Auto rast in Menschenmenge ++ Berlin
UPDATE 6: 29-Jähriger kommt nach Todesfahrt in Psychiatrie
UPDATE 6: 10. Juni 2022
Berlin/Bad Arolsen (dpa) - Schock und Trauer wirken nach der Todesfahrt an der Berliner Gedächtniskirche noch immer nach. Derweil geht die Arbeit der Ermittler weiter. Für sie geht es nun darum, die genauen Umstände und Hintergründe der Tat aufzuklären. Hierzu sollen Sachverständige - sowohl für die psychiatrische Expertise als auch für den Hergang des Geschehens - beauftragt und Zeugen vernommen werden.
Kein Zweifel an psychischer Erkrankung
Eines ist für die Beamten sicher: Eine psychische Erkrankung des Autofahrers hat dazu geführt, dass der 29-Jährige am Mittwoch über Gehwege des Ku'damms und der Tauentzienstraße in Menschengruppen gerast ist. Der Mann kommt in eine psychiatrische Einrichtung. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mord in einem Fall und versuchten Mord in 17 Fällen vor.
Besonders getroffen von der Tat ist eine Schulklasse aus dem nordhessischen Bad Arolsen, deren Fahrt in die Hauptstadt ein jähes Ende fand. Eine Lehrerin der Schule starb bei dem Vorfall, viele Schüler wurden verletzt.
Am Mittwochabend legten der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) und Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) Blumen für die Opfer nieder. «Ich empfinde ganz tiefe Trauer, wenn ich diesen Ort sehe, und mein Herz ist wirklich schwer, seitdem ich die Nachrichten erfahren habe», sagte Rhein. Ein Mensch habe «eine ganze Schule, einen ganzen Ort und vor allem eine ganze Familie» in eine Tragödie gestürzt.
Erzbischof ruft zur Schweigeminute auf
Ermittlungen müssten nun zeigen, ob hinter der Tat möglicherweise noch mehr stehe als die psychische Erkrankung des Fahrers, sagte Giffey. «Für uns war wichtig, dass wir hier gerade an diesem Ort wirklich aus den Lehren der Amoktat und dieses Anschlages aus 2016 gelernt haben.» Vieles sei seither anders organisiert worden, der Plan sei am Mittwoch «in vorbildlicher Weise» umgesetzt worden.
Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch rief alle Schulen auf, am Freitag (10.30 Uhr) eine Schweigeminute zu halten. «Besonders erschreckt und erschüttert hat mich, dass eine Schulklasse Opfer der Amokfahrt wurde», sagte Koch laut Mitteilung vom Donnerstag.
Es gebe Anhaltspunkte dafür, dass der festgenommene Mann an einer paranoiden Schizophrenie leide, sagte am Donnerstag der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Sebastian Büchner. Bei der Durchsuchung der Wohnung des 29-Jährigen seien Medikamente gefunden worden. Der Beschuldigte habe seine Ärzte von der Schweigepflicht entbunden.
Verdächtiger wohl schon 2020 in psychiatrischer Klinik
Vor der Todesfahrt vom Ku'damm in Berlin ist der beschuldigte 29-Jährige mehrfach psychologisch auffällig gewesen. Der sozialpsychiatrische Dienst des Bezirkes Charlottenburg-Wilmersdorf habe seit 2014 mehrfach eingreifen müssen, sagte der Bezirksstadtrat für Jugend und Gesundheit, Detlef Wagner (CDU). Das letzte Mal sei dies Anfang 2020 der Fall gewesen. Zuvor hatte der RBB berichtet. Eine konkrete Anzahl der Einsätze nannte Wagner mit Verweis auf die ärztliche Schweigepflicht nicht.
Für einen terroristischen Hintergrund der aktuellen Tat gibt es derweil weiterhin keine Hinweise - auch ein Unfall lässt sich laut Staatsanwaltschaft derzeit ausschließen.
