Bildergalerie: So unattraktiv wie heute war der Platz nicht immer
Plärrer-Umbau: Vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan

Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Wer erinnert sich noch an diese ,,Pilze"?  | Foto: Victor Schlampp
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  • Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Wer erinnert sich noch an diese ,,Pilze"?
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NÜRNBERG (nf/pm) - „Dou gäids ja zou wäi am Blärrer!" Bald wird sich diese urfränkische Weisheit aus einer Zeit, als der Plärrer auch Umschlagplatz für Waren und Neuigkeiten war, in Form einer riesigen Baustelle präsentieren. Der Plärrer ist einer der größten Verkehrsknoten innerhalb des Nürnberger Stadtgebiets und für den ÖPNV (Bus, Straßenbahn und U-Bahn) ein wichtiges Drehkreuz. Dieser verkehrspolitische Stellenwert ist historisch gewachsen und reicht bis zur ersten deutschen Eisenbahn zurück, die am 7. Dezember 1835 mit dem „Adler“ nach Fürth fuhr. Weil das Untergrundbauwerk auf jeden Fall generalsaniert werden muss, hat der Stadtrat in diesem Zuge auch einen Planungsauftrag zur Sanierung und Neugestaltung vergeben. Bei einer Bürgerbeteiligung konnten die Nürnbergerinnen und Nürnberger ihre Vorschläge einbringen. 

„Auch wenn die Erwartungen an eine Umgestaltung hoch sind, wird der Plärrer ein Verkehrsknotenpunkt bleiben. Herausforderung der Planung wird es sein, die Spielräume, die trotz der Restriktionen durch die vielfältigen technischen und funktionalen Zwänge bestehen, auszuloten und geschickt zu nutzen, mit dem Ziel, den Plärrer als attraktiven Stadtraum zurückzugewinnen“, so Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich. Der Plärrer ist nach dem Hauptbahnhof die wichtigste und meist frequentierte Haltestelle des öffentlichen Nahverkehrs. Täglich nutzen ihn viele Menschen zu Fuß oder mit dem Fahrrad als Verbindung zwischen den umliegenden Stadtteilen und der Altstadt. Seit 2015 liegt der Plärrer innerhalb des Stadterneuerungsgebiets Weststadt. Ein Sanierungsziel ist dessen Aufwertung.Bauliche und verkehrstechnische Änderungen sollen eine barrierefreie und komfortable Nutzung des Verkehrsknotens ermöglichen. Eine geschickte Freiraumplanung soll dem Plärrer Aufenthaltsqualität verschaffen – zentrale Rolle spielen dabei Grünflächen mit Schatten spendenden Bäumen und bepflanzten Bereichen. Das urbane Grün soll der sommerlichen Überhitzung der Innenstadt entgegenwirken.

Kunstwerke und das vorhandene Zwangsarbeitermahnmal werden in den öffentlichen Raum integriert. So soll ein Areal entstehen, das sowohl der Abwicklung des öffentlichen Nahverkehrs dient als auch angenehme Umsteige- und Wartepausen ermöglicht.Um für diese äußerst komplexen Anforderungen eine Auswahl an qualitativ hochwertigen und realisierbaren Entwürfen zu bekommen, hat die Stadt vier Teams, die sich aus den Fachbereichen Stadtplanung, Freiraumplanung und Verkehrsplanung zusammensetzen, beauftragt. Durch die Mischung renommierter Büros aus verschiedenen Ländern mit unterschiedlicher Herangehensweise erhofft sich die Stadt Nürnberg vielfältige Entwürfe. Bund und Land unterstützen das Verfahren im Rahmen des Programms „Stadtumbau“ im Zuge der Städtebauförderung finanziell. Das Ergebnis der Planungen wird im Herbst 2020 vorliegen.

Neben den 2015 beschlossenen allgemeinen Sanierungszielen muss vor allem die U-Bahn-Haltestelle Plärrer wegen undichter Oberflächen und maroder Betonelemente zeitnah saniert werden. Die Anordnung der Gleise und der Haltestellen von Straßenbahnen und Bussen sollen anders geordnet und gestaltet werden. Neue Fahrgastunterstände sollen Schutz vor Witterungseinflüssen bieten. Durch die U-Bahn-Sanierung und die verkehrstechnische Neukonzipierung eröffnet sich jetzt die große Chance, dem Platz durch gestalterische und funktionale Aufwertung ein neues, qualitätsvolles und zeitgemäßes Image zu geben. Die SPD-Stadtratsfraktion bringt einen weiteren Vorschlag ein. Weil einer Verbesserung der Aufenthaltsqualität schon aufgrund der Lage und umgebenden Straßen enge Grenzen gesetzt seien, wird vorgeschlagen, auch eine Teilbebauung in Betracht zu ziehen – sofern dies statisch möglich ist und das Untergrundbauwerk dies trägt. Die somit gewonnenen Flächen könnte dann dafür genutzt werden, um in einem benachbarten Wohnquartier wie Gostenhof mehr Grün und Freiraum zu schaffen, der dann tatsächlich Aufenthaltsqualität und einen Ruheraum schafft.

Hintergrund:
Plärrer (ursprünglich Plerrer) kommt vom sogenannten Plerre, was so viel wie „Freier Platz“ bedeutet. Im Mittelalter konnten Händler, die keine Konzession für die Märkte innerhalb der Stadtmauern Nürnbergs hatten, auf diesem freien Platz ihre Waren anpreisen. Als Nürnberg im Jahre 1806 zu Bayern kam, war der Plärrer der erste Ort vor den Toren der Stadt, der mit einer städtischen Bebauung versehen wurde. Als 1835 die Ludwigseisenbahn von Nürnberg nach Fürth eröffnet wurde, wurde der Plärrer Ausgangspunkt und man errichtete dort einen Bahnhof (Eisenbahn-Hof) samt Betriebsanlagen.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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