Triage ++ Intensivstationen
Experte warnt vor Corona-Panikmache!
BAYREUTH (dpa/lby) - Nach Experteneinschätzung sollte der Begriff der Triage im Zusammenhang mit der derzeitigen Corona-Welle nicht «leichtfertig» verwendet werden. Er wolle die aktuelle Not in den Krankenhäusern nicht relativieren, sagte der Leiter des Instituts für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften der Universität Bayreuth, Prof. Eckhard Nagel, der Deutschen Presse-Agentur. «Dass wir jetzt in einer Situation sind mit weiter steigenden Patientenzahlen ist natürlich mit Sorge zu betrachten. Aber hier davon zu sprechen, dass Patienten Angst haben müssten, gar nicht mehr behandelt zu werden, halte ich für unsensibel und rücksichtslos.»
Weiter sagte Nagel: «Ich will nichts schönreden, es ist problematisch. Aber ich weiß nicht, wie diese Panikmache helfen soll, mit der Pandemie besser umzugehen. Hier bin ich wirklich empört über die Art und Weise, wie die Diskussion geführt wird.» Um den akuten Pflegenotstand auf den Intensivstationen zu beheben, empfahl er eine Verdopplung des Gehalts - damit könne man nicht nur das derzeitige Personal halten, sondern auch ehemalige Pflegekräfte zur Rückkehr bewegen.
Nagel warb zugleich dafür, die Hoffnung nicht aufzugeben: «Mir ist die gesamte Diskussion viel zu stark von Angst bestimmt, an manchen Punkten kann man schon von Panik sprechen.» Die öffentliche Diskussion sei viel zu sehr von der Suche nach Schuldigen geprägt. «Das hilft doch niemandem. Das trägt zu einer Nervosität, zu einer Unsicherheit, zur Orientierungslosigkeit bei. Man sollte auf die Fakten schauen: Eine Pandemie verläuft in der Regel in Wellen. Klassischerweise darf man davon ausgehen, dass diese Welle wieder abflacht. Die Frage ist: Wie lange dauert das? Und wie können wir mit unserem Verhalten dazu beitragen, dass diese Welle so kurz wie möglich bleibt.»
Der Einzelne könne viel zur Bewältigung der Pandemie beitragen: «Die Überwindung dieser Pandemie ist ganz stark vom Einzelnen abhängig - wahrscheinlich viel stärker als vom Verhalten der Politik.»
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