Besondere Verdienste um die Stadt
Nürnberg verleiht seine Bürgermedaillen

Oberbürgermeister Marcus König (r.) hat in einer festlichen Sondersitzung des Stadtrats am Dienstag, 16. Juli 2024, die Bürgermedaillen 2024 verliehen an (v.l.) Hans Rudolf Wöhrl, Angelika Weikert, Jo-Achim Hamburger und Irmgard Badura. | Foto: Christine Dierenbach / Stadt Nürnberg
  • Oberbürgermeister Marcus König (r.) hat in einer festlichen Sondersitzung des Stadtrats am Dienstag, 16. Juli 2024, die Bürgermedaillen 2024 verliehen an (v.l.) Hans Rudolf Wöhrl, Angelika Weikert, Jo-Achim Hamburger und Irmgard Badura.
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NÜRNBERG 8pm/nf) – Oberbürgermeister Marcus König hat in einer festlichen Sondersitzung des Stadtrats die Bürgermedaillen 2024 verliehen. Folgende Personen wurden auf Vorschlag des Oberbürgermeisters und der Fraktionen mit der zweithöchsten Auszeichnung der Stadt geehrt:

  • Irmgard Badura
  • Jo-Achim Hamburger
  • Angelika Weikert
  • Hans Rudolf Wöhrl

Die Verleihung der Bürgermedaille findet traditionell am Stadtgründungstag, dem 16. Juli, statt. Mit der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg werden seit 1960 Nürnberger Bürgerinnen und Bürger geehrt, die sich besondere Verdienste um die Stadt Nürnberg erworben haben. Die Bürgermedaille ist aus Gold und hat die Form einer Münze. Auf der Vorderseite ist das große Stadtwappen mit der Umschrift „Stadt Nürnberg“ eingeprägt, auf der Rückseite der Name der oder des Geehrten mit den Worten „Für hervorragende Verdienste“. Bislang wurden 223 Personen mit der Bürgermedaille ausgezeichnet. Im Folgenden redaktionell bearbeitete Auszüge aus den Begründungen der Vorschläge:

Irmgard Badura

Irmgard Badura steht wie keine andere in Nürnberg für Inklusion. Mit Leidenschaft und Hingabe „rüttelt sie an Barrieren in Räumen und Köpfen“, wie die Bayerische Staatsregierung über ihre damalige Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung schreibt. Mit ihrem Engagement setzt sie sich in herausragender Weise für das Gemeinwohl, ein verständnisorientiertes Miteinander sowie gelebte Vielfalt in Nürnberg und weit darüber hinaus ein.

Geboren am 5. Januar 1973 in Amberg, lebt Irmgard Badura seit Geburt an mit einer degenerativen Netzhauterkrankung: Sie sehe wie durch ein Schlüsselloch mit einer inzwischen nicht mehr messbaren Sehkraft, so Baduras Beschreibung. Doch von ihrer Erkrankung hat sie sich nicht abhalten lassen, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, sich zu engagieren und in ein aktives Berufsleben einzutreten – ganz im Gegenteil: Sie absolvierte die Mittlere Reife und zunächst eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin, nach erfolgreichem Abitur an der Nürnberger Berufsoberschule ein Studium der Politik- und Verwaltungswissenschaften und schließlich den Masterstudiengang „Systementwicklung Inklusion“.

„Wir sind Menschen und miteinander das Leben zu gestalten, gehört dazu“, erklärt Irmgard Badura ihr frühes und intensives Engagement in der Selbsthilfe sehbehinderter und blinder Menschen in Nürnberg, Bayern und auf Bundesebene, das nun schon seit 1995 andauert. Ihr Lebenslauf gleicht einem Hürdenlauf gegen die vermeintlichen Barrieren in den Köpfen. So fragt sie immer wieder, wann wir endlich undifferenzierte Vorurteile hinter uns lassen können, warum beispielsweise noch immer erwachsene, behinderte Menschen ungefragt geduzt oder herumgeschoben, zu Entscheidungen gedrängt oder einfach ignoriert werden.

