Zwischenbilanz: aktuelle Situation der Flüchtlinge
NÜRNBERG (pm/nf) - Mit vorsichtigem Optimismus hat Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly die gestrigen Bund-Länder-Beschlüsse zu Flucht und Asyl kommentiert. Wenn alles so umgesetzt werde, wie es nun angekündigt ist, sieht das Stadtoberhaupt eine „reelle Chance“ bei der Bewältigung der Aufgaben wieder „in einen Regelmodus zu kommen“, wie er in einer Pressekonferenz im Rathaus zur aktuellen Situation in Nürnberg sagte.
Allein in der Zeltstadt im Stadionbad hat die Stadt Nürnberg seit vergangener Woche über 2 600 Transitflüchtlinge untergebracht. In der Regel bleiben die Personen dort ein bis zwei Tage, ehe sie in andere Städte und Regionen weiter gefahren werden. Am heutigen Freitag waren dort etwa 280 Personen anwesend. Im Laufe des Nachmittags und Abends sollen fünf Busse weitere Flüchtlinge in das Camp bringen. In einer Bilanz der ersten neun Tage dieser Einrichtung zog Feuerwehrchef Volker Skrok eine positive Bilanz.
Oberbürgermeister Dr. Maly bedankte sich bei allen haupt- und ehrenamtlichen Kräften, die sich in diesen Tagen und Wochen intensiv um die Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen kümmern: „Sie alle machen einen hervorragenden Job.“ Dabei wagte das Stadtoberhaupt einen Blick nach vorn. Er rechnet damit, dass nach den gestrigen Berliner Beschlüssen derzeit in Nürnberg etwa 2 000 Flüchtlinge leben, die Aussicht auf eine Anerkennung als Asylbewerber und mithin eine „Bleibeperspektive“ haben. Die Ankündigung von 4,1 Milliarden Euro im Blick auf die Erstaufnahme sei eine „ordentliche Botschaft“. Für die spätere Integration habe der Bund jedoch noch keine Mittel in Aussicht gestellt. Es brauche aber dann vor allem Sprach- und Integrationskurse, zusätzliche Kita-Plätze und Kapazität in Schulen. Darüber hinaus müsse der geförderte Wohnungsbau angekurbelt werden, jedoch für „alle Problemgruppen“, nicht nur für Flüchtlinge. Und: „Integration heißt auch, die Befindlichkeit der aufnehmenden Stadtgesellschaft ernst zu nehmen.“
Jenseits der vorübergehenden Unterbringung von Transitflüchtlingen besteht die Daueraufgabe der Stadt Nürnberg darin, Gemeinschaftsunterkünfte (GU) für Flüchtlinge zu schaffen, die im Asylverfahren sind. Insgesamt leben in Nürnberg rund 6 000 Flüchtlinge, 4 600 bis 4 700 von ihnen in städtischen und staatlichen GUs.
Seit Anfang 2014 schafft die Stadt eigene GUs, seit August 2015 weist die Regierung der Stadt pro Woche 250 Personen neu zu. Derzeit betreibt allein die Kommune über 50 Gemeinschaftsunterkünfte. Da die Abgänge aus den städtischen Gemeinschaftsunterkünften relativ gering seien, benötige die Stadt immer mehr Unterkünfte. Sehr viele günstige Beherbergungsbetriebe habe die Stadt bereits unter Vertrag, die Kapazitäten seien in diesem Bereich jedoch erschöpft.
So wurden deshalb auch drei Schulturnhallen belegt. Darunter sind die Sporthallen im Schulzentrum Süd-West in der Pommernstraße und in der Birkenwald- Grundschule/Robert-Bosch-Mittelschule in der Herriedener Straße. Der reguläre Schulsport kann dort aber durch Nutzung anderer Hallen aufrechterhalten werden. Die Sporthalle der Grundschule Zerzabelshof in der Siedlerstraße 37 war in der vergangenen Woche kurzzeitig als Halle für Transitflüchtlinge genutzt worden. Seit heute, Freitag, 25. September 2015, steht sie wieder für den Vereins- und Schulsport zur Verfügung. Diese Halle ist auch künftig nicht mehr für die Unterbringung von Flüchtlingen vorgesehen.
„Wir hoffen, dass die Nutzung von Sporthallen nicht zum Dauerzustand wird und wir alle Hallen bald wieder zurückgeben können“, betonte Sozialamtschef Dieter Maly. Die Errichtung einer winterfesten Leichtbauhalle sei bereits in Auftrag gegeben worden. Für weitere Hallen dieser Art würden derzeit Flächen gesucht. Daneben suche die Stadt auch stetig nach Gewerbe-Immobilien und Hallen, die für die Unterbringung von Flüchtlingen hergerichtet werden könnten. „Wer eine geeignete Immobilie besitzt, möge sich bitte an die Stadt wenden. Wir mieten jedoch keine Wohnungen an, weil es fatal wäre, den knappen Wohnungsmarkt weiter auszudünnen“, schränkte der Sozialamtschef ein.
Sozialreferent Reiner Prölß wies auf die besondere Situation der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge hin. Bis zu 450 Minderjährige würden derzeit in Nürnberg vom Jugendamt betreut, was eine enorme Kraftanstrengung bedeute. 200 bis 800 Menschen lebten vorübergehend in der Notunterkunft im Stadionbad. „Die Zahl ist stark variabel, weil jederzeit neue Flüchtlinge ankommen können und auch wieder weiterreisen“, unterstrich Prölß.
Die Hilfsbereitschaft der Nürnbergerinnen und Nürnberger hält weiter an. Inzwischen haben sich über 300 Personen gemeldet, die ehrenamtlich helfen wollen, etwa bei der Betreuung von Transitflüchtlingen. Gesucht werden weiterhin vor allem Personen, die Kenntnisse in den Sprachen der Herkunftsländer haben (zum Beispiel Syrien, Irak).
Die zentrale Kleiderkammer des BRK, in der viele Bürgerinnen und Bürger bereits Spenden abgegeben haben, ist derzeit voll. Die Hilfseinrichtung bittet deshalb darum, Kleider-Spenden vorläufig zuhause aufzuheben, bis das Lager wieder freie Kapazitäten hat.
Wer der Stadt Immobilien für die Unterbringung von Flüchtlingen anbieten will, kann sich an diese E-Mail-Adresse wenden: sha-unterbringung-asyl@stadt.nuernberg.de
Für Leute, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren wollen, steht diese Adresse zur Verfügung: Buergerinfo-Fluechtlingshilfe@stadt.nuernberg.de (und nicht wie in den Nachrichten aus dem Rathaus Nr.1052 angegeben: buergerinfo-fluechtlinge@stadt.nuernberg.de)
Autor:Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg |
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