Zwei Tatverdächtige festgenommen
UPDATE3: ,,Die schießen!": Zwei junge Polizisten bei Kontrolle getötet

Polizisten sammeln sich an einer Unterführung.  | Foto: Thomas Frey/dpa
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UPDATE: 18.06 Uhr
Bayerische Polizei ordnet Trauerflor für erschossene Kollegen in Rheinland-Pfalz an - Zeichen der Solidarität und Anteilnahme

REGION (pm/nf) - Als äußeres Zeichen der Anteilnahme für die im Einsatz durch zwei Verbrecher getöteten Beamten bringt die bayerische Polizei ab sofort bis einschließlich des Tages der Trauerfeier an allen uniformierten Dienstfahrzeugen der bayerischen Polizei Trauerflor an. Das hat Bayerns Innenminister Joachim Herrmann mitgeteilt.

Herrmann sagte, er sei in Gedanken bei den Angehörigen der getöteten Polizisten: „Mit dem Trauerflor an ihren Dienstfahrzeugen wollen unsere Polizistinnen und Polizisten ihre Trauer und ihre Solidarität in diesen schweren Stunden zum Ausdruck bringen.“

Am Morgen des 31. Januar 2022 waren eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und ihr 29 Jahre alter Kollege bei einer Verkehrskontrolle im Landkreis Kusel durch Schüsse tödlich verletzt worden.
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Der Tatverdächtige Andreas Johannes S. (38) wurde inzwischen festgenommen. | Foto: Fahndungsfoto Polizeipräsidium Westpfalz
  • Der Tatverdächtige Andreas Johannes S. (38) wurde inzwischen festgenommen.
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UPDATE: 17.50 Uhr (ots/nf) - Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Polizisten in der Pfalz ist ein Tatverdächtiger festgenommen worden. Bei ihm handele es sich um den gesuchten Mann, sagte ein Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Montag.

Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr, war der 38-Jährige aus Spiesen-Elversberg im Kreis Neunkirchen in der Vergangenheit wegen Unfallflucht aufgefallen und soll eine Waffenerlaubnis haben. «Wir gehen von mehreren bewaffneten Tätern aus», sagte eine Polizeisprecherin in Kaiserslautern. Politiker und Polizeivertreter in Rheinland-Pfalz und bundesweit reagierten schockiert auf die brutale Gewalttat. 

Im Rahmen der laufenden Ermittlungen kristallisierte sich heraus, dass der Tatverdächtige im Saarland wohnhaft ist. Aufgrund intensiver, verdeckter Fahndungsmaßnahmen durch die Polizei Rheinland-Pfalz und das Landespolizeipräsidium Saarland konnte der 38-Jährige in Sulzbach festgestellt und durch Kräfte der Spezialeinheiten festgenommen werden. Derzeit laufen Durchsuchungsmaßnahmen mehrerer Objekte. Dabei konnte ein weiterer 32-jähriger Tatverdächtiger widerstandslos festgenommen werden. Beide Männer befinden sich derzeit im Gewahrsam der Polizei.


Funkruf: ,,Die schießen"

Die 24 Jahre alte Polizeianwärterin und der 29 Jahre alte Oberkommissar waren am frühen Montagmorgen gegen 4.20 Uhr bei einer Verkehrskontrolle an einer Kreisstraße in der Pfalz erschossen worden. Die Beamten hatten nach Angaben aus Sicherheitskreisen zuvor per Funk gemeldet, in einem Fahrzeug sei totes Wild gefunden worden. Später meldeten sie: «Die schießen.»

Der Polizist soll demnach am Tatort noch mehrere Schüsse abgegeben haben. Ob es Warnschüsse waren oder der Beamte einen Tatverdächtigen verletzte, war am Montag zunächst noch unklar. Die Waffe seiner Kollegin kam offensichtlich nicht zum Einsatz, ihre Pistole steckte noch im Holster. Die junge Frau, die noch an der Hochschule der Polizei studierte, war nach Polizeiangaben sofort tot. Der 29 Jahre alte Oberkommissar aus Kusel habe zunächst noch gelebt, sei aber gestorben, als die Rettungskräfte eintrafen, berichtete ein Polizeisprecher. «Er war ein absolut Guter», sagte ein Kollege traurig. Beide Opfer stammten aus dem Saarland.
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UPDATE:
KUSEL/BERLIN/MAINZ  (dpa) - Nach den tödlichen Schüssen auf zwei junge Polizisten in Rheinland-Pfalz fahndet die Polizei nach einem Tatverdächtigen, der bereits polizeibekannt ist.

Wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag aus Sicherheitskreisen erfuhr, war er in der Vergangenheit wegen Unfallflucht aufgefallen. Der Mann soll einen Waffenschein haben.

Die 24 Jahre alte Polizeianwärterin und der 29 Jahre alte Polizeibeamte konnten nach Angaben aus Sicherheitskreisen am frühen Montagmorgen noch einen Funkspruch absetzen mit den Worten: «Die schießen.» Kurz zuvor hatten sie demnach ihre Kollegen informiert, dass sie totes Wild in einem Fahrzeug gefunden hätten. Politiker und Polizeivertreter in Rheinland-Pfalz und bundesweit reagierten schockiert.

Viele Fragen noch offen

Die beiden Opfer waren als Zivilstreife auf einer Routinefahrt unterwegs, trugen aber Uniformen und Sicherheitswesten, wie eine Sprecherin der Polizei Kaiserslautern sagte. Die tödlichen Schüsse seien etwa um 4.20 Uhr an der Kreisstraße 22 in Ulmet im Kreis Kusel in der Westpfalz gefallen. Nach dem, was zunächst über den Hergang bekannt wurde, waren die Beamten wohl schon näher an das Fahrzeug herangetreten und hatten mit der Kontrolle begonnen, als geschossen wurde.

Als die Verstärkung am Tatort ankam, sei es für die Studentin der Hochschule der Polizei und ihren fünf Jahre älteren Kollegen bereits zu spät gewesen. Die Frau sei sofort tot gewesen, der Mann habe zunächst noch gelebt, sei aber gestorben, als die Rettungskräfte eintrafen, berichtete ein Polizeisprecher. Beide Opfer stammten aus dem Saarland.

Wie oft geschossen wurde, stand nicht sofort fest. Dass die beiden mit Kopfschüssen getötet wurden, konnte die Polizei zunächst nicht bestätigen. Die Schutzwesten reichten aber von der Hüfte bis zum Hals. Die Polizei ging davon aus, dass eine Obduktion angeordnet wird. Die Zahl der Täter und ihr Auto waren zunächst unbekannt.

Polizei: Keine Anhalter mitnehmen

Die Kreisstraße 22 war bei Mayweilerhof und Ulmet voll gesperrt. Am Tatort wurden am Montag Spuren gesichert. «Da wird im Moment auf dieser Straße jeder Stein umgedreht», sagte eine Polizeisprecherin. Eine Beschreibung des vermutlich benutzten Fluchtfahrzeuges wurde zunächst nicht bekannt. Auch die Fluchtrichtung sei nicht klar, hieß es am frühen Nachmittag.

«Es gehen ganz viele Hinweise aus der Bevölkerung ein», sagte die Polizeisprecherin. Diese würden nach und nach ausgewertet. Ob darunter eine heiße Spur sei, könne sie noch nicht sagen.

Die Polizei bat die Einwohner, im Landkreis Kusel keine Anhalter mitzunehmen. Mindestens ein Tatverdächtiger sei bewaffnet. Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Sabrina Kunz, appellierte an die Bürger im Raum Kaiserslautern, am Montag auf Versammlungen gegen Corona zu verzichten, mit Rücksicht auf die schreckliche Tat und die Ermittlungen, für die viele Kräfte gebraucht würden.

Dreyer ,,zutiefst schockiert"

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz zeigten sich «zutiefst schockiert» über die tödlichen Schüsse. «Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen», hieß es in einer Mitteilung der beiden SPD-Politiker in Mainz. Die Ministerpräsidentin ordnete Trauerbeflaggung im Land an. Für alle Streifenwagen des Landes ist Trauerflor vorgesehen. Auch andere Bundesländer folgten diesem Schritt für ihre Polizisten.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte: «Unabhängig davon, welches Motiv der Tat zugrunde liegt: Diese Tat erinnert an eine Hinrichtung, und sie zeigt, dass Polizistinnen und Polizisten jeden Tag ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren.»
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KUSEL (dpa) - Die ländlich geprägte Gegend um die kleine pfälzische Kreisstadt Kusel wirkt friedlich, doch an diesem Morgen trügt das Idyll: Ganz in der Nähe haben Unbekannte zwei Polizisten bei einer Verkehrskontrolle erschossen.

