Malcolm Bidali aus Kenia
Nürnberger Menschenrechtspreis: Kampf gegen Ausbeutung

Oberbürgermeister und Jury-Vorsitzender Marcus König mit dem Foto des Preisträgers Malcolm Bidali aus Kenia. | Foto: Stadt Nürnberg / Christine Dierenbach
  • Oberbürgermeister und Jury-Vorsitzender Marcus König mit dem Foto des Preisträgers Malcolm Bidali aus Kenia.
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NÜRNBERG (pm/nf) – Rund um die 15. Verleihung des mit 25 000 Euro dotierten Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises sind Bürgerinnen und Bürger zu einem vielfältigen Begleitprogramm eingeladen: Für seinen unbeirrten Kampf gegen die Ausbeutung von Arbeitsmigrantinnen und -migranten bekommt Malcolm Bidali aus Kenia die Auszeichnung am Sonntag, 24. September 2023, um 11 Uhr im Opernhaus von Oberbürgermeister Marcus König überreicht.

Der 31-jährige Blogger und Menschenrechtsaktivist, der von 2018 bis 2021 in Katar als Wachmann tätig war, wird für sein Menschenrechts-Engagement geehrt, weil er laut Jury „eine der wenigen mutigen Stimmen ist, die sich gegen den Missbrauch und die Ausbeutung von immigrierten Arbeitskräften in Katar, vor allem im Dienstleistungsbereich, aussprechen“.

Der Preisträger des Jahres 2023

Wie unzählige Arbeitsmigrantinnen und -migranten litt auch Malcolm Bidali während seiner Tätigkeit als Sicherheitsbediensteter in den Jahren von 2018 bis 2021 in Katar unter äußerst schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen. Weil seine Beschwerden gegenüber Behörden erfolglos blieben, veröffentlichte er unter dem Pseudonym Noah auf Kanälen wie Twitter und Instagram erlebte und beobachtete Menschenrechtsverletzungen. Im Mai 2021 war Bidali in Katar inhaftiert worden – nachdem er wenige Tage zuvor bei einer Onlineveranstaltung über die schwierige Situation von Arbeitsmigrantinnen und -migranten gesprochen hatte.

Weder sein Aufenthaltsort wurde bekanntgegeben noch erhielt er während seiner Inhaftierung Zugang zu einem Rechtsbeistand. Der gegen ihn erhobene Vorwurf lautete: Er habe „falsche Nachrichten mit der Absicht, das öffentliche System des Staates zu gefährden“, veröffentlicht. Mit Hilfe von Menschenrechtsorganisationen und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) kam Bidali nach 30 Tagen Einzelhaft frei und konnte nach Zahlung einer gegen ihn verhängten Geldstrafe von umgerechnet etwa 6 000 Euro das Emirat im Juli 2021 verlassen und nach Kenia zurückkehren. Von dort aus setzt er sich weiter für die Rechte von Wanderarbeiterinnen und -arbeitern in der Golfregion ein. Mit Würdigung der Arbeit von Malcolm Bidali möchte die Jury das Thema Arbeitsmigration wieder stärker auf die internationale Agenda setzen.

Gemeinsam tafeln für Frieden

Im Anschluss an die Preisverleihung findet ab 13 Uhr die Friedenstafel statt. Die von der Stabsstelle Menschenrechtsbüro & Gleichstellungsstelle und dem Amt für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg organisierte Veranstaltung verläuft vom Kornmarkt über den Hallplatz bis zur Königstraße. Nürnbergs Bürgerschaft setzt mit der Friedenstafel seit 1999 ein Zeichen für Frieden, Toleranz und die Achtung der Menschenrechte weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Auch in diesem Jahr gibt es die Gelegenheit zum Gespräch mit Mitgliedern der Jury und vielen, die sich aktiv für Menschenrechte engagieren. Menschenrechtsorganisationen diskutieren an ihren Infotischen mit Interessierten und stellen ihre Arbeit vor. In diesem Jahr bildet eine Kindertafel eine Brücke zum Weltkindertag, der wieder zwischen 12 und 18 Uhr auf dem Jakobsplatz gefeiert wird.

Vielfältiges Begleitprogramm

Rund um Preisverleihung und Friedenstafel am 24. September finden weitere Programmpunkte (menschenrechte.nuernberg.de) statt. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich dazu eingeladen, an den verschiedenen Veranstaltungen teilzunehmen, sich über das Thema des Preisträgers zu informieren und zu diskutieren. Unter anderem findet am Dienstag, 26. September, um 19 Uhr im Caritas-Pirckheimer-Haus eine große Podiumsveranstaltung mit dem Titel „FAIR WORK – FAIR PLAY. Wanderarbeit und Menschenrechte nicht nur im fernen Katar“ statt. An dem Abend werden neben Menschenrechtspreisträger Malcolm Bidali auch der Journalist Benjamin Best, Annelie Buntenbach vom europäischem Unterstützungsnetzwerk Faire Mobilität und Gemüsegärtner Stefan Hußnätter einerseits einen Blick auf die vergangene Fußball-WM in Katar, andererseits aber auch auf Deutschland und in unsere Region richten. Denn auch hier gibt es hinsichtlich der Arbeitsbedingungen von Wanderarbeiterinnen und ‑arbeitern in zahlreichen Branchen Verbesserungsbedarf. Die Veranstaltung ist kostenlos. Um Anmeldung bis Freitag, 22. September, unter Angabe von Name und gegebenenfalls der Organisation per E-Mail an menschenrechtsbuero@stadt.nuernberg.de oder telefonisch unter 09 11 / 2 31-50 29, wird gebeten. Eine Gebärdensprachübersetzung wird bei Bedarf angeboten.

Stadt des Friedens und der Menschenrechte

Die Stadt Nürnberg vergibt seit 1995 alle zwei Jahre die Auszeichnung an Personen, die sich zum Teil unter erheblichen persönlichen Risiken für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Der Preis ist laut Satzung ein Symbol dafür, dass von Nürnberg, der einstigen Stadt der nationalsozialistischen Reichsparteitage und der menschenverachtenden NS-Rassegesetze, „in Gegenwart und Zukunft nur noch Signale des Friedens und der Völkerverständigung ausgehen“. Damit will die Stadt Nürnberg einen Beitrag zur weltweiten Achtung der Menschenrechte leisten und dazu ermutigen, sich für Menschenrechte zu engagieren und diejenigen zu schützen, die sie verteidigen. Der Preis steht alle zwei Jahre im Mittelpunkt des vielfältigen Engagements der Stadt Nürnberg, die 1997 das erste und nach wie vor einzige kommunale Menschenrechtsbüro Deutschlands eingerichtet hat. maj

Informationen zu Programm und Preisträger online unter
menschenrechte.nuernberg.de

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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