Von der Bundes- und Landesregierung wurde der Vorfall als Amoktat eingestuft. Staatsanwaltschaft und Polizei nutzten den Begriff «Amoktat» hingegen zunächst bewusst nicht. Der Fall weckt auch Erinnerung an eine Amokfahrt auf der Berliner Stadtautobahn A100 im August 2020, als ein Autofahrer gezielt drei Motorradfahrer rammte. Er wurde vom Gericht in die Psychiatrie eingewiesen.
Der 29-jährige Tatverdächtige armenischer Herkunft sei 2015 eingebürgert worden, führte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Donnerstag aus. Polizeilich sei er öfter aufgefallen, es habe Ermittlungen gegeben wegen Körperverletzung, Hausfriedensbruchs und Beleidigung.
Der Tatort befindet sich unweit der Gedächtniskirche am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg. Dort war im Dezember 2016 ein islamistischer Attentäter in einen Weihnachtsmarkt gefahren.
++
UPDATE 5: 9. Juni 2022
Ermittlungen zu Hintergründen
Berlin (dpa) - Der Todesfahrer in Berlin hatte nach Erkenntnissen der Polizei in der Vergangenheit psychische Probleme.
«Die genauen Umstände müssen im Rahmen der laufenden Ermittlungen noch geklärt werden», sagte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) im Abgeordnetenhaus. Der jetzt 29-jährige Mann armenischer Herkunft sei 2015 in Deutschland eingebürgert worden. Bei der Polizei sei er mehrfach aufgefallen, es habe Ermittlungen gegeben wegen Körperverletzung, Hausfriedensbruchs und Beleidigung.
Über politische und extremistische Taten sei nichts bekannt. «Auch im Zusammenhang mit verfassungsfeindlichen Bestrebungen ist der Tatverdächtige bisher nicht aufgefallen.» Im Auto sei kein Bekennerschreiben gefunden worden, sagte Spranger. «Im Auto wurden Plakate gefunden. Ob und inwieweit diese im Zusammenhang mit der Tat stehen, ist auch Gegenstand der Ermittlungen.»
Mann soll Haftrichter vorgeführt werden
Spranger betonte: «Deshalb bewerte ich nach derzeitigem Stand das gestrige Geschehen als einen Amoklauf einer psychisch beeinträchtigten Person.»
Der Mann befinde sich im Polizeigewahrsam und werde am Donnerstag einem Richter vorgeführt, sagte Spranger. Der Richter kann einen Haftbefehl ausstellen, so dass der Mann in Untersuchungshaft kommt. «Die Ermittlungen werden von der Mordkommission geführt und laufen auf Hochtouren. Die Maßnahmen vor Ort sind abgeschlossen.»
Die Polizei habe am Mittwochabend die Wohnung des Mannes durchsucht. «Zurzeit wird sowohl das Mobiltelefon als auch der Computer sehr intensiv untersucht.»
Schülerinnen und Schüler auf Rückweg nach Hessen
Spranger sagte weiter: «Ich habe heute Nacht kaum ein Auge zugemacht.» Ihre Gedanken seien bei der getöteten Lehrerin und den Angehörigen, ebenso bei den vielen Verletzten und Schwerverletzten. Ein Teil der Jugendlichen sowie der Eltern, die am Mittwoch nach Berlin kamen, sei inzwischen wieder auf dem Rückweg nach Hessen.
Der Autofahrer raste am Mittwochvormittag an der Gedächtniskirche über Gehwege des Ku'damms und der Tauentzienstraße. Eine Frau starb, 29 Menschen wurden nach aktuellem Stand verletzt, sechs von ihnen lebensgefährlich und drei schwer. Darunter waren viele Schüler einer 10. Klasse aus Hessen.
++
UPDATE 4: 9. Juni 2022
BERLIN (dpa) - Der tödliche Vorfall mit einem Auto am Berliner Ku'damm wird von der Bundes- und Landesregierung als Amoktat eingestuft.
