassend aufbereitet. Auf dieser Grundlage wird die Aufgabenstellung erarbeitet, ob es zu einer modernen oder historisierenden Gestaltung kommt.

So geht es weiter:

  • Die Aufgabenstellung wird dem Stadtrat vorgelegt.
  • Nach dem Beschluss wird ein Landschaftsarchitekturbüro beauftragt.
  • Mit der Aufgabenstellung und dem Landschaftsarchitekturbüro geht es im Herbst/Winter 2022 in die erste Bürgerbeteiligung / Bürgerinformationsveranstaltung.
  • Im Herbst Winter 22/23 wird ein Vorentwurf erarbeitet.
  • Im Frühjahr 2023 finden die zweite Bürgerbeteiligung sowie eine Kinder-und Jugendbeteiligung zum Vorentwurf statt. Hier wird der Vorentwurf noch einmal mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutiert und Anregungen werden aufgenommen.
  • Mit diesen Ergebnissen erarbeitet das Landschaftsarchitekturbüro einen Entwurf.
  • Der fertige Entwurf wird im Sommer 2023 in einer Bürgerinformationsveranstaltung vorgestellt. Im Idealfall gibt es keine oder nur kleine Änderungen.
  • Im Winter 2023/24 werden die Unterlagen der Ausführungsplanung erstellt.
  • Der Baubeginn soll im Sommer 2024 erfolgen.
  • Die geplante Eröffnung ist für das Frühjahr 2025 vorgesehen. 

Die Aufzeichnung des Expertenhearings im Netz:
www.hesperidengaerten.nuernberg.de.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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