Doch anstatt sich mit Fragen aufzuhalten, geht Irmgard Badura ans Werk. Mit ihrem Einsatz setzt sie Maßstäbe in der Inklusionsarbeit. So hat sie das Beratungskonzept „Blickpunkt Auge“, ausstrahlend vom Dachverband in Berlin, auch ins Nürnberger Büro, zum Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) gebracht. Dort finden Patientinnen und Patienten neben Beratung auch ambulante Sozialdienste, einen Begleitdienst oder können Hausbesuche erhalten. Irmgard Badura prägte als Beirätin zudem die „Lernwirkstatt Inklusion“ im Nürnberger Land, die sich als Beratungs- und Fortbildungszentrum um die Umsetzung von Inklusion in Kitas und Schulen kümmert. Auch die Koordinationsstelle „Leben mit Sehbehinderung“ beim Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband gestaltete sie als Leiterin maßgeblich. Diese organisiert die Arbeit der Sehbehindertenbeauftragten der Landesverbände, die sich insbesondere als Multiplikatoren verstehen.

Aber damit nicht genug: Irmgard Badura geht es um eine Haltung für Toleranz, die sich im Reichtum menschlicher Vielfalt und Respekt füreinander zeigt. Deshalb war sie jahrelang beim BBSB als Referentin und Landesvorständin aktiv, beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Bayern engagiert sie sich als Landesverbandsrätin für eine starke, tolerante und vielfältige Stimme benachteiligter Gruppen. Zudem arbeitete sie für die Beratungsstelle Barrierefreiheit bei der Bayerischen Architektenkammer und beim Bayerischen Landesjugendamt für eine Anlauf- und Beratungsstelle für ehemalige Heimkinder.

Schließlich war sie von 2009 bis 2018 die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, arbeitete in dieser Funktion an Gesetzesvorhaben, Fachveranstaltungen und Programmen mit. Sie war die Schlüsselperson für den Studiengang „Gebärdensprachdolmetschen“ in Landshut und wirkte unermüdlich als Netzwerkerin für zahlreiche Kooperationen wie das Netzwerk Hörbehinderung Bayern. Derzeit ist sie geschäftsführende Vorständin am Zentrum für Selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen in Erlangen. Dort verantwortet sie mit über 220 Mitarbeitenden einen Assistenz- und Pflegedienst sowie Beratungs- und Begegnungsangebote in Mittel- und Oberfranken.

Irmgard Badura ist Nürnbergerin mit Strahlkraft: für die Belange behinderter Menschen, in der Metropolregion, in Bayern und Deutschland, für Jung und Alt. Durch ihr Engagement erhalten viele Menschen und ihre Angehörigen adäquate und niedrigschwellige Beratung und damit auch die Möglichkeit, ihre individuellen Lebensumstände zu gestalten und zu verbessern. Für das soziale Gefüge und den sprichwörtlichen sozialen Frieden ist sie eine tragende Säule.

Die Stadt Nürnberg verleiht ihr in Würdigung ihrer Verdienste die Bürgermedaille.

Jo-Achim Hamburger

„Bou, Du musst nicht immer vorne dran stehen!“ Dieser gutgemeinte Ratschlag des Großvaters – für Jo-Achim Hamburger war er stets wichtiger Leitsatz auf all seinen Wegen. Aber was tun, wenn man plötzlich doch vorne dran steht? Wenn man, wie „Jocki“ Hamburger, die Verantwortung übernimmt für eine Gemeinde mit rund 2 500 Mitgliedern. Nicht für irgendeine Gemeinde in Nürnberg, sondern für die Israelitische Kultusgemeinde (IKG). Seit 2016 steht der gebürtige Nürnberger an der Spitze der IKG.
Auch wenn es heute so aussieht, als wäre es eine logische Folge, dass Jo-Achim Hamburger mit seinen 70 Jahren den Vorsitz der jüdischen Gemeinde innehat: Daran gedacht hat er nie. Vorstellen konnte es sich der „Bou“ nicht, einmal in die Fußstapfen seines Vaters Arno und – ja – des Großvaters Adolf zu treten.

Jo-Achim Hamburger kommt am 20. Januar 1954 zur Welt. Er besucht die Bismarck- und dann die Hegelschule. Über die Realschule gelangt er ans Dürer-Gymnasium, wo er 1973 sein Abitur macht. Ein Jahr später geht Jo-Achim Hamburger mit der Zionistischen Jugend nach Israel in einen Kibbuz. Der liegt gar nicht weit entfernt von Hadera, das gut zwei Jahrzehnte später auf Betreiben seines Vaters Nürnbergs Partnerstadt wird. Im Kibbuz lernt er den halben Tag Hebräisch, die andere Hälfte arbeitet er auf den Bananenfeldern.