Nach Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (beide SPD) am Donnerstagmorgen entsprechend: «Das hat sich gestern Abend verdichtet», sagte Giffey im RBB-Inforadio. Durch die Ermittlungen der Polizei sei klar geworden, «dass es sich um die Amoktat eines psychisch schwer beeinträchtigten Menschen handelt». Auch Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte sich am Mittwochabend bei Twitter so ausgedrückt.
Die Berliner Polizei nutzte den Begriff «Amoktat» hingegen zunächst bewusst nicht. Ein Polizeisprecher sagte am Donnerstag dazu: «Es gibt Tendenzen in diese Richtung, wir legen uns da aber noch nicht fest. Ermittelt wird weiterhin in alle Richtungen.» Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik hatte sich am Mittwochabend ähnlich geäußert.
Im Berliner Landeskriminalamt (LKA) ist eine Mordkommission für den Fall zuständig, nicht der Staatsschutz, der sich um politisch motivierte Kriminalität von Extremisten kümmert. Dies gibt einen Hinweis darauf, wie die Polizei den Fall nach den ersten Erkenntnissen einstuft.
Lehrerin getötet - mehrere Schüler verletzt
Bei seiner Tat tötete der Fahrer am Mittwochvormittag eine Lehrerin aus Hessen und verletzte insgesamt 14 Menschen, vor allem aus der dazugehörigen Schülergruppe. Der Fahrer - ein 29 Jahre alter, in Berlin lebender Deutsch-Armenier - wurde gefasst und in ein Krankenhaus gebracht. Am Abend gedachten zahlreiche Menschen in der Gedächtniskirche der getöteten Frau und der Verletzten.
Bereits am Mittwoch wurde unter anderem auch die Wohnung des Fahrers in Charlottenburg von der Polizei durchsucht. Der Mann soll der Polizei wegen mehrerer Delikte bekannt gewesen sein, jedoch nicht in Zusammenhang mit Extremismus. Die Schwester des Verdächtigen sagte einem «Bild»-Reporter: «Er hat schwerwiegende Probleme.» Nachbarn äußerten sich der Zeitung zufolge erstaunt, «dass er zu so einer Tag fähig ist.»
Plakate mit Türkei-Bezug werden geprüft
Giffey sagte am Donnerstagmorgen über den Täter, mit Hilfe eines Dolmetschers werde versucht, mehr «aus den teilweise wirren Äußerungen, die er tätigt, herauszufinden». Ob die Plakate mit Bezug zur Türkei, die in dem Tatfahrzeug des Armeniers lagen, eine Rolle gespielt hätten, werde noch ermittelt. Sie sprach von einem «dunklen Tag in der Berliner Stadtgeschichte».
Die Notfall-Pläne zum koordinierten Einsatz aller Rettungskräfte und der psychosozialen Betreuung der Opfer hätten am Mittwoch «vorbildich gegriffen», sagte Giffey. Umgesetzt worden sei, was nach dem islamistischen Terroranschlag 2016 «als Notfall- und Aktionsplan erarbeitet worden ist». Am Mittwoch sei auch begonnen worden, ein Koordinierungsteam einzusetzen für die Opferhilfe.
Sechs Menschen lebensgefährlich verletzt
Von den 24 Schülern der 10. Klasse Gruppe aus Hessen lägen 7 im Krankenhaus, sagte Giffey. Insgesamt seien sechs Menschen lebensgefährlich und drei weitere schwer verletzt worden. Darunter ist auch ein Lehrer. Die unverletzten Jugendlichen seien in ihrem Hotel von Berliner Schulpsychologen betreut worden. Noch am Mittwoch seien Eltern der Jugendlichen zusammen mit Schulpsychologen aus Hessen mit einem Bus angereist.
Als nächster Schritt folge die rechtliche und finanzielle Unterstützung zusammen mit der Opferhilfe und der hessischen Landesregierung. Sie habe in der Nacht noch mit dem hessischen Ministerpräsidenten gesprochen.
