Kritik an Corona-Regeln im Theater und Kino
Kultur fühlt sich benachteiligt: Wenn Bier vor Kultur geht

Bayerischen Staatsoper.  | Foto: Sven Hoppe/dpa/Archivbild
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MÜNCHEN (dpa/lby) - Kulturschaffende fühlen sich durch die Corona-Beschränkungen in Bayern massiv im Nachteil gegenüber der Gastronomie. «Wir können das nur noch so bewerten, dass die Aussage «Bayern ist ein Kulturstaat» ein leere Hülse ist: Bier geht vor Kultur», sagte Daniela Aue vom Verband Freie Darstellende Künste in Bayern (VfdKB) der Deutschen Presse-Agentur in München. Der Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF KINO) kritisierte, Bayern habe die bundesweit schärfsten Corona-Maßnahmen im Kulturbereich - abgesehen von den Komplettschließungen in Sachsen.

Geht es nach dem Kinoverband, müssen diese Regelungen sofort aufgehoben werden. «Sie bedeuten eine Abstrafung der bayerischen Kinos. Dies werden wir nicht länger hinnehmen», erklärte Christine Berg aus dem Vorstand der Organisation, die bundesweit rund 600 Mitglieder hat. Sie frage sich, «wieso unsere Interessen im Vergleich zu anderen Branchen derartig mit Füßen getreten werden. Hier wurde offensichtlich ganze Lobbyarbeit geleistet!» Dabei hätten Studien dargelegt, dass die Ansteckungsgefahr in Kinos besonders gering sei.

Auf Unverständnis stößt die Tatsache, dass in Gaststätten nach der 2G-Regel Geimpfte oder Genesene Zutritt haben, während Theater- oder Konzertbesucher zusätzlich Tests vorlegen müssen. Zudem dürfen Kulturbetriebe nur 25 Prozent der Plätze besetzen. Aue sieht darin ein «fatales Zeichen mit fatalen Folgen». Man sende das Signal aus, dass das Ansteckungsrisiko bei Kulturveranstaltungen groß sei - diese würden in der Folge gemieden. Dabei hätten Theater hervorragende Hygiene- und Lüftungskonzepte. «Gerade letztere sind in der Gastronomie so sicherlich nicht vorhanden und dort sitzen die Gäste häufig dicht auf dicht», kritisierte sie.

Unzufrieden ist auch Serge Dorny, Intendant der Bayerischen Staatsoper: «Am liebsten würden wir unter den sehr hohen, vorhandenen Corona-Regeln Vorstellungen zu 50 Prozent belegen. Sicher ist es nämlich nirgends im öffentlichen Leben», sagte er der Mediengruppe «Münchner Merkur tz» (Mittwoch).

Am Mittwochnachmittag war ein Gespräch geplant - unter anderem mit Kunstminister Bernd Sibler (CSU) und Vertretern der Kulturbranche. Man wolle bei den 25 Prozent «ein Stück weit höher kommen», um die wirtschaftliche Tragfähigkeit etwa für die freie Szene sicherstellen zu können, kündigte er im Bayerischen Rundfunk (BR) an. Allerdings habe man auch einen Rekordstand bei Omikron, das müsse man «in eine gesamtlogische Struktur» stellen. Die Freien Wähler nannten dieses Treffen ein wichtiges Signal. Man werde sich dafür einsetzen, dass rasch nachgesteuert werde, um die Gerechtigkeitslücke zu schließen.

Unterstützung für die Kultur kommt aus der Opposition - und Kritik an Sibler und Ministerpräsident Markus Söder (CSU). «Die Söder-Regierung zwingt die Kultur in ein so enges Korsett, dass es ihr die Luft zum Atmen nimmt», meinte der kulturpolitische Sprecher der Landtags-FDP, Wolfgang Heubisch, selbst von 2008 bis 2013 Minister für Forschung, Wissenschaft und Kunst. Warme Worte und Sympathiebekundungen trösteten nicht. «Der Kunstminister muss jetzt endlich der Kultur Erleichterungen verschaffen: 50 Prozent Auslastung mit 2G-Regel.»

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Florian von Brunn (SPD) hält die Regeln für existenzgefährdend. «In der Gaststätte dürfen die Menschen eng an eng ohne Maske sitzen und brauchen nur 2G. Im Kino, der Kulturbühne oder dem Theater gelten dagegen harte Besucherbeschränkungen und 2Gplus. Das kann man keinem Menschen erklären.»

Der Geschäftsführer des Konzertveranstalters Münchenmusik, Andreas Schessl, hat indes juristische Schritte eingeleitet. Mit einer Klage beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof will er sich gegen die Beschränkung auf 25 Prozent der Zuschauerkapazität wehren. Es sei unverständlich, warum von der Kultur wieder ein Sonderopfer erzwungen werde, sagte er. Die Kulturbranche habe offenbar überschätzt, welchen Stellenwert sie in der Politik habe.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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