An der Universität in Haifa studiert Jo-Achim Hamburger Soziale Arbeit und Psychologie. 1979 macht er seinen Bachelor. 1981 folgt am Technion der Uni Haifa noch ein Abschluss im Hotel-Management. Seine Mutter, sie ist heute 92 Jahre alt, und seine Schwester Ursula, leben da schon seit einigen Jahren ebenfalls in Israel. 1983, zehn Jahre nach seinem Weggang, kehrt Jo-Achim Hamburger nach Nürnberg zurück.

Im Grand Hotel durchläuft er verschiedene Stationen, macht nebenbei seinen Personalfachkaufmann und arbeitet sich erst zum Personal- und dann zum Verkaufsleiter hoch. Ende der 1980er-Jahre folgt der Wechsel zu AEG (später Electrolux) in Nürnberg. Bis zu seinem Ruhestand 2016 übernimmt Hamburger Management-Aufgaben im Zentraleinkauf, erst in Deutschland, dann in Europa, am Ende weltweit und kümmert sich auch um das Change-Management.

Die verschiedenen beruflichen Stationen, die unterschiedlichen Herausforderungen im In- und Ausland, die zahlreichen Reisen: all das soll ihm später noch einmal sehr nützlich werden – als Vorsitzender der IKG. Denn nach dem Tod seines Vaters, der von 1972 bis 2013 Erster Vorsitzender war, stellen sich viele Fragen, wie die IKG in die Zukunft geführt werden kann. Nach einer kurzen Übergangszeit übernimmt Jo-Achim 2016 die Gemeinde, so wie auch schon sein Großvater Adolf, der den Wiederaufbau der IKG in der Nachkriegszeit gemeistert hat.

Das sei keine Familien-Dynastie, betont „Jocki“ Hamburger, der verheiratet ist und einen Sohn hat. Er wollte nie den Vorsitz, doch dann sei er da erst reingerutscht, dann reingewachsen. Weder habe er geahnt, welche Herausforderungen dieses Amt mit sich bringe, noch, welche Anstrengungen damit verbunden seien.

Plötzlich muss er wieder Change-Management betreiben, viel reisen, Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenbringen, unterbringen, er muss vermitteln, mal diplomatisch sein, mal fordernd auftreten. Er verhandelt mit Stadt und Freistaat, setzt sich unermüdlich für die Mitglieder der wachsenden Gemeinde und vor allem für die Kinder und Jugendlichen ein. Der Vielsprachige ist Dolmetscher und Botschafter in vielerlei Hinsicht. Auf Hebräisch, Deutsch oder Englisch, wenn es um reine Verständigung geht. Als Botschafter, wenn es das jüdische Leben in Nürnberg und Bayern betrifft.

Jo-Achim Hamburger weihte mit viel politischer Prominenz 2016 – im Jahr seiner Amtsübernahme – das neue Gemeindezentrum ein, das noch der Idee seines Vaters entsprang. Die Gemeinde will sich nach außen öffnen, wiederholt er heute, sie will das jüdische Leben in Nürnberg sichtbar machen. Wer die Religion kennt, wer die Menschen kennt, hege keine Vorurteile, der hasse nicht, ist er fest überzeugt. Aktuell ist der IKG-Vorsitzende dabei, eine konfessionsübergreifende Kindertagesstätte auf dem streng gesicherten Gelände der Gemeinde im Stadt-Norden zu realisieren. Und sein großer Traum ist eine Begegnungsstätte im Herzen seiner Geburtsstadt.

Auch wenn ihm der barbarische Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel mit über 1200 Ermordeten und den vielen Geiseln in der Hand der Terroristen jeden Tag und jede Nacht fast das Herz zerreißt, auch wenn ihn der immer wieder aufflammende Antisemitismus schier verzweifeln lässt: Die Hoffnung gibt der 70-Jährige, der eigentlich nie nach vorne wollte und noch bis 2026 den Vorsitz der IKG hat, nicht auf. Er habe eine Verantwortung gegenüber seinem Land und seiner Geburtsstadt, der er sehr viel zu verdanken habe. Und er habe viele Leute um sich, die ihm immer wieder Mut machen.