Zu möglichen Schutzmaßnahmen durch Poller an Straßen sagte Giffey, zu Wahrheit gehöre auch, «dass wir nicht die ganze Stadt abpollern können und auch nicht den ganzen Ku'damm abpollern können». Es werde aber von den Behörden untersucht, was zur Sicherheit zusätzlich möglich sei.
++
UPDATE 3: 8. Juni 2022
BERLIN (dpa) - Nach dem tödlichen Vorfall in Berlin mit einem Autofahrer sind in dem Wagen neben Schriftstücken auch Plakate mit Aufschriften gefunden worden.
«Ein richtiges Bekennerschreiben gibt es nicht», sagte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD). Zuvor hatte es aus Polizeikreisen geheißen, es sei ein Bekennerschreiben in dem Auto gefunden worden.
Äußerungen zur Türkei
Spranger sprach von «Plakaten», auf denen Äußerungen zur Türkei stehen würden. Die genaue Motivation des Fahrers müsse untersucht werden. Eine Polizeisprecherin sagte: «Welcher Art die Äußerungen auf Schriftstücken und Plakaten sind, die im Auto gefunden wurden, prüfen wir noch.»
Polizeipräsidentin Barbara Slowik spricht von einem «Tatverdächtigen», der sich nun im Krankenhaus befinde. Im Moment gebe es keine einschlägigen Erkenntnisse zu einer politischen Motivation. Von einem zufälligen Unfall war in den Stellungnahmen nicht die Rede.
Das ist passiert:
Der Täter war gegen 10.30 Uhr an der Berliner Gedächtniskirche am Ku'damm in eine Menschengruppe auf dem Bürgersteig gefahren und dann 200 Meter weiter auf der Tauentzienstraße in ein Schaufenster gekracht. Unter den Verletzten waren zahlreiche Schüler einer 10. Klasse aus Bad Arolsen in Nordhessen. Eine Lehrerin wurde getötet, ein Lehrer schwer verletzt. Das teilte die hessische Landesregierung mit. Nach Angaben der Berliner Feuerwehr wurden sechs Menschen lebensgefährlich und drei Menschen schwer verletzt.
++
UPDATE2: 8. Juni 2022
Polizei findet Bekennerschreiben
BERLIN (dpa) - Bei der Fahrt eines Mannes in eine Menschengruppe in Berlin ist eine Lehrerin aus dem nordhessischen Bad Arolsen getötet worden. Unter den Verletzten befinden sich zahlreiche Schülerinnen und Schüler einer zehnten Klasse, ein Lehrer wurde nach derzeitigem Stand schwer verletzt. In dem Wagen soll ein Bekennerschreiben gefunden worden sein - über den Inhalt wurde noch nichts bekannt.
Die Schüler aus Hessen würden psychologisch betreut, sagte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) in Berlin. Sie kündigte an, der Tatverdächtige werde in alle Richtungen überprüft. Der Fahrer sei in ein Krankenhaus gekommen.
Auto des Täters wird untersucht
Mehrere Stunden nach dem Vorfall mit einer Toten und mehreren lebensgefährlich verletzten Menschen wurde am Nachmittag das Europacenter zum Teil geräumt. Grund sei die genauere Untersuchung des Autos des Täters, das gegenüber vom großen Einkaufszentrum auf der anderen Seite der Tauentzienstraße steht. Es gehe um eine reine Vorsichtsmaßnahme, falls sich in dem Wagen etwas Gefährliches befinden sollte, so die Polizei.
Bei dem Vorfall am Vormittag erlitten nach Feuerwehrangaben sechs Menschen lebensgefährliche Verletzungen. Hinzu kämen drei Schwerverletzte und mehrere Leichtverletzte. Eine genaue Gesamtzahl der Opfer des Vorfalls am Ku'damm und der Tauentzienstraße ist zunächst nicht bekannt. Für den Abend (19.00 Uhr) wurde eine Gedenk-Andacht in der Gedächtnis-Kirche angekündigt, in deren Nähe sich der Vorfall ereignete.
