Im Sprint aus der Plagiat-Ecke
(ampnet/mue) - China entwickelt sich immer schneller zu einem ernsthaften Konkurrenten für die internationalen Automobilkonzerne – der Außenseiter hat sich zu einem innovativen Mitspieler entwickelt, dessen Innovationskraft inzwischen sogar die der japanischen Hersteller überholt hat.
Aus einer gemeinsamen Studie des Center of Automobil Management (CAM) in Bergisch-Gladbach und der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC geht zwar hervor, dass die deutschen Automobilkonzerne weltweit noch immer die mit Abstand kreativsten Unternehmen sind, doch auf dem zweiten Platz lauern bereits die chinesischen Hersteller. Immerhin 32 Prozent der weltweit wichtigsten automobilen Innovationen kamen im vergangenen Jahr aus den Häusern BMW, Daimler oder Volkswagen. Damit haben die deutschen Hersteller einen komfortablen Vorsprung vor den chinesischen Mitbewerbern, die es auf 18 Prozent der weltweit vorgestellten Innovationen brachten.
Die chinesischen Techniker sind mit beachtlicher Geschwindigkeit dabei, die Lücke zu den etablierten Automobilländern zu schließen und haben ihren Anteil in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt. Damit liegt die chinesische Industrie knapp vor den japanischen Herstellern. Die USA, im vergangenen Jahr noch vor China, haben in dieser Wertung deutlich an Boden verloren und liegen noch bei einem Anteil von rund zwölf Prozent. Felix Kuhnert, Global Automotive Leader bei PwC: „Chinesische Konzerne fangen an, westlichen Herstellern nicht mehr nur nachzueifern, sondern sie mit eigenen Innovationen offen herauszufordern.“ Diese neue Ausrichtung gehört offensichtlich zum ehrgeizigen Industrieprogramm „Made in China 2025“, in das die Regierung in Peking insgesamt 300 Milliarden Euro investieren will, um in zehn als besonders zukunftsträchtig definierten Branchen Weltmarktführerschaft zu entwickeln. Dabei nimmt die Fahrzeugindustrie eine herausragende Stellung ein.
Allerdings scheinen die Kreativen im vergangenen Jahr weltweit eine Denkpause eingelegt zu haben. Die in der Studie untersuchten 35 Konzerne entwickelten in 2017 insgesamt 1.223 Innovationen, was einen Rückgang von zwölf Prozent gegenüber 2016 ausmacht. Die einstigen chinesischen Plagiat-Künstler haben sich, so CAM-Direktor Stefan Bratzel, zu „Innovationstreibern entwickelt“ und bauen vor allem in den Bereichen E-Mobilität und Vernetzung Schlüsselkompetenzen auf. Zwar erreichen die chinesischen Hersteller in keiner der untersuchten Kategorien einen Spitzenplatz, doch haben Geely und BYD zum Beispiel bei der Plug-in-Technik fast schon das Niveau der in diesem Bereich global führenden deutschen Hersteller erreicht. Als Beispiel für das Innovationstempo stellt die Studie unter anderem das Unternehmen Next vor, das im vergangenen Jahr 50 technische Neuerungen präsentierte und demnächst sein erstes Serienmodell Nio anbieten wird.
Treiber der Innovationsbereitschaft in der chinesischen Automobilindustrie ist ohne Zweifel die Elektromobilität. Bis zum Jahr 2020 sollen in der Volksrepublik 33 neue Elektromobile auf den Markt rollen und das Angebot damit auf knapp 100 Modelle erhöhen. Die deutschen Produzenten werden im gleichen Zeitraum 29 neue Modelle vorstellen, und viele davon dürften dann die Energie in Batterien mit dem Aufdruck „Made in China“ speichern.
Autor:Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg |
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