Kriminalstatistik 2019
Wie sicher ist Mittelfranken?
Aufklärungsquote gleichbleibend auf hohem Niveau +++ Polizeipräsident Roman Fertinger präsentiert positive Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2019.
NÜRNBERG (pm/ak) – Im Bereich des Regierungsbezirks Mittelfranken wurden 2019 insgesamt 84.256 Straftaten erfasst. Dies bedeutet einen erneuten Rückgang um -4 Prozent (- 3.536) bei gleichzeitig steigender Einwohnerzahl und stellt den niedrigsten Wert erfasster Straftaten der letzten zwanzig Jahre dar.
Die Aufklärungsquote (AQ) ohne ausländerrechtlicher Verstöße (z.B. Pass- und Aufenthaltsdelikte) blieb mit 67,1 % das dritte Jahr hintereinander exakt auf diesem Wert und liegt 2,1 % über dem gesamtbayerischen Wert. Die mittelfränkische Polizei hat trotz Rückgang der Fallzahlen wieder mehr als zwei von drei Straftaten aufgeklärt.
Im Bereich der Straftaten gegen das Aufenthalts- bzw. Asylverfahrensgesetz wurden im abgelaufenen Jahr zum zweiten Mal in Folge weniger Delikte (-12.9 %) registriert. Trotzdem wirken sich die Zahlen dieser besonderen Deliktsgruppe weiterhin deutlich in der PKS aus und beeinflussen vor allem auch die Werte der Aufklärungsquoten (AQ) und Häufigkeitszahlen (HZ). Bei der Betrachtung der registrierten Gesamtstraftaten ohne ausländerrechtliche Verstöße ist ein Rückgang von 83.942 auf 80.904 Fälle zu verzeichnen. Aus diesem Grund werden in den folgenden Darstellungen die Fallzahlen, Häufigkeitszahlen sowie die Aufklärungsquoten ohne ausländerrechtliche Verstöße dargestellt.
In der Großstadt Nürnberg wurden im Jahr 2019 38.476 (Vorjahr: 41.606) Straftaten in der PKS erfasst. Dies bedeutet einen erneuten Rückgang um -3.130 Fälle (-7,5 %). Die Häufigkeitszahl (HZ) sank im Vergleich zum Jahr 2018 von 8.076 auf 7.423 (-8,1%) und blieb damit erneut deutlich unter der Schallmauer von 9000. Die AQ sank minimal um -0,4% auf 66,6%. Trotzdem ist dies der zweithöchste Wert im Zehn-Jahres-Vergleich. Insbesondere sanken in Nürnberg die Fallzahlen in den Bereichen der Gewaltkriminalität (-4,2%), der Straßenkriminalität (-7,7%), der Rohheitsdelikte (-5,9%) und des Wohnungseinbruchdiebstahls (-13,6%).
Das Prädikat "sicherste Großstadt" (über 100.000 Einwohner) in Bayern bleibt Fürth auch in diesem Jahr trotz einer minimalen Steigerung der Straftaten um 0,2% (10 Fälle) auf 5.392 (5.382) erhalten. Die Aufklärungsquote konnte dabei um 1% auf 68,8 % gesteigert werden.
Im Jahr 2019 wurden im Regierungsbezirk Mittelfranken 40.978 Tatverdächtige (TV) ermittelt. Dies bedeutet einen Rückgang von -1.083 TV (-2,6 %). Ohne Berücksichtigung der ausländerrechtlichen Verstöße sank die Anzahl der Tatverdächtigen von 38.785 auf nun 38.144 (29.211 männlich / 8.933 weiblich). Den größten Teil der TV stellen mit 78,4% die Erwachsenen (Personen über 21 Jahre).
Die Anzahl der nichtdeutschen TV (ohne ausländerrechtliche Straftaten) sank von 37,6 % im Vorjahr auf aktuell 36,3 %. Der Bevölkerungsanteil dieser Gruppe stieg in Mittelfranken zugleich von 13,5 % im Vorjahr auf aktuell 14,2%. Zuwanderer sind eine Teilmenge der Gruppe der nichtdeutschen TV. Nach einem Anstieg der TV in den zurückliegenden Jahren, sank erfreulicherweise die Anzahl der Tatverdächtigen in den letzten beiden Jahren sowohl bei der Gruppe der nichtdeutschen TV als auch bei der Gruppe der tatverdächtigen Zuwanderer.
