Einseitiger Mainstream
Experte sieht Verbannung von Krippenfiguren kritisch
AUGSBURG/ULM (dpa) - Nach der Debatte um eine möglicherweise rassistische Darstellung von Krippenfiguren sieht der Verband Bayerischer Krippenfreunde eine Verbannung von Weihnachtsfiguren kritisch. Krippenfiguren seien im Kontext ihrer Entstehungszeit zu betrachten, sagte der Präsident des Verbandes, Martin Martlreiter, der «Augsburger Allgemeinen» (Dienstag).
«Es ist immer gut, wenn man die Gegenwart mit einfließen lässt, aber so ein ultimatives Urteil über Figuren zu fällen, die vor über 100 Jahren geschnitzt worden sind, das finde ich sehr kurz gedacht», sagte der Pfarrer aus dem niederbayerischen Dingolfing über den Rassismus-Vorwurf.
Die Diskussion hatte die Münstergemeinde in Ulm ausgelöst, die die Heiligen Drei Könige in diesem Jahr nicht in der Krippendarstellung zeigen will. Grund sei eine aus heutiger Sicht rassistische Darstellung des Melchior. Die Figur des Schwarzen sei «voller Klischees und grotesk überzeichnet», meint die evangelische Kirchengemeinde in Ulm.
Martlreiter glaubt, dass künftig auch andere Kirchengemeinden entsprechend reagieren werden. «Es liegt ein Stück weit im Mainstream unserer Zeit, dass Themen sehr einseitig besetzt werden. Das ist mein Kritikpunkt», sagte er. Die meisten Pfarreien würden ihre Kunstwerke aber ehren und schätzen. «Es wird gewiss kein Bildersturm hereinbrechen.»
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