Nürnberger Stadtrat fordert "Quarantäne-Hotels"
NÜRNBERG - Unbestritten gehören Gastronomie und Hotellerie gehören zu den Branchen, die in ihrer gewerblichen Freiheit derzeit am stärksten von den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie betroffen sind. Aus diesem Grund bringt Nürnbergs Stadtrat Ümit Sormaz (FDP) einen Vorschlag ins Gespräch, der Hotels Unterstützung geben könnte, die vom Beherbergungsverbot betroffen sind. Doch wie kann das funktionieren? Der FDP-Stadtrat erklärt seine Idee im Interview.
Herr Sormaz, Sie brachten weit vor dem Berliner Regierenden Bürgermeister eine zunächst ignorierte Idee von Corona-Hotels auf. Was ist das genau?
Sormaz: „Wir leiden unter sehr hohen Infektionszahlen in Nürnberg. Ein Grund dafür ist: Manche infizierte Menschen leben in ihren Familien auf engstem Raum, während mindestens 2000 Nürnberger Hotelzimmer vom Steuerzahler finanziert leer stehen. Hier könnte man pragmatisch und gesundheitsfördernd mit Quarantäne-Gutscheinen für zehn Tage das Virus eindämmen und für steigende Umsätze in der Hotellerie sorgen.“
Wie genau soll das dann gehen?
Sormaz: „Ich fordere in einem Antrag, die Stadt solle Gutscheine an Infizierte verteilen. Diese in Höhe von Halbpensions-Preisen für zehn Tage müssen von den Hoteliers mit der erhaltenen Corona-Hilfe gegengerechnet werden. Sollte die Summe darüber liegen, muss das Land die Mehrkosten tragen. Ein Anreiz für Hoteliers. Abstand, Hygiene und Quarantäne, das sind die Grundsätze zur Pandemiebekämpfung, an denen sich jetzt auch die Hotellerie beteiligen kann.“
Welche Hotels könnten da mitmachen?
Sormaz: „Jedes Hotel soll rasch ein Hygienekonzept vorlegen. Nach erfolgreicher Prüfung durch das Ordnungsamt kann es losgehen. Natürlich steht es den Betreibern frei, sich aus Reputationsgründen an der Hilfe für die Bevölkerung zu beteiligen. Aber glauben Sie mir. Die Leute werden sich erinnern, welches Haus in Zeiten der Not geholfen hat und welches nicht.“
Welche Wirkung erhoffen Sie sich?
Sormaz: „Eine doppelt positive. Die Weitergabe des Virus im häuslichen Umfeld wird vermieden. Und Hotellerie und Gastgewerbe, das natürlich auch logistisch mit den Hotels zusammenarbeitet, werden gerettet. Schon im November machte die Ärztegewerkschaft Marburger Bund den Vorschlag, positiv auf COVID-19 Getestete in einer zehntätigen Quarantäne fern des Hausstandes zu isolieren. Und die teueren Hygienekonzepte der Hotellerie würden somit ebenfalls genutzt. Wir von der FDP zeigen jetzt wie es geht.“
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.