Weltdokumentenerbe
Unesco: Behaim-Globus aus Nürnberg neu in die Liste aufgenommen

Der Behaim-Globus aus dem Jahr 1492 ist im Germanischen Nationalmuseum ausgestellt.  | Foto: Daniel Karmann/dpa
  • Der Behaim-Globus aus dem Jahr 1492 ist im Germanischen Nationalmuseum ausgestellt.
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NÜRNBERG (dpa/lby) - Er ist der älteste erhaltene Globus der Welt und nun auch Weltdokumentenerbe: Die Unesco hat den rund 530 Jahre alten Behaim-Globus aus Nürnberg neu in ihre Liste aufgenommen. Mit seinen Hunderten von Piktogrammen und Ortsbezeichnungen, kleinen erzählerischen Texten, Herrscherbildern, Wappen, Fabelwesen und exotischen Tieren vermittele der Globus ein enzyklopädisches Bild des geografischen und historischen Wissens am Ausgang des Mittelalters, teilte die deutsche Unesco-Kommission am Donnerstag mit.

In diesem Jahr waren 64 Dokumente nominiert, über die der Exekutivrat der Unesco während seiner Tagung in Paris zu entscheiden hatte. Darunter befanden sich vier Vorschläge aus Deutschland: neben dem Behaim-Globus auch die um 1300 begonnene Liederhandschrift-Sammlung Codex Manesse der Universitätsbibliothek Heidelberg, Dokumente zur Geschichte der Hanse unter anderem aus Deutschland und Karolingische Handschriften aus der Hofschule Kaiser Karl des Großen, die in Deutschland und anderen Ländern bewahrt werden.

Im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg war die Freude groß, ist der Behaim-Globus doch einer der Höhepunkte in der Sammlung. Die weltberühmte Erdkugel sei ein Pionierwerk der Kartografie und des wissenschaftlichen Instrumentenbaus, teilte das Museum mit. Der Nürnberger Tuchhändler Martin Behaim stellte die Erdkugel zusammen mit zahlreichen Handwerkern nach Angaben des Museums zwischen 1492 und 1494 her - damals erreichte Kolumbus gerade Amerika. Dieser Teil der Welt fehlt auf der Erdkugel, ebenso Australien. Kaum war er fertiggestellt, war er schon veraltet.

Dennoch sei der Globus mit Blick auf die Diskussion um den Postkolonialismus hochaktuell, sagte der Generaldirektor des Museums, Daniel Hess. Dieser stelle die Welt als globalen Handelsmarkt dar. Er dokumentiere vor allem die portugiesischen Entdeckerfahrten als europäische Leistung und die Kolonialisierung der afrikanischen Küste - und zeige eine Welt, wie man sie sich im europäischen Überlegenheitsgefühl vorgestellt habe.

Hunderte Texte, Städte, Herrscher, Flaggen, Schiffe, Tiere und Fabelwesen erzählen auf dem Globus davon, wie Europa im ausgehenden Mittelalter die Welt sah. Auf dem Exponat im Museum sind diese nur noch schwer zu erkennen, wegen Alterung und mehrfacher Restaurierung. Die Details lassen sich aber auf digitalen Aufnahmen im Museum studieren. Außerdem soll es in der Ausstellung ein 3D-Modell geben, das Besucherinnen und Besucher auf einem Bildschirm betrachten können.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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