Fahrer wurde von Passanten festgehalten
Der Fahrer des Wagens wurde vorläufig festgenommen. Er sei zunächst von Passanten festgehalten worden, sagte Polizeisprecher Thilo Cablitz. Der Mann ist laut Polizei ein 29 Jahre alter, in Berlin lebender Deutsch-Armenier. Die Polizei prüfte, ob es sich um einen Unfall, einen medizinischen Notfall oder um eine vorsätzliche Tat handele. Der Fahrer war nach dpa-Informationen mit einem Auto unterwegs, das seiner älteren Schwester gehört. Er soll der Polizei bereits wegen mehrerer Delikte bekannt gewesen sein, allerdings nicht in Zusammenhang mit Extremismus.
Der Mann fuhr den Renault-Kleinwagen an der Straßenecke Ku'damm und Rankestraße auf den Bürgersteig des Ku'damms und in eine Menschengruppe. Dann fuhr er auf die Kreuzung und knapp 200 Meter weiter auf der Tauentzienstraße Richtung Osten. Kurz vor der Ecke Marburger Straße lenkte er den Wagen erneut von der Straße auf den Bürgersteig, touchierte ein anderes Auto, überquerte die Marburger Straße und landete im Schaufenster eines Parfümerie-Geschäfts.
Die Bundesregierung, Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigten sich bestürzt über das Geschehene. «Meine Gedanken sind bei den schwer und sehr schwer Verletzten, bei dem Todesopfer», erklärte Steinmeier. «Und sie sind bei denen, die Schreckliches erleben mussten. Mein tiefes Mitgefühl gilt ihnen, allen Angehörigen und Hinterbliebenen.»
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sagte den Betroffenen Unterstützung zu. «Wir werden alles dafür tun, den Betroffenen zu helfen.» Ebenso werde alles dafür getan, den Hergang aufzuklären. «Wir wissen, dass wir eine Tote und zehn Schwerverletzte haben.» Sie machte sich am Nachmittag ein Bild von der Lage vor Ort.
130 Polizisten im Einsatz
Am Mittwochvormittag war die Polizei nach eigenen Angaben mit circa 130 Kräften im Einsatz, mit einem Hubschrauber verschafften sich die Beamten einen Überblick aus der Luft. Die Feuerwehr war mit 100 Kräften vor Ort. Das Areal war großflächig abgesperrt. Es waren mehrere Krankenwagen und Polizeiautos vor Ort, Seelsorger kümmerten sich um Zeugen. Die Polizei rief die Menschen dazu auf, keine Bilder vom tödlichen Vorfall an der Einkaufsstraße im Internet zu posten.
In Berlin weckt der Vorfall auch Erinnerungen an den Tod von vier Menschen im Bezirk Mitte im Jahr 2019: Ein Mann war damals mit seinem schweren Wagen von der Invalidenstraße abgekommen. Der SUV überschlug sich und tötete auf dem Gehweg einen Dreijährigen und seine Großmutter sowie zwei Männer. Im Februar 2022 war der Fahrer zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden. Er war trotz einer Epilepsie-Erkrankung und einer Gehirnoperation einen Monat vor dem Unfall Auto gefahren.
Die Gegend, in der sich der tödliche Vorfall ereignete, ist wegen der vielen Geschäfte, Cafés und Sehenswürdigkeiten oft sehr belebt. Sie ist ein Anziehungspunkt für Touristen aus dem In- und Ausland. In der Nähe befinden sich zum Beispiel der Zoologische Garten, der Bahnhof Zoo und das Kaufhaus des Westens (KaDeWe).
Von Marion van der Kraats, Gisela Gross und Andreas Rabenstein, dpa
++
UPDATE:
BERLIN (dpa) - Auf der beliebten Einkaufsmeile nahe der Berliner Gedächtniskirche ist ein Auto in eine Menschengruppe gefahren. Die Feuerwehr spricht mittlerweile von sechs Menschen mit lebensbedrohlichen Verletzungen.