Die Stadt Nürnberg verleiht ihm in Würdigung seiner Verdienste die Bürgermedaille.

Angelika Weikert

Angelika Weikert, geboren am 10. März 1954 in Wiesentheid, engagiert sich seit Jahrzehnten in herausragender und vorbildlicher Weise für die solidarische Stadtgesellschaft in Nürnberg und darüber hinaus. Durch ihren Einsatz, ihr umfangreiches ehrenamtliches Engagement und ihre gelebte Solidarität ist Angelika Weikert ein gesellschaftliches Vorbild.

Angelika Weikert vertrat als Abgeordnete über drei Legislaturperioden hinweg, von 2003 bis 2018, die Menschen im Stimmkreis Nürnberg-Ost im Bayerischen Landtag. Der klare Fokus ihrer parlamentarischen Arbeit lag im Sozialbereich, mit den Themenschwerpunkten Arbeitsmarkpolitik und Asyl- und Flüchtlingspolitik. Sie fungierte unter anderem von 2013 bis 2016 als stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Soziales, Jugend, Familie und Integration des Bayerischen Landtags und war Mitglied der Enquetekommission „Integration in Bayern aktiv gestalten und Richtung geben“. Für ihre Verdienste wurde Angelika Weikert 2019 durch den Bayerischen Landtag mit der Verfassungsmedaille in Silber geehrt.

Vor ihrer Zeit im Landtag war Angelika Weikert von 1990 bis 2003 Mitglied des Nürnberger Stadtrats. Einen Schwerpunkt bildete für sie der Einsatz für das berufliche Schulwesen. Unter anderem setzte sie sich für die Förderung der Meisterschulen und die Gleichstellung von allgemeiner und beruflicher Bildung ein. Als Sprecherin der SPD-Stadtratsfraktion für den Personal- und Organisationsausschuss war es ihr ein wichtiges Anliegen, den Personalrat konsequent in alle wichtigen Entscheidungen einzubinden. Die Überführung des Klinikums Nürnberg in ein Kommunalunternehmen stellte eine der wichtigsten und wegweisendsten Entscheidungen in dieser Zeit dar.

Ihre Ehrenämter waren für Angelika Weikert viel mehr als nur eine Nebenbeschäftigung neben der parlamentarischen Arbeit. Ihr ehrenamtliches Engagement setzte die Themen und war Antrieb und Motivation für ihre parlamentarische und politische Arbeit. Getreu ihrem Leitmotiv, Betroffene zu Beteiligten zu machen, gab sie den Menschen, für die sie sich ehrenamtlich engagierte, eine Stimme im Parlament.

Seit 2014 fungiert Angelika Weikert als Vorsitzende des Präsidiums des Kreisverbands Nürnberg der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Von 2007 bis 2014 war sie stellvertretende Vorsitzende des damals ehrenamtlichen Vorstands. Auch hier kommt ihr Anspruch zum Tragen, Ungerechtigkeit zu beseitigen und von Ausgrenzung und Armut betroffenen Menschen politisch eine Stimme zu geben.

Der AWO Kreisverband Nürnberg beschäftigt mehr als 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bietet eine große Bandbreite sozialer Dienstleistungen an. Mit dem Engagement ihrer ehrenamtlichen Mitglieder trägt die AWO zur Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts bei. Darüber hinaus ist Frau Weikert stellvertretende Vorsitzende im Aufsichtsrat der AWO-arbewe Inklusionsgesellschaft für psychisch beeinträchtigte Menschen gGmbH, in deren Werkstätten und Wohnheimen Menschen mit seelischer Behinderung eine Teilhabe am Arbeitsleben ermöglicht wird.

Besonders am Herzen liegen Frau Weikert seit über 30 Jahren unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Der Verein „Wohngemeinschaft für Flüchtlingskinder Nürnberg e. V.“, dem sie seit 1993 angehört, engagiert sich für Kinder und Jugendliche, die ohne Eltern oder Erziehungsberechtigte nach Deutschland kommen. Die meisten von ihnen leiden sehr unter der Trennung von ihren Familien. Viele kommen mit größten Erwartungen der Herkunftsfamilie nach Deutschland, die sich nicht erfüllen lassen. Erlebnisse auf der Flucht selbst hinterlassen oft gravierende Spuren.

