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Alles wegen Adolf: Iris Berben als kiffende Hippie-Mutter

René (Justus von Dohnanyi, 2.v.r.) und Thomas (Florian David Fitz, 2.v.l.) sind bei Freunden zum Essen eingeladen.  | Foto: ---/ARD Degeto/2018 Constantin Film/dpa
  • René (Justus von Dohnanyi, 2.v.r.) und Thomas (Florian David Fitz, 2.v.l.) sind bei Freunden zum Essen eingeladen.
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BERLIN (dpa) - Die Abgründe der scheinbar so kultivierten Mittelschicht - das ist ein beliebtes Thema für wortwitzige Boulevardkomödien und oft Garant für den Publikumserfolg. Als starke Vertreterin des Genres gilt die Pariser Dramatikerin Yasmina Reza. Ihre Werke wie «Kunst» und «Der Gott des Gemetzels» füllen Theater weltweit. Einen Clou landete aber auch das Autorengespann Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière mit seiner Komödie «Der Vorname», die nach einem ähnlichen Muster funktioniert.

Später wurde das Stück von seinen beiden Urhebern selbst für die Leinwand inszeniert. 2018 hat sich dann die Kinoregiegröße Sönke Wortmann («Der bewegte Mann») des doppelbödigen Stoffes angenommen. Jetzt läuft der Film an diesem Montag um 20.15 Uhr im Ersten.

Mit Stars wie Christoph Maria Herbst, Florian David Fitz, Caroline Peters und Justus von Dohnányi ist ein köstlich boshafter Spaß gelungen. Ein Film, der die Befindlichkeiten hier nun deutscher Akademiker und wohlsituierter Bürger mittleren Alters präzise aufs Korn nimmt - das facettenfreudig und ironisch aufspielende Ensemble hat dabei entscheidenden Anteil am Gelingen des Projekts. Als kiffende Hippie-Mutter, der viel am Kontakt zu einem jüdischen Ehepaar liegt, trägt zudem in einer kleinen Extra-Rolle Iris Berben ihren Teil dazu bei.

Sehenswert ist bereits der Rahmen für das der Geschichte zugrunde liegende Abendessen, zu dem der linksliberale Germanistikprofessor Stephan (Herbst, der nur recht jung für diesen Typus wirkt) und seine Frau Elisabeth, eine Lehrerin mit Doppelnachnamen (Peters), einladen: Die Möbel spiegeln die selbstgerechte Mentalität ihrer Besitzer.

Die kriegt jedoch schnell erste Risse. Nämlich als Thomas (Fitz), Bruder von Elisabeth und großmäuliger Immobilienmakler, den Anwesenden, zu denen auch der empfindsame Künstler René (von Dohnányi) gehört, erklärt, wie sein Sohn heißen soll, den er mit seiner Freundin Anna (Janina Uhse) erwartet: etwa Friedrich, Luca oder gar (ha, ha) Donald? Nein - Adolf soll es sein.

Egos und Eitelkeiten

Nicht zuletzt der pingelige und besserwisserische Akademiker Stephan ist darüber außer sich: Der Name dieses Diktators, Antisemiten und Massenmörders gehe gar nicht, sei «verbrannt». Worauf Thomas seinem Schwager vorwirft, er spreche Hitler geradezu «heilig» mit der ewigen Bezugnahme auf ihn. «Hitler ist ein Popstar, den Leute wie du am Leben erhalten», blafft er den linkslastigen Bildungsbürger an. Und findet in dessen Regal die kommentierte Neuausgabe von «Mein Kampf».

Bei pointierten Dialogen eskaliert die Katastrophenstimmung in diesem deutschen Kammerspiel alsdann in ungeahnte Höhen. Vom Politischen wird es schnell persönlich: Egos und Eitelkeiten prallen aufeinander, tiefe Griffe in die eigene Vergangenheit und in bislang verschwiegene Seiten der Gegenwart tun ein Übriges, um den Esstisch in eine Arena zu verwandeln. Tiermord und eine unerhörte Liebesbeziehung gehören zu den Tatbeständen, die dabei ans Licht kommen. Und die das harmonische Familien- und Freundeskonstrukt erst einmal ad absurdum führen. All das mitanzusehen ist - obwohl die Methode und auch die Geschichte nicht neu sind - temporeicher Genuss. Zugleich ist es ein Einblick mit Identifikationsangebot in die Typologie unserer Gegenwart.
Von Ulrike Cordes, dpa

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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