Hinzu kämen drei Schwerverletzte sowie mehrere Leichtverletzte, sagte ein Feuerwehrsprecher vor Ort. Eine Gesamtzahl nannte er nicht. Zuvor war von fünf Menschen in Lebensgefahr die Rede gewesen. Eine Frau kam ums Leben.
Der Fahrer wurde vorläufig festgenommen. Er sei zunächst von Passanten festgehalten worden, sagte Polizeisprecher Thilo Cablitz vor Ort.
Der Mann - laut Polizei ein 29 Jahre alter, in Berlin lebender Deutsch-Armenier - soll um 10.26 Uhr in die Personengruppe gefahren sein. Die Polizei prüft, ob es sich um einen Unfall, einen medizinischen Notfall oder um eine vorsätzliche Tat handele.
Nach dpa-Informationen ist bei den Vorfall eine Schülergruppe betroffen, die nicht aus Berlin kommt. Die Polizei macht zunächst keine Angaben dazu und verweist auf Angehörige, die noch informiert werden müssen.
Auf Twitter gab die Behörde eine Möglichkeit bekannt, wie sich Angehörige informieren können: «Unsere Personenauskunftsstelle für Angehörige ist erreichbar unter 030 - 84854460», heißt es.
Erinnerungen an das Breitscheid-Attentat
Der Mann fuhr seinen Renault-Kleinwagen an der Straßenecke Ku'damm und Rankestraße auf den Bürgersteig des Ku'damms und in eine Menschengruppe. Dann fuhr er auf die Kreuzung und knapp 200 Meter weiter auf der Tauentzienstraße Richtung Osten. Kurz vor der Ecke Marburger Straße lenkte er den Wagen erneut von der Straße auf den Bürgersteig, touchierte ein anderes Auto, überquerte die Marburger Straße und landete im Schaufenster eines Parfümerie-Geschäfts.
Nahe der Kreuzung Kurfürstendamm, Rankestraße und Tauentzienstraße lag nach dem Vorfall eine abgedeckte Leiche. Eine Sprecherin der Parfümerie-Kette Douglas bestätigte den Unfall. Es habe im Geschäft keine Verletzten gegeben.
Der Unfallort befindet sich unweit der Gedächtniskirche am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg. Dort war im Dezember 2016 ein islamistischer Attentäter in einen Weihnachtsmarkt gefahren. Damals starben 13 Menschen, mehr als 70 wurden verletzt.
130 Rettungskräfte im Einsatz
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sagte den Betroffenen Unterstützung zu. «Wir werden alles dafür tun, den Betroffenen zu helfen.» Ebenso werde alles dafür getan, den Hergang aufzuklären. «Wir wissen, dass wir eine Tote und zehn Schwerverletzte haben.»
Sie wollte sich am Nachmittag auch ein Bild von der Lage vor Ort machen. «Jetzt ist es erstmal wichtig, dass die Verletzten versorgt werden.» Zudem brauchten die Angehörigen, die unter Schock stünden, Hilfe und Beistand.
Am Mittwochvormittag war die Polizei nach eigenen Angaben mit circa 130 Kräften im Einsatz, mit einem Hubschrauber verschafften sich die Beamten einen Überblick aus der Luft. Das Areal war großflächig abgesperrt. Es waren mehrere Krankenwagen und Polizeiautos vor Ort. Die Polizei rief die Menschen dazu auf, keine Bilder vom tödlichen Vorfall an der Einkaufsstraße im Internet zu posten.
Zwei Stunden nach dem tödlichen Vorfall machte sich Polizeipräsidentin Barbara Slowik vor Ort einen Eindruck von dem Geschehen. Slowik sprach mit Polizisten und ließ sich den Ablauf schildern.
Bundesregierung drückt Mitgefühl aus
Die Bundesregierung hat ihr Mitgefühl ausgedrückt. Die Regierung sei «sehr betroffen und erschüttert», sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann. Die Gedanken und das Mitgefühl seien bei den Verletzten und ihren Angehörigen.
