Bundestagswahl: First Lady oder First Husband?
Privates: Das sind die Partner der drei Kanzlerkandidaten
BERLIN (dpa) - Die Ehefrauen der Kanzler hießen früher mal Loki Schmidt, Hannelore Kohl oder Doris Schröder-Köpf. Diese Namen kennen viele. Bei Joachim Sauer, dem Ehemann von Angela Merkel, ist das etwas anders.
Der Chemieprofessor aus Berlin trat nur selten mit der Kanzlerin öffentlich auf. Homestorys? Undenkbar. Nach 16 Jahren folgt auf Merkel/Sauer ein neues Gespann, je nachdem, wie die Bundestagswahl am 26. September ausgeht. Ob Armin Laschet, Olaf Scholz oder Annalena Baerbock: Alle drei sind verheiratet. Damit hören die Parallelen im Privaten aber schon fast auf. Ein Überblick:
Susanne Laschet
Wer Susanne Laschet (59) im WDR-Talk «Kölner Treff» aus dem vergangenen Jahr sieht, staunt: Sie plaudert frei von der Leber weg, typisch Rheinländerin. Ein Thema: Wie es ist, wenn der Mann auf einmal so viel im Homeoffice ist wegen Corona. Da erzählt Susanne Laschet, wie Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident daheim sitzt: zwei Handys kleben an seinem Ohr, der Laptop ist geöffnet, es läuft irgendeine Videokonferenz. «Ich gebe zu, ich weiß manchmal nicht so recht, wo ich mich lassen soll», sagt die Ehefrau.
Ihren Mann hat sie kennengelernt, da war sie sieben Jahre alt. «Aber da hatte ich noch nichts mit ihm.» Als er sie als Kind mal verprügelt hat, hat sie sich bei ihrer Mutter beschwert - sie habe den ekelhaftesten Jungen ihres Lebens kennengelernt. Aus der Bekanntschaft im Kirchenchor wurde ihr Ehemann. Das Paar heiratete 1985 und hat drei erwachsene Kinder. Am bekanntesten ist der modebewusste Influencer-Sohn Johannes («Joe»), der eine gewisse Ähnlichkeit mit Hollywoodstar Ryan Gosling hat.
Susanne Laschet klingt, was ihren Mann angeht, in der Talkshow recht pragmatisch: Er habe schöne Augen gehabt, sie habe ihn ganz nett gefunden. «Wir haben beide immer nach rechts und links geguckt, so ist es nicht. Wir haben nichts Besseres gefunden, beide, es ist halt so.» Gelächter in der Runde. Die Buchhändlerin wirkt handfest und bodenständig. Sie engagiert sich für Obdachlose und Sterbenskranke. Ihren Beruf will sie behalten. Nach Berlin zieht es sie nicht.
Was, wenn der neue Kanzler Armin Laschet heißt? Aus Düsseldorfer Regierungskreisen heißt es: «Susanne Laschet übt, wie öffentlich bekannt, seit vielen Jahren ihren Beruf als Buchhändlerin aus und beabsichtigt dies auch künftig. Sie hat ihren Mann bei allen Stationen seiner politischen Karriere unterstützt, dies gilt auch für die anstehenden Aufgaben nach einem Wahlsieg. Wie beide mehrfach öffentlich geäußert haben, wird Aachen weiterhin Lebensmittelpunkt der Familie bleiben.»
Britta Ernst
SPD-Kandidat Olaf Scholz (63) zeigt sich bestürzt, wenn man ihn fragt, ob seine Frau Britta Ernst (60) im Falle eines Wahlsieges weiterarbeiten wird. Die gebürtige Hamburgerin ist seit 2017 SPD-Bildungsministerin in Brandenburg, vorher hatte sie den Posten in Schleswig-Holstein. Seine Frau sei eine großartige Politikerin - deshalb empöre ihn auch die Frage, ob sie weiterarbeiten würde, wenn er Kanzler würde, sagt Scholz in der Gesprächsreihe «Brigitte live».
