Grippe, Corona 6 Co.
Impfungen kommen fürs Oktoberfest zu spät!

Besucheransturm zum Oktoberfest auf der Theresienwiese.
Foto: Felix Hörhager/dpa
  • Besucheransturm zum Oktoberfest auf der Theresienwiese.
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MÜNCHEN (dpa/mue) - Corona? Was war das noch? Zwei Mal hat die Stadt München das Oktoberfest wegen der Pandemie abgesagt. Im vergangenen Jahr gab es noch besorgte Stimmen - doch die Riesen-Wiesn-Welle blieb aus.

Dieses Jahr besorgt Sars-CoV-2 die Mediziner vor dem größten Volksfest der Welt nur noch wenig. Die bierselige Enge voller Festzelte bleibt aber ein Eldorado für Krankheitskeime - und vor allem für leicht übertragbare Erkältungsviren. Millionen Gäste aus aller Welt werden ab Samstag bis 3. Oktober zu dem Volksfest in München erwartet - und mit ihnen diverse Erreger.

Schon vor der Pandemie begann regelmäßig kurz nach dem Wiesnstart in München das große Niesen: Das Phänomen «Wiesn-Grippe» ist lange bekannt - und gehört dazu wie die Maß Bier und das Hendl. Die Wiesn werde auch heuer die Zahl der Atemwegserkrankungen steigen lassen, sagt der Leiter der Infektiologie des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, Christoph Spinner. «Aber ich sehe keine Notwendigkeit, Sars-CoV-2 noch besonders herauszuheben.» Auch Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing, der Anfang 2020 die ersten Corona-Patienten in Deutschland behandelt hatte, sagt: «Es kann das Infektionsgeschehen durch die Wiesn etwas angeheizt werden.» Es sei aber anders als in den ersten beiden Pandemie-Jahren absolut vertretbar, das Volksfest wie früher zu feiern. «Die Wiesn wird nicht dazu führen, dass die Intensivstationen volllaufen.» Wendtner, in der Pandemie einer der vorsichtigsten in der Diskussion um Corona-Schutzmaßnahmen, sieht diesem Herbst und Winter erstmals einigermaßen entspannt entgegen. Anders als 2022 habe es keine Sommerwelle gegeben. «Ich glaube nicht, dass wir eine riesige Welle wie bei Omikron erwarten. Da bin ich optimistisch für diesen Winter.» Dennoch sollten Risikopatienten, Ältere und Gesundheitspersonal sich gegen Corona impfen lassen, ebenso gegen Grippe und unter Umständen auch gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV).

Schwere Verläufe befürchtet

Sowohl die Grippe als auch die RSV-Saison war 2022 sehr früh gestartet, im September und Oktober - genau zur Wiesnzeit. Mit einer Impf-Vorsorge für die Wiesn wird es zeitlich aber knapp. Der Grippe-Impfstoff soll bis Monatsmitte ausgeliefert werden; die neuen Corona-Vakzine könnten laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ab 18. September in den Praxen sein - zwei Tage nach dem Oktoberfest-Start. Und bis nach einer Impfung ein wirksamer Schutz eintritt, vergeht mindestens eine Woche. «Wenn ich könnte, würde ich mich noch vor dem Oktoberfest gegen Influenza und Corona impfen lassen. Aber für einen Impfschutz rechtzeitig zur Wiesn wird es nicht reichen», so Spinner.

In den Fokus rückte nach der Welle bei Kindern im vergangenen Winter das RS-Virus. Es trifft, so die Ärzte, keineswegs nur Kleinkinder, sondern auch Erwachsene. Spinner: «Es ist sehr wahrscheinlich, dass RSV auch auf dem Oktoberfest eine Rolle spielen wird». Wendtner warnt, das RSV-Virus könne auch bei Erwachsenen schwere Verläufe auslösen. Die Zahl der Todesfälle aus den USA sei 2022 überraschend hoch gewesen. Zwei RSV-Impfstoffe sind inzwischen zugelassen - aber nur einer davon, Arexvy, ist in deutschen Apotheken verfügbar. Die Stiko hat zudem noch keine Empfehlung ausgesprochen.

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

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