Nürnberg wird weiter wachsen
NÜRNBERG (pm/nf) - Das Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth hat eine Bevölkerungsprognose erstellt mit dem Ergebnis: Nürnberg wird weiter wachsen. Am 31. Dezember 2014 waren 516.770 Personen mit Hauptwohnsitz in Nürnberg gemeldet. Seit der Jahrtausendwende hat die Stadt damit bereits über 36.000 Einwohnerinnen und Einwohner gewonnen.
Im Laufe des Jahres 2015 kamen weitere 10.150 Menschen dazu, etwa zur Hälfte Flüchtlinge und Asylbewerber aus den Krisenregionen außerhalb Europas. Auch ohne die Flüchtlingszuwanderung rechnet das Amt für Stadtforschung und Statistik bis zum Jahr 2020 mit einem weiteren Anstieg auf 530.180 Nürnbergerinnen und Nürnberger.
Für Stadtverwaltungen ist es von großer Bedeutung, eine Vorstellung von der aktuellen und zukünftigen Zusammensetzung ihrer Einwohner zu haben, um die spezifischen Herausforderungen des demographischen Wandels in die Planungen der verschiedenen Fachämter einbeziehen zu können. Wie sich die Altersstruktur und auch die Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner verändern, hängt maßgeblich von den Zu- und Fortzügen sowie von den Geburten und Sterbefällen ab. Das Nürnberger Amt für Stadtforschung und Statistik beobachtet ständig die Entwicklungen und stellt Zahlenmaterial für andere planenden Dienststellen zur Verfügung.
Bereits im Januar berichtete das Amt für Stadtforschung und Statistik von einem erneuten Geburtenrekord im vergangenen Jahr. 2015 wurden
5.142 Nürnberger Kinder geboren. Da nun die Generationen der Töchter der Babyboomerjahrgänge selbst in das typische Mütteralter kommen, werden auch in Zukunft hohe Geburtenzahlen erwartet. Diese Töchtergenerationen zeichnen sich durch eine vergleichsweise hohe Anzahl aus. Schon zu Beginn des Jahres 2015 (das heißt vor dem Flüchtlingszuzug) gab es in der geburtenstarken Altersgruppe der 25- bis unter 35-Jährigen 2 700 Frauen mehr als fünf Jahre zuvor. Die Geburtenzahlen in Nürnberg sind derzeit so hoch wie zuletzt Ende der 1960er Jahre.
Die Zahl der Sterbefälle verzeichnete 2015 mit 5.882 Verstorbenen ein kurzzeitiges Hoch im Vergleich der letzten Jahre. Generell nimmt jedoch die Sterblichkeit in allen Altersgruppen ab, was zu einem steigenden Anteil an Personen in besonders hohen Altersgruppen führt: 2015 waren rund 29.400 Einwohnerinnen und Einwohner (5,6 Prozent) mindestens 80 Jahre alt, 1995 war diese Gruppe mit 24.300 Personen (5,0 Prozent) dagegen noch deutlich kleiner. Auch in Zukunft wird mit einem weiteren Rückgang der Sterblichkeit gerechnet, sodass trotz steigender Bevölkerungsbestände auch unter den Hochaltrigen die Zahl der Sterbefälle zumindest konstant bleiben wird. Im Saldo der sogenannten natürlichen Bevölkerungsbewegungen (also Geburten minus Sterbefälle) verzeichnet die Stadt seit dem Ende der 1960er einen negativen Wert. Dies wird auch in Zukunft so bleiben, jedoch auf einem langfristig niedrigen Niveau.
Ob die Stadt einen Bevölkerungszuwachs hat oder nicht, ist daher entscheidend von den Wanderungen über die Stadtgrenze abhängig. Im vergangenen Jahr sorgte vor allem eine gestiegene Zuwanderung – speziell die Zuwanderung aus dem Ausland – für eine hohe Dynamik in der Bevölkerungsentwicklung. Wie das Bayerische Landesamt für Statistik mitteilte, verzeichnete Bayern 2015 insgesamt ein Plus von
170.000 Menschen allein aus Wanderungsgewinnen gegenüber dem Ausland. Ein bedeutender Teil dieser Zuwanderer kam aus Krisenregionen wie Syrien, Irak oder Afghanistan, aber auch Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien kamen im Zuge der EU-Freizügigkeit vermehrt nach Deutschland.
Auch in Nürnberg hat sich die gestiegene Auslandszuwanderung bemerkbar gemacht. Rund 9.500 Personen und damit 5,6 Prozent der bayerischen Wanderungszugewinne gegenüber dem Ausland entfielen allein auf die Stadt Nürnberg, allerdings ist nicht davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung langfristig auf einem solch hohen Niveau fortsetzt, so teilt die Stadt Nürnberg mit.
Eine Besonderheit der aktuellen Berechnung ist der Versuch, die Flüchtlinge aus dem Bestand heraus zu rechnen, da keine validen Annahmen zum Volumen und zum zukünftigen demographischen Verhalten der Schutzsuchenden getroffen werden können. Diese Gruppe mit in die Berechnungen einzubeziehen hätte eine verzerrende Wirkung auf die Vorausberechnung der übrigen Stadtbevölkerung. Für die Planung in einzelnen Stadtgebieten erscheint es sinnvoller, die jetzt noch zum großen Teil in Gemeinschaftsunterkünften untergebrachten Personen gesondert zu betrachten. Aufgrund der hohen Dynamik der aktuellen Entwicklungen und den Unwägbarkeiten ist zudem der Prognosehorizont für die Vorausberechnung verhältnismäßig kurz: Berechnet wurde der Bevölkerungsstand bis zum Jahr 2020.
Diese Überlegungen sollen eine bedarfsgerechte Planung ermöglichen, indem die aktuellen Entwicklungen, insbesondere die steigende Anzahl älterer Einwohnerinnen und Einwohner wie auch die Zahl der Kinder und die damit einhergehenden Infrastrukturanforderungen, gut abbildet werden und gleichzeitig den Bedürfnissen der momentan rund 8.000 in der Stadt lebenden Schutzsuchenden – von denen circa 5.000 am 31. Dezember 2015 im Melderegister verzeichnet waren – Rechnung getragen wird.
Bei ihrer Vorausberechnung kommen die Nürnberger Statistiker zu dem Ergebnis, dass in den kommenden Jahren die Zahl der Nürnbergerinnen und Nürnberger auch ohne Einbeziehung der Flüchtlinge Jahr für Jahr steigen und im Jahr 2020 eine Zahl von 530.180 erreichen wird. Die tatsächliche weitere Entwicklung – besonders was die Zahl der Flüchtlinge in Nürnberg betrifft – muss genau beobachtet werden, damit diese Vorausberechnung gegebenenfalls angepasst werden kann.
Das Amt für Stadtforschung und Statistik bereitet derzeit eine ausführliche Darstellung der Prognoseergebnisse bis 2020 vor, ebenso wie einen Demographiebericht, der die Entwicklungen der Nürnberger Geburten, Sterbefälle und Wanderungsbewegungen in jüngster Vergangenheit beleuchtet.
Autor:Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg |
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