Die Straße in der Nähe des Ortes Mayweilerhof ist rund einen Kilometer vom Tatort entfernt gesperrt worden.  | Foto: Sebastian Gollnow/dpa
  • Die Straße in der Nähe des Ortes Mayweilerhof ist rund einen Kilometer vom Tatort entfernt gesperrt worden.
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Die Polizei hat den Tatort, der sich auf der Kreisstraße 22 befindet, am Montagmorgen weiträumig abgeriegelt. Kurz hinter dem Ort Mayweilerhof ist die zweispurige Straße nach Ulmet mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Schwer bewaffnete Polizisten in Schutzausrüstung patrouillieren neben ihren Einsatzfahrzeugen.

Stunden nach der Tat ist vieles an dem Verbrechen noch unklar. Nach den bisherigen Erkenntnissen hatten der 29-jährige Polizist und seine 24-jährige Kollegin, die nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) noch an der Hochschule der Polizei studierte, dort gegen 4.20 Uhr ein Fahrzeug kontrolliert. Den Ermittlern zufolge waren die beiden zuvor auf einer routinemäßigen Streifenfahrt unterwegs gewesen.

Polizisten in der Nähe des Tatorts.  | Foto: Thomas Frey/dpa
  • Polizisten in der Nähe des Tatorts.
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Hilferuf an die Kollegen

Warum ihnen der Wagen auffiel und was dann passierte, ist Gegenstand der Ermittlungen. Wie aus Sicherheitskreisen zu erfahren ist, setzten die beiden Polizisten noch per Funk einen Hilferuf ab: «Die schießen.» Die beiden Polizisten hatten demnach bei der Kontrolle totes Wild in dem Fahrzeug gefunden, wie zuerst die «Bild»-Zeitung berichtete.

Als Verstärkung der Polizei eintraf, konnte sie den beiden nicht mehr helfen. Die Tat sorgte weit über die Region hinaus für großes Entsetzen. «Wir durchleben gerade den realen Alptraum aller Polizistinnen und Polizisten», sagte die GdP-Landesvorsitzende Sabrina Kunz. Politiker aller Couleur zeigen sich erschüttert. «Unabhängig davon, welches Motiv der Tat zugrunde liegt: Diese Tat erinnert an eine Hinrichtung, und sie zeigt, dass Polizistinnen und Polizisten jeden Tag ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren», sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD).

Wer auf die Polizisten geschossen hat und warum, ist bisher unklar. Die Polizei warnte am Montagmorgen Autofahrer im Kreis Kusel davor, Anhalter mitzunehmen, da mindestens einer der Täter bewaffnet sei. Es könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Täter zu Fuß vom Tatort auf der Kreisstraße geflüchtet sind.

Die Polizei fahndet nach den Tätern, die eine Polizistin und einen Polizisten erschossen haben sollen.  | Foto: Thomas Frey/dpa
  • Die Polizei fahndet nach den Tätern, die eine Polizistin und einen Polizisten erschossen haben sollen.
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Eine ruhige Straße durch den Wald

Der Ort, an dem die Schüsse fielen, ist weit entfernt und aus der Distanz nicht zu erkennen. Hinter einer Unterführung steht ein Fahrzeug der Einsatzkräfte, das Blaulicht glänzt auf dem regennassen Asphalt. Drei Kilometer sind es von hier, von der Alten Römerstraße, nach Ulmet.

Fahles Sonnenlicht fällt an diesem Tag auf die kahlen Bäume entlang der Straße, die hier leicht ansteigt. «Der Weg wird gerne als Abkürzung genutzt oder als Schleichweg, wenn einer was getrunken hat», sagt ein Mann, der in Mayweilerhof vor dem Haus steht. Dass hier zwei Menschen in der Nacht zuvor erschossen wurden, sei erschütternd. «Die Täter waren bestimmt nicht von hier. Wir sind friedliche Leut'», meint er im Pfälzer Dialekt.

Auch eine Frau aus dem Ort sagt, es sei eine ruhige Gegend, kurz vor der saarländischen Grenze. «Betrieb gibt es nur, wenn die Soldaten üben.» Unweit von Mayweilerhof liegt der riesige Truppenübungsplatz Baumholder mit Manöverplätzen auch für Artillerie, Infanterie und Panzer. Kusel selbst ist eine kleine Stadt mit knapp 6000 Einwohnern, die mit Wandertourismus in der ebenso naturreichen wie beschaulichen Gegend wirbt.
Von Wolfgang Jung und Jan Brinkhus, dpa

Fahndung nach Mittätern: Was bis jetzt bekannt ist

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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