Ablehnung von Habecks Energiegesetz
Eigentümer: Heizungskäufe um 38 Prozent gestiegen
KÖLN (dpa) - Die hohen Energiepreise des vergangenen Jahres und die anstehende Novelle des Heizungsgesetzes haben im Frühjahr laut Heizungsindustrie für einen Absatz-Boom gesorgt. Die Verkaufszahlen im Wärmeerzeuger-Markt seien im Vergleich zum Vorjahresquartal um 38 Prozent auf 306.500 verkaufte Anlagen gestiegen, teilte der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) in Köln mit. Besonders stark sei der Boom bei den Verkäufen von Wärmepumpen gewesen, wo die Verkaufszahlen um 111 Prozent auf 96.500 verkaufte Anlagen stiegen.
Als Hauptgrund für den Boom nimmt der Verband den Wunsch vieler Hausbesitzer an, ihre Anlage noch vor der geplanten Novelle des Gebäudeenergiegesetzes zu modernisieren. Viele Eigentümer wollten außerdem ihre Energiekosten mit Hilfe effizienterer Anlagen dämpfen, sagte BDH-Abteilungsleiter Ralf Kiryk.
Mehr als die Hälfte der neuen Anlagen wird den Angaben zufolge mit Gas befeuert. Der Verband verzeichnete hier eine Zunahme um 14 Prozent auf 168.000 neue Anlagen. Bei Ölheizungen verdoppelten die Hersteller ihren Absatz im Vergleich zum Vorjahr sogar und verkauften 21.500 Anlagen. Verkauft wurden außerdem 20.500 Holzzentralheizungen, was einem Plus von sieben Prozent entspricht. Bei den darunter fallenden Pelletheizungen habe es allerdings einen Rückgang um elf Prozent gegeben. Der Verband führt dies auf eine Kürzung der staatlichen Förderung seit August zurück.
Der Verband blickt zuversichtlich in die Zukunft. Trotz Inflation, steigenden Zinsen und Neubau-Einbruch erwartet der BDH beim Absatz von Wärmeerzeugern ein anhaltendes Wachstum von deutlich über zehn Prozent. Daran hätten Wärmepumpen den größten Anteil.
Nach 980.000 verkauften Heizungen im gesamten Jahr 2022 hält der Verband in diesem Jahr mehr als eine Million verkaufte Anlagen für möglich. Dies wären laut Kiryk so viele wie zuletzt Mitte der 1990er Jahre.
Heizungsgesetz: Debatte um Starttermin hält an
Unterdessen hält die Diskussion darüber an, wann das neue Gesetz mit Regeln zum Heizungsaustausch wirksam werden soll. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) äußerte sich skeptisch zum geplanten Start 2024. «Im Hinblick auf Lieferprobleme und den Mangel an Fachkräften für den Einbau neuer Heizsysteme wären längere Übergangsfristen aus Sicht der Unternehmen empfehlenswert», sagte DIHK-Energieexperte Sebastian Bolay der «Neuen Osnabrücker Zeitung».
Nach dem vom Bundeskabinett beschlossenen Gesetzentwurf soll von 2024 an möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Bestehende Öl- und Gasheizungen können weiter betrieben werden, kaputte Heizungen dürfen repariert werden. Sollte dies nicht möglich sein, sollen Übergangsfristen den Austausch erleichtern. Mit dem Gesetz soll der Abschied von Gas- und Ölheizungen eingeläutet werden.
Nach Ansicht von FDP-Fraktionschef Christian Dürr ist auch ein späteres Startdatum als 2024 denkbar. «Wir werden kein Gesetz beschließen, bei dem Fragen offenbleiben», sagte Dürr den Zeitungen der Funke-Gruppe. Er verlangte zum Beispiel eine Technologieoffenheit bei der Wahl der Wärmequelle, wenn die Heizung ersetzt wird.
Die energiepolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Nina Scheer, betonte, ihre Partei werde in den Beratungen auf eine gerechte und auskömmliche Ausgestaltung der Förderungen pochen. «Ob dies auch Einfluss auf den Zeitplan hat, werden die Beratungen zeigen.»
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte am Wochenende angedeutet, nicht unbedingt daran festzuhalten, dass das neue Gebäudeenergiegesetz schon vom kommenden Jahr an greift.
Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) von CDU und CSU forderte die Ampel-Koalition auf, die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes zurückzuziehen. «Das Gebäudeenergiegesetz muss komplett neu gemacht werden», sagte MIT-Chefin Gitta Connemann der «Rheinischen Post».
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