In den Einrichtungen des Vereins erhalten die Jugendlichen nicht nur einen Platz zum Wohnen und sozialpädagogische und psychologische Unterstützung. Der Verein setzt sich besonders dafür ein, dass die Jugendlichen Sprachförderung und Nachhilfe in allen Schulfächern erhalten. Die Erfolge und Fortschritte der (ehemaligen) Schützlinge bestätigen diesen Weg und sind gleichzeitig ein Appell an die Haupt- und Ehrenamtlichen, kontinuierlich weiterzumachen. Frau Weikert ist seit 2001 Mitglied im Vorstand des Vereins, seit 2005 ist sie die erste Vorsitzende und ehrenamtliche Geschäftsführerin. Unter ihrer Ägide wuchs der Verein stetig an und konnte seine Hilfsangebote ausweiten.

Aktuell betreibt der Verein eine Wohngemeinschaft mit Clearingstelle und eine teilzeitbetreute Wohngruppe. Seit 1994 haben bisher 263 Jugendliche Schutz, Hilfe und Bildung in beiden stationären Wohngruppen gefunden. Diese Jugendliche kamen aus insgesamt 32 verschiedenen Ländern. Jugendliche ab 16 Jahren und junge Erwachsene erhalten im außenbetreuten Wohnen Unterstützung und Orientierung bei ihrer Verselbstständigung in allen Lebensbereichen. Ehrenamtliche Vormünder werden beratend in ihrem Einsatz für junge Flüchtlinge unterstützt.

Zudem war Frau Weikert über viele Jahre hinweg in weiteren Vorstandschaften und Gremien ehrenamtlich tätig, beispielsweise als Vorstandsmitglied im Förderverein der Unabhängigen Patientenberatung oder in der Hospiz- und Palliativstiftung Nürnberg.

Frau Angelika Weikert hat sich mit ihrem jahrzehntelangen und ehrenamtlichen Engagement insbesondere für Geflüchtete und Menschen mit Hilfebedarf in besonderem Maße um die Nürnberger Stadtgesellschaft verdient gemacht. Frau Weikert hat mit ihrer ehrenamtlichen Lebensleistung ganz Nürnberg positiv beeinflusst.

Die Stadt Nürnberg verleiht ihr in Würdigung ihrer Verdienste die Bürgermedaille.

Hans Rudolf Wöhrl

Hans Rudolf Wöhrl gehört zu den vielseitigsten Unternehmern Deutschlands. Bereits 1966, im Alter von 19 Jahren, machte er sich mit seiner ersten Boutique in Nürnberg selbständig und ist seither unermüdlicher Geschäftsmann und in den unterschiedlichsten Branchen erfolgreich. Im Zentrum seiner Unternehmungen steht und stand immer seine Heimatstadt Nürnberg.

Hans Rudolf Wöhrl wurde am 20. November 1947 in Nürnberg geboren. Er erwarb 1963 die mittlere Reife und besuchte anschließend die internationale Wirtschaftsoberschule in London und Genf. Noch während seiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann gründete er in Nürnberg die innovativen „Carnaby-Shops“, Boutiquen in original englischem Style.

1970 übernahm er zusammen mit seinem Bruder das von seinen Eltern gegründete Modehaus in Nürnberg. Als geschäftsführender Gesellschafter baute er das Unternehmen innerhalb von 30 Jahren auf 40 Filialen in ganz Deutschland mit mehr als 3 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus. Das markante Stammhaus am Weißen Turm in Nürnberg ist bis heute eine Institution bei der Bevölkerung und nicht selten ist „…ich geh in die Stadt“ bei den Nürnbergerinnen und Nürnbergern auch verbunden mit „…ich geh zum Wöhrl“.