Wenn er über sie spricht, wird der Vizekanzler und Finanzminister gefühlig: «Ich glaube, dass ich ein ganz anderer Mensch wäre, wenn ich nicht mit Britta Ernst verheiratet wäre.» Seine Frau sei es auch gewesen, die ihn irgendwann sanft zum Abnehmen und damit zum Joggen gedrängt habe. Auf seiner Homepage schreibt er, seine Frau bedeute für ihn «alles». Im «Spiegel» sagt er: «Das Wichtigste im Leben ist die Liebe.» Das Paar ist seit 1998 verheiratet und lebt in Potsdam, Kinder haben die beiden nicht. Sie ist Frühaufsteherin, er schläft lang, wenn es geht. Beide radeln gern.
Britta Ernst will sich mit Blick auf Scholz und den Fall eines Wahlsieges nicht äußern. Was bekannt ist: Als Scholz 2011 Erster Bürgermeister in Hamburg wurde, zog sie sich dort aus der Landespolitik zurück, was ihr offenbar nicht leicht fiel. «In keinem Bereich ist es richtig, dass Veränderungen bei einem Partner mit dem Verzicht des anderen begleitet werden», schrieb sie damals. Zum Austausch in einer Partnerschaft gehöre für sie jedoch, dass sich die politischen Aufgaben nicht zu sehr überschnitten.
Ernst gilt als norddeutsch zurückhaltend, pragmatisch und unaufgeregt. Aktuell ist sie als Ministerin Vorsitzende der Kultusministerkonferenz. Als Motto wählte sie: «Lehren und Lernen und guter Unterricht in den Zeiten der digitalen Transformation». Klingt nach wenig Stoff für die bunten Blätter.
Daniel Holefleisch
Der gebürtige Trierer Daniel Holefleisch (48) könnte, falls Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock (40) Kanzlerin wird, Deutschlands zweiter First Husband werden. Baerbock hat in einem Interview der «Bild am Sonntag» angekündigt, dass sich ihr Ehemann dann komplett um die Betreuung der zwei Töchter kümmern würde. «Die Verantwortung des Kanzlerinnenamtes bedeutet, Tag und Nacht zur Verfügung zu stehen. Das kann ich auch deshalb, weil mein Mann in dem Fall voll Erziehungszeit nehmen würde.»
Baerbock betont, ihr Partner sei bereits jetzt für die Erziehungs- und Hausarbeit zuständig: «Mein Mann übernimmt die volle Verantwortung und Arbeit zuhause. Schon die letzten Jahre hat er seine Stunden im Job reduziert, weil ich oft frühmorgens aus dem Haus gehe und in der Nacht nach Hause komme», sagt sie. Ihr Mann hatte nach Baerbocks Worten ein Vetorecht bei der Entscheidung für die Kanzlerkandidatur, «weil das alles auch unser gesamtes Familienleben verändert». Wer ihr wichtigster Gesprächspartner sei? Ihr Mann, sagt Baerbock bei «Brigitte live».
Holefleisch arbeitete bis vor kurzem bei der Post, wo er den Titel «Senior Expert Corporate Affairs» bei DHL trug. «Seit August nimmt er eine Auszeit und ist ganz zuhause, auch um beim Schulanfang der jüngeren Tochter als Vater da zu sein», heißt es bei den Grünen. «Sollte Annalena Baerbock Exekutivverantwortung übernehmen, ist ganz klar, dass ihr Mann seine Arbeit bei der Deutschen Post DHL Group so nicht fortführen wird - zum einen um Verantwortung und Arbeit in der Familie zu übernehmen, zum anderen um jeden Anschein einer Interessenverquickung zu vermeiden.»
Vorher hat Holefleisch bei den Grünen gearbeitet und sich dort parteiintern einen Namen gemacht, sein Vater Ulrich ist langjähriger Grünen-Ratsherr in Göttingen. Wer Daniel Holefleisch am Rande von Parteitagen kennengelernt hat, schildert ihn als offen, humorvoll und gesprächig. Er ist Fan von Werder Bremen. Optisch geht es aber in eine andere Richtung, wie einmal in einem Interview der «Welt» zu lesen war. Er werde recht häufig mit Trainer Jürgen Klopp verwechselt, sagte Holefleisch damals.
Von Caroline Bock, dpa
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.