War im Bereich der Jugendkriminalität (Personen zwischen 14 und 18 Jahren) 2018 noch ein Rückgang der TV zu verzeichnen, so muss aktuell eine Steigerung von 9,3% festgestellt werden. Im Jahr 2019 wurden in Mittelfranken insgesamt 3.521 (Vorjahr: 3.222) straffällig, vor allem in den Bereichen Eigentums-, Rohheits- sowie Rauschgiftdelikte. Positiv ist die Entwicklung bei der Anzahl heranwachsender Tatverdächtiger (Personen zwischen 18 und 21 Jahre), die um -6,2% auf 3.428 (3.654) Personen zurückging und nach einem signifikanten Rückgang im Vorjahr, 2019 einen Tiefstwert der letzten fünf Jahre darstellt. Die Anzahl delinquenter Kinder (Personen unter 14 Jahre) ging um -15 auf 1.294 Personen (-1,1%) leicht zurück. Dies ist im Vergleich zur beachtlichen Steigerung im Vorjahr ein positives Zeichen.
Die Rohheitsdelikte sanken im Regierungsbezirk Mittelfranken von 13.956 auf 13.767 (-1,4%). Hierfür ist überwiegend der Rückgang der Körperverletzungsdelikte um -322 Fälle (-3,0%) ursächlich.
Im Gegensatz zum Vorjahr sind die Sachbeschädigungen insgesamt auf 9.915 (10.091) Fälle gesunken, was einem Minus von 1,7% entspricht.
Erfreulich ist die Entwicklung weiterhin bei den Eigentums- und Diebstahlsdelikten. Hier sanken die Fallzahlen bis auf den Fahrraddiebstahl in allen Deliktsbereichen auf insgesamt 24.550 (26.341) Delikte. Die AQ sank im Vergleich zum Vorjahr um -2,2 Prozentpunkte auf 40,3 %.
Im Bereich des einfachen Diebstahls sanken die Fallzahlen um -1.754 Fälle (-9,9 %), im Bereich der Kfz-Aufbrüche sogar um -23,2% auf 610 (794). Hier ist bereits im zweiten Jahr in Folge ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Ebenso nahm der Diebstahl hochwertiger Fahrzeuge mit dem sogenannten Keyless-Go-System, die noch in den Vorjahren für hohe Schadenssummen verantwortlich waren, um -12.9% auf 128 (147) Fahrzeuge ab. Der Fahrraddiebstahl stieg allerdings um 477 Fälle (+11,8%) auf 4.533 (4.056).
Beim Wohnungseinbruch konnte erneut ein deutlicher Rückgang um -97 Fälle (-10,9%) auf 789 Fälle registriert werden. Die AQ konnte nach einem Rückgang im Vorjahr (18,9%) auf nun 26,9% gesteigert werden. Um den Deliktsbereich auch zukünftig wirkungsvoll und nachhaltig bekämpfen zu können, wurden die Aufgaben der im Jahr 2014 gegründeten BAO WED ("Besondere Aufbauorganisation Wohnraumeinbruchdiebstahl") nun dem Bandenkommissariat K 47 des Kriminalfachdezernates 4 in Nürnberg übertragen.
Im Jahr 2019 wurden, wie bereits im Vorjahr, 79 Fälle von Straftaten gegen das Leben (inklusive der Versuche) erfasst. Die Aufklärungsquote sank um -5,1% auf 88,6%.
Die Gewalt gegen Polizeibeamte ist nach einem Rückgang im Vorjahr wieder gestiegen. Im Jahr 2019 wurden im Bereich Mittelfranken insgesamt 974 (960) Fälle (+1,4% / +13 Fälle) der Gewalt gegen Polizeibeamte erfasst. Dies stellt den dritthöchsten Wert seit Beginn der Registrierung im Jahr 2010 dar. Die Aufklärungsquote lag wie in den letzten Jahren bei etwa 99,0%.
Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind bereits in den Jahren 2017 und 2018 deutlich angestiegen. Ursächlich hierfür war vor allem die umfangreiche Novellierung des Sexualstrafrechtes ("Nein heißt nein") und die in diesem Zusammenhang neu eingeführten PKS-Deliktsschlüssel. Der aktuelle Anstieg der Sexualdelikte in Mittelfranken 2019 um +9,4% lässt sich hiermit aber nicht mehr alleine begründen. Während die Vergewaltigungsdelikte um -14% von 200 auf 174 Fälle sanken, ist eine Steigerung bei den Fallzahlen des "Sexuellen Missbrauchs", auch von Kindern und Schutzbefohlenen, sowie das Verbreiten, der Erwerb, Besitz und die Herstellung (kinder)pornografischer Schriften verantwortlich. Erfahrungsgemäß werden diese Taten größtenteils im Internet, bzw. über die sozialen Medien begangen.
Im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität stiegen die Fallzahlen 2019 um +4,8% auf 7.935 Delikte. Die AQ sank leicht um -0,6% auf 96,3%. In Mittelfranken ist die Anzahl der Rauschgifttoten im Jahr 2019 deutlich von 26 Personen auf 45 RG-Tote angestiegen. Nach dem Jahr 2018 - mit dem zweitniedrigsten Wert seit 2009 - erreicht die Anzahl aktuell wieder das Niveau der Vorjahre (2009: 41 RG-Tote, 2010: 54 RG-Tote). Eine bestimmte Ursache dieser Wellenbewegung lässt sich nicht feststellen. Häufig besteht ein Kausalzusammenhang zwischen einem schlechten körperlichen Allgemeinzustand, diversen Vorerkrankungen und der Verbindung von Polytoxikomanie oder auch der verfügbaren Stoffqualität.
Vor allem ältere Menschen werden nach wie vor mit dem Modus Operandi Callcenter Betrug Opfer betrügerischer Banden, die mit "Schockanrufen" oder auch durch das Auftreten von "falschen Polizeibeamten" um ihre Ersparnisse gebracht werden. 2019 konnten 16 Geldabholer festgenommen und viele Hintermänner und "Drahtzieher" identifiziert werden. Damit konnte die Schadenssumme von über 1,5 Millionen 2018 (37 Fälle) im Jahr 2019 (fünf Fälle) auf 270.000,- Euro minimiert werden.
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Gesamtzahl der Politisch motivierten Straftaten im Berichtsjahr 2019 um +145 auf insgesamt 835 Fälle gestiegen. Im Phänomenbereich "Rechts" stieg die Anzahl der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um +131 Delikte auf 411 Fälle. Dies bedeutet einen Anstieg um +46,8 % und erreicht damit das hohe Niveau des Jahres 2016. Die Propagandadelikte stellten davon mit einem Anteil von 276 Straftaten erneut die stärkste Deliktsgruppe dar. Dabei bestanden die Tathandlungen in der Regel im öffentlichen Zeigen oder Schmieren von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen oder dem Rufen verbotener Parolen. Wie bereits im Vorjahr sind acht Straftaten der Deliktsqualität Gewaltstraftaten zuzuordnen. Die AQ liegt nahezu unverändert bei 50,9% (Vorjahr: 50,0%). Im Phänomenbereich "Links" wurden im Berichtszeitraum 2019 insgesamt 172 Straftaten registriert (Vorjahr: 185 Fälle). Deliktische Schwerpunkte linker Kriminalität waren Sachbeschädigungen und sonstige Straftaten wie z. B. Beleidigungen. Unter den 172 Straftaten waren acht Gewaltstraftaten. Die AQ sank um -7,9% auf nunmehr 30,8%. Im Phänomenbereich "Ausländische Ideologie" wurden 71 Straftaten registriert. Dies stellt zum Vorjahr einen Rückgang um fünf Fälle bzw. -6,6% dar. Die Aufklärungsquote liegt mit 36,6% um -10,8 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr.
Der Phänomenbereich "Religiöse Ideologie" wurde 2017 neu im Definitionsfeld der politisch motivierten Kriminalität eingefügt. Im Berichtszeitraum 2019 waren insgesamt neun (Vorjahr: acht) Straftaten zu verzeichnen. Die AQ liegt bei 88,9% (Vorjahr: 87,5%).
Die mittelfränkische Polizei wird auch in Zukunft bei der Bekämpfung der Kriminalität ihre Strategie dem veränderten Täterverhalten und neuen Kriminalitätsformen anpassen. Mit Präventionskonzepten und geschulten kriminalpolizeilichen Fachberatern versucht die mittelfränkische Polizei, die Entwicklung der Kriminalität weiterhin positiv zu beeinflussen und die Fallzahlen zu senken.
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