Doch nicht nur in der Modebranche wurde Hans Rudolf Wöhrl als Unternehmer bekannt. Bereits als 18-Jähriger machte Wöhrl seinen ersten Pilotenschein und die Fliegerei 1974 vom Hobby zum weiteren Standbein seiner geschäftlichen Aktivitäten. Er gründete als Pionier des Regionalflugverkehrs die Fluggesellschaft „Nürnberger Flugdienst“ (NFD), die sich im Laufe weniger Jahre zum ernst zu nehmenden Anbieter entwickelte und 1985 durch das Verkehrsministerium zur zweiten deutschen Linienfluggesellschaft nach der Lufthansa bestimmt wurde. Der NFD hat mit seinem Angebot dem Nürnberger Flughafen zu Bekanntheit und Beliebtheit verholfen, er legte den Grundstein für die spätere Eurowings und den Erfolg unseres Airports als Drehkreuz.

Immer wieder saß der Unternehmer selbst am Steuer einer seiner Linienmaschinen und teilte damit die Leidenschaft nicht zuletzt mit einem seiner regelmäßigen Charterkunden beim NFD, dem damaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß.

Seinen Erfolg hat Hans Rudolf Wöhrl immer auch gerne geteilt. Nicht nur mit Geschäftspartnern und in seiner Familie, sondern auch zum Wohle seiner Mitarbeitenden und im Sinne der Allgemeinheit. So führte er als einer der ersten Großunternehmer in Deutschland die Vier-Tage-Woche für seine Angestellten ein. 1994 gründete er die gemeinnützige Wöhrl Akademie zur Förderung eigener, aber auch externer Mitarbeitender im Einzelhandel. Zu einer Zeit, in der Personalentwicklung oft noch ein Fremdwort war, leistete er branchenweit Pionierarbeit und einen wertvollen Beitrag zur Nachwuchsförderung sowie zur individuellen, persönlichen und fachlichen Entwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Ein schwerer Schicksalsschlag war 2001 der Tod des jüngsten Sohns Emanuel. Zusammen mit seiner Frau Dagmar und dem gemeinsamen Sohn Marcus gründete Hans Rudolf Wöhrl wenige Jahre später die Emanuel Wöhrl-Stiftung, die sich für Kinder auf der ganzen Welt einsetzt. Vom Engagement in Entwicklungsländern, wo oftmals schon die Ernährung oder medizinische Grundversorgung große Probleme darstellen, bis nach Deutschland, wo immer mehr Kinder aus den verschiedensten Gründen Hilfe benötigen, um die Chance auf ein erfülltes Leben zu haben.

Alle Unternehmungen im Lebenslauf von Hans Rudolf Wöhrl auch nur annähernd ausreichend zu beschreiben ist eine Aufgabe, die man besser in einem Buch als in einer Laudatio verwirklichen kann. Von sich selbst sagte er einmal: „Ich bin Unternehmer und Dienstleister aus Überzeugung. Ein roter Faden zieht sich durch mein Leben: Dingen, die ich gerne tue, lasse ich gerne geschäftliche Aktivitäten folgen.“ Und Hans Rudolf Wöhrl hat viele Dinge gern getan und tut das bis heute: belegt durch Modehäuser, Airlines, Immobilienbeteiligungen, eine Hotelkette und vieles mehr.

Heute richtet sich sein Hauptaugenmerk auf die Emanuel Wöhrl-Stiftung, Immobilien und die Iintro Gruppe. Letztere beteiligt sich seit vielen Jahren an Unternehmen, Firmengründungen und Sanierungen. An der Seite von Gründern beim Aufbau neuer Unternehmen zu stehen liegt dabei im Fokus. Und dabei geht es Hans Rudolf Wöhrl weniger um aufwändige Businesspläne, sondern in erster Linie um die Menschen hinter der Idee.

Bleibt, Hans Rudolf Wöhrl noch einmal selbst zu zitieren: „Mein erstes Angebot ist immer das Beste.“ Wir können nur spekulieren, wie viele Angebote er schon in seinem Leben gemacht hat. Bei all seinen Aktivitäten ist Hans Rudolf Wöhrl nicht nur sich selbst, sondern immer auch seiner Heimatstadt Nürnberg und unserer Region treu geblieben und hat – ganz im Sinne der Inschrift dieser Bürgermedaille – hervorragende Dienste, vor allem für unseren Wirtschaftsstandort, geleistet.

Die Stadt Nürnberg verleiht ihm in Würdigung seiner Verdienste die Bürgermedaille.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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