Bäume wichtig fürs Stadtklima
Stadt und Staatsforsten treiben Waldumbau voran

Johannes Wurm, Leiter des Forstbetriebs Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten, Umweltreferentin Britta Walthelm, Bürgermeister Christian Vogel und Oberbürgermeister Marcus König (von links) stellten am 29. September 2020 die Baum- und Waldstrategie vor.  | Foto: Christine Dierenbach / Stadt Nürnberg
  • Johannes Wurm, Leiter des Forstbetriebs Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten, Umweltreferentin Britta Walthelm, Bürgermeister Christian Vogel und Oberbürgermeister Marcus König (von links) stellten am 29. September 2020 die Baum- und Waldstrategie vor.
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NÜRNBERG (pm/nf) - Klimawandel und Trockenheit setzen auch den Nürnberger Wäldern zu. Die Forstwirtschaft, die an der Schnittstelle zwischen Ökologie, Ökonomie und den menschlichen Erholungs- und Naturbedürfnissen steht, ist daher besonders gefordert. Die Stadt Nürnberg und der Forstbetrieb Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten wollen sich an den Erfordernissen des Klimawandels ausrichten und haben eine gemeinsame Baum- und Waldstrategie vereinbart.

Ziel ist es, die heimischen Wälder schneller und noch entschlossener umzubauen, damit diese dem Klimawandel Stand halten.Was hierfür nötig ist und welche Maßnahmen in der gemeinsamen Baum- und Waldstrategie enthalten sind, stellen Bürgermeister Christian Vogel und Umweltreferentin Britta Walthelm am Mittwoch, 7. Oktober 2020, dem Umweltausschuss des Nürnberger Stadtrates vor. Oberbürgermeister Marcus König sagt: „Die Reaktion auf den Klimawandel ist nicht nur ‚große Politik‘, sondern muss konkret von den Kommunen vor Ort angegangen werden. Die Stadt Nürnberg geht nun mit einer Baum- und Waldstrategie einen wichtigen Schritt voran und vereinbart mit den Bayerischen Staatsforsten ganz konkret, was zu tun ist. Ein gesunder Wald ist gut für die Menschen. Und mehr Bäume sind existentiell fürs Stadtklima!“

„Die Auswirkungen des Klimawandels sind gerade im Nürnberger Reichswald nicht zu übersehen. Hierauf wollen wir als politische Akteure auch lokal in unserer Stadt eine Antwort geben und nicht nur auf andere Zuständigkeiten verweisen“, ergänzt Bürgermeister Christian Vogel.Bereits in der vergangenen Ratsperiode rief er deshalb eine Nürnberger Expertenrunde für die Waldzukunft ins Leben. In ihr sind Vertreter der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth und Roth, der Bayerischen Staatsforsten, des Nürnberger Umweltamts, des Servicebetriebs öffentlicher Raum Nürnberg (Sör) und des Forstbetriebs der Stadt Nürnberg, der zum Tiergarten gehört, zusammengeschlossen. Die Gruppe legte dazu bereits im Februar 2020 einen Leitfaden vor.Darin ist analysiert, welche Ursachen und Folgen die aktuellen Wald- und Baumverluste haben und mit welchen forstlichen Strategien gegengesteuert werden kann.

Zwingend erforderlich sind demnach forstwirtschaftliche Eingriffe zum weiteren Aufbau von Mischwäldern. In diese Mischwälder müssen – neben der Naturverjüngung – auch Baumarten eingebracht werden, die derzeit noch nicht oder nicht mehr in unseren Wäldern heimisch sind, die aber in Regionen vorkommen, deren Klimabedingungen dem entsprechen, was für uns in Zukunft erwartet wird.Aufbauend auf den gemeinsamen Leitfaden, der zu Beginn des Jahres der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, wurde nun für die Stadt Nürnberg und den städtischen Forstbetrieb ein konkretes Maßnahmenpaket mit acht Einzelpunkten entwickelt. Dieses Maßnahmenpaket wird dem Umweltausschuss nun zum Beschluss vorgelegt.
Vorgesehen ist unter anderem, dass die Stadt private Waldflächen, die noch nicht an den Klimawandel angepasst sind, erwirbt.