Auch ein Sprecher von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) drückte den Betroffenen Mitgefühl aus. «Vor allen Dingen gilt unsere Hoffnung, dass die Schwerverletzten und Verletzten wieder genesen», sagte er. Ermittlungen und Aufklärung liefen unter Hochdruck, es sei aber zu früh, über Hintergründe zu sprechen.
Anziehungspunkt für Touristen
In Berlin weckt der Vorfall auch Erinnerungen an den Tod von vier Menschen im Bezirk Mitte im Jahr 2019: Ein Mann war damals mit seinem schweren Wagen von der Invalidenstraße abgekommen. Der SUV überschlug sich und tötete auf dem Gehweg einen Dreijährigen und seine Großmutter sowie zwei Männer.
Im Februar 2022 war der Fahrer zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden. Er war trotz einer Epilepsie-Erkrankung und einer Gehirnoperation einen Monat vor dem Unfall Auto gefahren.
Die Gegend, in der sich der tödliche Vorfall ereignete, ist wegen der vielen Geschäfte, Cafés und Sehenswürdigkeiten oft sehr belebt. Sie ist ein Anziehungspunkt für Touristen aus dem In- und Ausland. In der Nähe befinden sich zum Beispiel der Zoologische Garten, der Bahnhof Zoo und das Kaufhaus des Westens (KaDeWe).
Von Marion van der Kraats, Gisela Gross und Andreas Rabenstein, dpa
++
BERLIN (dpa) - Ein Auto ist in Berlin in eine Personengruppe und ein Geschäft gefahren. Dabei wurden am Mittwochvormittag nach Angaben der Feuerwehr ein Mensch getötet und mindestens acht verletzt.
Der Fahrer wurde festgenommen. Der Mann sei zunächst von Passanten festgehalten worden, sagte Polizeisprecher Thilo Cablitz. Details zu seiner Person nannte der Polizeisprecher zunächst nicht. Er werde vernommen und es werde geprüft, ob es sich um eine vorsätzliche Tat oder einen Verkehrsunfall handle, oder ob auch ein medizinischer Notfall in Betracht komme.
Der Unfall ereignete sich nach Polizeiangaben gegen 10.30 Uhr in der westlichen Innenstadt nahe der Gedächtniskirche und dem Ku'damm an der Tauentzienstraße 13.
Polizei und Feuerwehr waren im Einsatz, um die Verletzten zu versorgen. Die Umgebung wurde weiträumig abgesperrt. «Aktuell befinden sich rund 60 Einsatzkräfte vor Ort oder sind auf der Anfahrt», twitterte die Feuerwehr. Zunächst hatte die Feuerwehr von 30 Verletzten gesprochen.
Auf einem Foto, das im Internet gepostet wurde, war ein Pkw zu sehen, der im Schaufenster eines Geschäfts steht.
Erinnerungen
Den Ermittlern zufolge könnte es sich um einen Unfall, eine Vorsatztat oder einen medizinischen Notfall gehandelt haben. Indikatoren, die für eine Vorsatztat sprächen, würden nun unter anderem abgeglichen mit der Spurenlage und Zeugenaussagen, so Polizeisprecher Cablitz. «Ich möchte mich aber nicht auf Spekulationen einlassen», sagte er mit Blick auf die Entfernung zwischen den beiden Unfallstellen.
Cablitz erinnerte an den schweren Unfall in der Invalidenstraße in Berlin vor einigen Jahren. 2019 hatte sich dort ein großes Fahrzeug überschlagen und vier Menschen auf dem Gehweg getötet. Der Fahrer war trotz einer Epilepsie-Erkrankung und einer Gehirnoperation einen Monat vor dem Unfall Auto gefahren.
An der Gedächtniskirche war im Dezember 2016 ein islamistischer Attentäter in einen Weihnachtsmarkt gefahren. Damals starben zwölf Menschen, mehr als 70 wurden verletzt.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.