Wöhrl in der Krise: Der Knopf wackelt am Unternehmensjacket
Rückkehr zu nachhaltiger Profitabilität durch Kostenreduzierungen, Schließung unprofitabler Filialen und Neugestaltung der Sortimente
NÜRNBERG (nf) - Es kriselt im Traditionsunternehmen Wöhrl (34 Filialen, 2.000 Mitarbeiter, gegründet 1933) mit dem berühmten Knopf im Logo. Umsatzrückgänge haben das Modehaus in den Kampf gegen die Insolvenz getrieben. Sechs bis zehn Häuser stehen auf der Kippe, sicher ist das noch nicht. Ziel sei es, die Gruppe als Ganzes zu erhalten, so Vorstandsvorsitzender Andreas Mach.
Die Gründe scheinen vielfältig. Zu teuer, zu altmodisch, fehlende Einkaufserlebnisse oder die Konkurrenz aus dem Internet. Umstände, mit denen auch andere Modehäuser zu kämpfen haben - den Sprung in die Neuzeit aber deutlich besser schafften. Wie der BR berichtet, platzierte das bereits 2013 hoch verschuldete Unternehmen eigene Schuldscheine (Unternehmensanleihen) in der Größenordnung von 30 Millionen Euro. Investiert worden sei das Geld für die Übernahme der früheren Karstadt-Tochter Sinn Leffers. Die damaligen Anleger zählen nun zu den Gläubigern des Modeunternehmens.
Die Rudolf Wöhrl AG will die zu Jahresbeginn initiierte Neuausrichtung durch die Nutzung der in der Insolvenzordnung vorgesehenen Sanierungsinstrumente nun forcieren. Die Hauptversammlung hat beschlossen, dass der Vorstand beim Amtsgericht Nürnberg den Antrag auf Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens stellt. Außer für die Rudolf Wöhrl AG als Obergesellschaft der Wöhrl Gruppe wird auch für die hundertprozentige Tochtergesellschaft Rudolf Wöhrl, das Haus der Markenkleidung GmbH & Co. KG (Nürnberg), die Eröffnung des Schutzschirmverfahrens beantragt. In dieser Gesellschaft befinden sich 15 der bundesweit insgesamt 34 Wöhrl-Standorte. Der Schutzschirm eröffnet die Möglichkeit, innerhalb von drei Monaten die Sanierung der Gruppe über einen Sanierungsplan vorzubereiten. In dieser Phase ist das Unternehmen vor Zwangsmaßnahmen der Gläubiger geschützt und weiterhin voll handlungsfähig. Die operativen Geschäfte in den 34 Modehäusern der Wöhrl-Gruppe sollen während des Verfahrens ohne Einschränkungen weiterlaufen. Die Warenversorgung wird durch entsprechende Übereinkünfte mit den Warenkreditversicherern gewährleistet.
Zur bestmöglichen Umsetzung der Restrukturierung wurden personelle Veränderungen in den Unternehmensgremien beschlossen: Der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Andreas E. Mach wurde mit sofortiger Wirkung zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Gesellschaft bestellt. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Olivier Wöhrl ist im Vorstand in der neu geschaffenen Funktion des Chief Strategic Officer unverändert verantwortlich für die strategische Weiterentwicklung des Geschäftsmodells. Darüber hinaus bestellte der Aufsichtsrat Rechtsanwalt Dr. Christian Gerloff zum Vorstandsmitglied und Chief Restructuring Officer (CRO).
Olivier Wöhrl: „Es zeigt sich, dass unser Unternehmen schneller und konsequenter auf die sich verändernden Kundenwünsche reagieren muss als dies bisher der Fall war. Dies geht jedoch nur mit einen soliden Finanz- und Kapitalbasis. Die Familie ist sich ihrer Verantwortung für Wöhrl bewusst. Sie wird jede Entscheidung mittragen, die im besten Interesse des Unternehmens, seiner Kunden und Mitarbeiter ist.“
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Autor:Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg |
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