Ortsbäuerin erzählt vom Brunnenschmücken
Osterbrunnenbrauch in der Fränkischen Schweiz - Jeder Brunnen hat seine Geschichte - Von Wassernot und schwerer Arbeit
REGION - Viele nutzen dieses erste frühlingshafte Wochenende, um eine Wanderung zu den schön geschmückten Osterbrunnen der Fränkischen Schweiz zu unternehmen. Doch auch abseits der Hauptrouten geben sich die Einwohner der kleineren Dörfer viel Mühe beim Schmücken der traditionellen Osterbrunnen. Ortsbäuerin Notburga Brehm hat die Geschichte des Brunnens in Hohenpölz (Markt Heiligenstadt) erzählt.
,,Unser alter Dorfbrunnen stand mitten im Dorf - nicht weit vom jetzigen Brunnen. Da es in Hohenpölz of Wasserknappheit gab und in den trockenen Sommern das Wasser für Leut' und Vieh nicht ausreichte, wurde der neue Brunnen im Jahr 1947 gegraben. Gerade das Jahr 1947 war ein extremer Hitze- und Dürresommer. Das führte dazu, dass der Brunnen gesperrt werden musste. Nur zu einer bestimmten Tageszeit wurde das Wasser vom Gemeindediener verteilt. Die Einwohner standen Schlange, doch jeder erhielt eine oder eine halbe Butte Wasser - je nach Wasserstand des Brunnens. Für die Tiere wurde Wasser mit Jauchefässern aus den Nachbarorten Oberleinleiter oder Huppendorf geholt. Das Wasserrecht hatte die Gemeinde Hohenpölz in Heroldsmühle-Oberleinleiter. Allerdings war der Berg von Oberleinleiter nach Hohenpölz für ein Kuhgespann mit dem Fass Wasser oft zu schwer, so fuhr man lieber nach Huppendorf, das einen Brunnen mit ausreichend Wasser sein eigen nannte. Nur: die Huppendorfer sahen das gar nicht gern. Mit einer Schöpfe wurde das Fass gefüllt. Die Schöpfe war ein Gefäß aus Blech wie ein kleiner Eimer, der an einem langen Holzstiel befestigt war. Eine mühselige Arbeit, bis das Fass voll war.
1956 wurde schließlich die ,,moderne" Wasserleitung ,,Poxdorfer Gruppe" gebaut. Die Ortschaften Poxdorf, Laibarös, Huppendorf, Hohenpölz und Brunn eingeschlossen. Erst seitdem gibt es in Hohenpölz keine extremen Wassernöte mehr.
1959 wurde der Dorfbrunnen das erste Mal geschmückt. Dr. Reinhard aus Heiligenstadt brachte in die Schule buntes Krepppapier mit, daraus band man Papierstreifen zu kleinen Büscheln und zusammen mit ausgeblasenen, angemalten Eiern wurde eine kleine Fichte geschmückt, die anschließend am Dorfbrunnen befestigt wurde. Der damalige Männerchor sang am Brunnen Frühlingslieder und die Dorfkinder trugen Gedichte vor. Seit dieser Zeit wird der Brunnen von Hohenpölzer Frauen geschmückt - immer am Gründonnerstag. Auch wir würden uns freuen, wenn die eine oder andere Gruppe unseren kleinen Dorfbrunnen einen Besuch abstatten würde."
Das hohe Pölz
Das Hohe Pölz (Hohenpölz) ist das Gegenstück zum unteren Tiefen Pölz (Tiefenpölz). Diese Unterscheidung wurde aber erst im 12. Jahrhundert gebräuchlich. Die Schreibweise Hohenpölz kam im 14. Jahrhundert auf und wurde erstmals verwendet, als im Jahr 1345 Bischof Friedrich I. von Hohenlohe zu Bamberg der Äbtissin des Klosters Sankt Theodor seine Erbschaft und Rechte an 4 ½ Huben (niederdeutsch Hufe) zu Hohenpolenez verkaufte. Der Name „Bolenze“ bzw. „Bolinze“ wurde zum ersten Mal am 6. August 1096 in einer Urkunde anlässlich eines Gütertausches erwähnt, bei welchem ein Arnolt de Bolence als Zeuge auftrat.
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