Konfuzius-Institut: Die Region über China Informieren
NÜRNBERG - „Konfuzius-Institute unter Propaganda-Verdacht", „Erste deutsche Unis überdenken umstrittene Konfuzius-Institute". Es sind Schlagzeilen wie diese, mit denen sich die Konfuzius-Institute weltweit konfrontiert sehen. Die Institute sind Sprach- und Kulturinstitute der Volksrepublik China. Sie stehen in der medialen Kritik, Propaganda der chinesischen Kommunistischen Partei zu verbreiten.
Dr. Yan Xu-Lackner, Leiterin des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen, hat den Presseclub besucht und mit Moderator Georg Escher und dem Publikum vor Ort und online diskutiert. Dass es sich bei den Konfuzius-Instituten um ein kontroverses Thema handelt, hatte der Presseclub im Vorfeld selbst festgestellt: Noch nie zuvor hatten der Presseclub so viele Zuschriften zu einem Gast erhalten.
Xu-Lackner versuchte im Gespräch, ein,Bild ihres Instituts zu zeigen, das den Fokus auf kulturelle Veranstaltungen statt auf politische Beeinflussung legt. „Die Konfuzius-Institute sind vergleichbar mit
dem Goethe-Institut", sagte sie. Moderator Georg Escher entgegnete mit einem Zitat des chinesischen Machthabers Xi Jinping aus dem Jahr 2018, der damals sagte, die Konfuzius-Institute seien eine Softpower, um die Ideologie des Sozialismus im Ausland zu stärken. „Es gibt kein Institut, das nur von der chinesischen Seite getrieben ist", erklärte Xu-Lackner. Das Nürnberger Institut sei als gemeinnütziger Verein organisiert, mit 14 deutschen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und fünf aus China. Hinzu komme laut Xu-Lackner ein deutsches Kuratorium. Das Dasein als binationales Institut sei eine große Stärke. Xu-Lackner betonte, dass sie unabhängig von den Vorgaben aus China handeln könne. „Wir beantragen Projekte nach unserem Belieben", erklärte sie.
Das Nürnberger Institut ist das einzige Konfuzius-Institut weltweit, das einen Kunstraum für moderne chinesische Kunst eingerichtet hat. „Mir ist sehr wichtig, ein lebendiges, vielschichtiges China-Bild zu vermitteln", meinte sie. Das Institut sei zu einem Großteil durch den Freistaat Bayern, den Städten Nürnberg und Erlangen sowie von Siemens finanziert. Sie selbst sei Angestellte der FriedrichAlexander-Universität. Neben der Kulturarbeit bietet das Konfuzius-Institut Sprachunterricht an und forscht zudem.
Xu-Lackner sieht ihr Institut als Verständigung zwischen Deutschland und China. „Wer beeinflusst wen?", fragte sie mit Blick auf den Vorwurf, China wolle durch die Institute Einfluss auf Deutschland nehmen. Stattdessen würde auch Deutschland China beeinflussen, vor allem durch die Mitarbeiter, die nach ihrer Zeit in Deutschland wieder zurück nach China gingen. „Den Begriff Softpower muss man nicht gleich als Problem sehen", meinte sie. Die Konfuzius-Institute seien auch dazu da, Imagepflege zu betreiben. Xu-Lackner verglich diesen Anspruch mit dem des spanischen Institut° Cervantes. „Softpower als Kulturgut bekannt zu machen, ist völlig legitim", stellte sie fest.
Im anschließenden Gespräch mit dem Publikum wurde viel diskutiert. Angesprochen auf die „Drei Ts" — Tiananmen (Massaker 1989), Tibet und Taiwan — die die chinesische Regierung als Tabu-Themen definiert hat, sagte Xu-Lackner, dass es nicht die Aufgabe des Institutes sei, eine politische Plattform anzubieten. Im Rahmen von Kulturveranstaltungen könnten diese Themen aber durchaus behandelt werden.
Sollten Mitarbeiter des Instituts gegen die Politik der chinesischen Regierung demonstrieren wollen, sehe sie als Leiterin kein Problem. „Das tangiert unsere Arbeit nicht", sagte sie. Die Mitarbeiter müssten nur darauf gefasst sein, Sanktionen von chinesischer Seite zu erhalten. Es sei mutig von China, das Konfuzius-Institut zum Großteil mit deutschen Mitarbeitern zu beleben. „Man muss lernen, die Perspektive zu wechseln", sagte sie zum Abschluss.
Julian Hörndlein
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