Diese Wälder sollen klimatolerant und ökologisch aufgewertet werden. „Damit wollen wir mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wir wollen für Biodiversität, Artenschutz und ökologischen Ausgleich etwas erreichen. Für unvermeidbare Eingriffe in Natur und Landschaft im Stadtgebiet können so auch hochwertige Ersatzmaßnahmen in stadteigenen Wäldern möglich werden“, erläutert Umweltreferentin Britta Walthelm.Dem Umweltausschuss wird zudem vorgeschlagen, Mindestmengen für den klimagerechten Waldumbau festzulegen. So soll Sör verpflichtet werden, mindestens 500 klimatolerante Bäume pro Jahr zu pflanzen.
Mindestens ein zusammenhängendes Waldstück wird in Nürnberg oder in der Umgebung pro Jahr in einen Zukunftswald gemäß der gemeinsamen Baum- und Waldstrategie umgebaut. Außerdem werden pro Jahr 5.000 Bäume zusätzlich zu den regulär anstehenden Aufforstungen gepflanzt.

Der Tiergarten wird in den nächsten zehn Jahren in jedem Jahr ein Projekt des Waldumbaus realisieren, dass einen Aspekt der Waldstrategie exemplarisch umsetzt und für die Bevölkerung nachvollziehbar macht. „Die Stadt Nürnberg setzt damit ein starkes Zeichen für Wald, Bäume und Klimaschutz“, sagt Oberbürgermeister Marcus König. 

Wie wichtig es ist, die Wälder trotz Klimawandel zu erhalten, stellt der Leiter des Nürnberger Umweltamts Dr. Klaus Köppel dar: „Die Wälder sind wichtige Speicher für Grund- und Oberflächenwasser. Gerade bei steigenden Temperaturen werden sie immer unersetzlicher für ein gesundes Stadtklima. Und für die Menschen sind sie unverzichtbare Erholungsorte. Gleichzeitig sind sie einzigartige Lebensräume, die zum Erhalt der Biodiversität beitragen“.„Neben der Klimaanpassung ermöglicht der Wald aber auch Klimaschutz. Wir liefern aus den Wäldern nachwachsende und nachhaltig produzierte Rohstoffe, die CO2-neutral eingesetzt werden können. Dies ist für die Begrenzung der Klimaerwärmung von erheblicher Bedeutung, weil damit nicht unerheblich CO2 eingespart werden kann“, hebt der Leiter des Forstbetriebs Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten Johannes Wurm hervor.

Der Umweltausschuss soll deshalb eine Prüfung beschließen, wonach alle städtischen Bauvorhaben auf ihr Potenzial für den Einsatz von regionalem Holz als Bau- oder Dämmmaterial untersucht werden sollen.Obendrein werden die Stadt Nürnberg, die N-Ergie und die Bayerischen Staatsforsten gemeinsam prüfen, wo und wie regionales Holz zur CO2- neutralen und regenerativen Energiegewinnung eingesetzt werden kann. Schon heute betreibt die N-Ergie auf der Basis von Holzhackschnitzeln oder Pellets mehrere Nahwärmenetze in der Region. Dies kann und soll weiter ausgebaut werden. Laut Bürgermeister Christian Vogel sind hierfür aber zum Beispiel auch kleinere Blockheizkraftwerke für einzelne Wohnkomplexe im Gespräch. 

Mit dem Maßnahmenbündel wollen die Stadt Nürnberg und die Bayerischen Staatsforsten aus der bereits vorgelegten Waldstrategie eine zukunftsfähige Waldpolitik entwickeln. Hierzu zählt auch, im stadteigenen Forstbetrieb der Stadt Nürnberg, mehr Ressourcen für den Waldumbau und die ökologische Waldgestaltung einzuplanen. Dort werden derzeit rund 210 Hektar Wald gepflegt, der auf zahlreiche Waldstücke und Stadtwäldchen über das ganze Stadtgebiet verteilt ist.Ein Spaziergang im Wald kann bei der Bewältigung von Alltagsstress Wunder wirken und ist erwiesenermaßen gesund. Der Wald in und um Nürnberg ist aber nicht nur für die Naherholung essentiell. Auch der Naturschutz im Wald ist ein wichtiger Aspekt. In den Wäldern leben viele geschützte oder seltene Tierarten, die nicht nur momentan, sondern auch für unsere Zukunft eine große Bedeutung haben. „Genau deshalb ist der Wald nicht nur einfach ein Thema, es ist ein zentrales Zukunftsthema, das uns alle angeht“, sagt Christian Vogel.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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