Schuften auf der Hitze-Baustelle: Nadelöhr Peterskirche soll bis zum Volksfest beseitigt sein

An der Peterskirche tauscht die VAG Verkehrs Aktiengesellschaft Nürnberg eine Weiche aus. | Foto: VAG/Claus Felix
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Schweißarbeiten nur nachts, weil sich die Schienen sonst zu sehr erhitzen

NÜRNBERG (pm/nf) - Die Hitzewelle hat Nürnberg fest im Griff. Wird in den Büros über 35 Grad gejammert, schwitzen die Baustellenarbeiter, Dachdecker oder Maurer den ganzen Tag in der sengenden Sonne. Frei ist die Bahn noch nicht, auf einem guten Weg sind die Bauarbeiten im Straßenbahnnetz auf der Linie 6 (Westfriedhof – Doku-Zentrum) dennoch: An der Peterskirche tauscht die VAG eine Weiche aus. Der aus rund 30 Einzelteilen bestehende neue Schienenabzweig wurde im Bereich der Kreuzung Harsdörfferstraße/Hainstraße platziert.

Die bis zu 18 Meter langen Einzelteile waren mit dem Lkw aus der Straßenbahnwerkstatt der VAG in der Heinrich-Alfes-Straße angeliefert worden. Mithilfe von zwei Baggern wurden die Weichenteile eingehoben und in der Grube ausgerichtet. Damit liegt die Sanierungsmaßnahme voll im Zeitplan, bestätigt Horst Spiegel, Bauleiter der VAG vor Ort. Um einen reibungslosen Ablauf des Einbaus sicherzustellen, hat die VAG bereits in den vergangenen Wintermonaten viel Zeit investiert: In anspruchsvoller Handwerksarbeit haben Mitarbeiter in der Werkstatt in der Heinrich-Alfes-Straße über mehrere Wochen die Weiche passgenau gefertigt. Dazu mussten die Schienen genau nach Plan zurechtgebogen und das Herzstück der Weiche – die Stelle, an dem sich die Schienen kreuzen – aus einem Stahlblock gehobelt werden. Lediglich die Zungenvorrichtung wurde von einem externen Hersteller zugekauft. Circa alle zwei bis drei Jahre bauen die Mitarbeiter der VAG nach Bedarf selbst Weichen zusammen. Damit erhält die VAG entsprechendes Know-how im Betrieb. „Wir bewahren uns damit Unabhängigkeit von großen Firmen im Notfall“, sagt Klaus Mehrbach, bei der VAG Meister Streckenunterhalt Straßenbahn.

Im nächsten Schritt wird die zum Transport zerlegte Weiche an der Peterskirche wieder zusammengebaut und justiert. Das ist Millimeterarbeit. Dann ist auch das Auftragen einer ersten Betonschicht möglich. Die VAG verwendet hierzu Spezialbeton, der besonders schnell aushärtet. Es folgen eine weitere Lage Beton und zwei Asphaltschichten, ehe die Weiche zunächst für Messfahrten und dann für den regulären Betrieb freigegeben werden kann. Um den Zeitplan halten zu können, sind im Laufe der kommenden Woche noch außerplanmäßige Nachtarbeiten nötig. Grund sind die aktuell hohen Temperaturen, unter denen sich die Schienen so sehr erhitzen, dass ein Verschweißen der Weichenstücke tagsüber nicht möglich ist.
Neben der Modernisierung der Infrastruktur bringt die neue Schienenverzweigung noch ganz andere Vorteile mit sich. An den Gleisen der neuen Weiche sind im Gegensatz zum Vorgängerbau sogenannte Kammerfüllkörper und Sylomer-Matten angebracht. Diese federn Erschütterungen ab. „Die Straßenbahn fährt damit ruhiger über die Schienen“, erklärt Christian Mölschl, Wirtschaftsingenieur im Geschäftsbereich Fahrweg. Das kommt den Fahrgästen zugute, doch auch für die Anwohner ergeben sich daraus Verbesserungen: „Der Körperschall wird weniger, der über den Untergrund übertragen wird“, beschreibt Mölschl. Für die Anwohner heißt das: geringere Vibrationen bei vorbeifahrenden Straßenbahnen. Verstärkt wird der Effekt noch durch eine Tiefrille im Herzstück der Weiche. Im Vergleich zur Flachrille rollen die Radreifen dabei ruhiger über den Abschnitt.

Neben den Baumaßnahmen an der Peterskirche nutzt die VAG die Zeit der Streckensperrung entlang der Linie 6 zwischen Schweiggerstraße und Doku-Zentrum auch für zahlreiche andere Arbeiten. Unter anderem erhalten die Stra- ßenbahnhaltestellen im blockierten Abschnitt neue Wartehallen und beschädigter Asphalt entlang der Gleise wird ausgebessert. Auch der Servicebetrieb öffentlicher Raum (Sör) saniert Straßenbelag im Bereich der Baustelle. Pünktlich zum Beginn des Herbstvolksfestes am Freitag, 24. August 2018 werden die Bauarbeiten mit Betriebsbeginn abgeschlossen sein.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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