Tote Zehnjährige in Jugendeinrichtung
UPDATE6/ Tatablauf, Motiv, Hintergründe: Keine Infos der Staatsanwaltschaft
UPDATE 6: 12. April 2023
WUNSIEDEL (dpa/lby) - Die Kinderhilfe-Einrichtung im oberfränkischen Wunsiedel versucht nach dem Tod eines zehnjährigen Mädchens weiter, den Vorfall mit professioneller Hilfe zu bewältigen. Für die Kinder, Jugendlichen und Beschäftigten sei es wichtig, ein Stück weit Normalität zu erleben, sagte eine Sprecherin der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg am Dienstag. «Die Kolleginnen und Kollegen geben alles, um das zu ermöglichen.» Die Jugendfürsorge ist Träger der Einrichtung.
Auch knapp eine Woche nach Bekanntwerden des mutmaßlichen Tötungsdelikts sei die Stimmung in der Stadt immer noch sehr gedrückt, sagte der Zweite Bürgermeister von Wunsiedel, Manfred Söllner (SPD), am Dienstag. Der größte Teil der Bevölkerung sei in tiefer Trauer. Er selbst könne noch immer nicht glauben, was geschehen sei, sagte der Kommunalpolitiker.
Die Staatsanwaltschaft in Hof möchte derzeit keine weiteren Angaben zu den Ermittlungen in dem Fall machen. Staatsanwalt Matthias Goers verwies am Dienstag auf das Alter der Beteiligten und die laufenden Ermittlungen. Sobald es einen neuen Stand zu vermelden gebe, werde die Öffentlichkeit informiert.
Die Zehnjährige war am Dienstag der vorigen Woche tot in ihrem Zimmer in der Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung in Wunsiedel gefunden worden. Die Ermittler gehen von einem Tötungsdelikt aus. Ein Elfjähriger aus der Einrichtung soll laut Ergebnissen der Spurensicherung an der Tat beteiligt gewesen sein. Der Junge ist den Angaben zufolge in einer «gesicherten Einrichtung präventiv untergebracht» worden. Eine Sonderkommission mit rund 40 Beamtinnen und Beamten ermittelt.
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UPDATE 5: 9. April 2023
WUNDSIEDEL (dpa/nf) - Polizei und Staatsanwaltschaft halten sich im Fall des getöteten Mädchens von Wunsiedel zurück. Keine große Pressekonferenz, nur knappe Mitteilungen. Aufgrund der Spurenlage gehen die Ermittler von der Tatbeteiligung eines elfjährigen Jungen aus, der genau wie das Opfer in einer Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung gelebt hatte. Viele Fragen sind noch offen.
Nachdem der 11-Jährige als an der Tat beteiligt identifiziert worden war, veröffentlichte die Polizei keine weiteren Details aus den laufenden Ermittlungen. Auch, ob die Ermittler inzwischen mit dem Jungen gesprochen haben, blieb am Sonntag zunächst unklar. Es seien derzeit keine weiteren Veröffentlichungen geplant, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken.
Was wir wissen
Der Ort des Geschehens: Die Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung liegt mitten in Wunsiedel, fast versteckt in einem Seitengässchen neben der katholischen Kirche. Fast 90 Kinder und Jugendliche finden hier Platz, fast ebenso viele Beschäftigte kümmern sich um sie. Zum Tatzeitpunkt sind deutlich weniger Kinder und Jugendliche in der Einrichtung, viele sind in den Osterferien in ein Skilager gefahren.
Das Opfer: Das zehn Jahre alte Mädchen wird am Dienstag in seinem Zimmer gefunden. Ein Notarztteam kann nur noch den Tod des Kindes feststellen. Einen Unfall oder ein medizinisches Problem als Todesursache schließt die Staatsanwaltschaft etwas später aus. Man geht von einem Tötungsdelikt aus.
Die Ermittlungen: Mehr als 24 Stunden lang gelingt es Polizei und Staatsanwaltschaft, erste Ermittlungsschritte einzuleiten, ohne dass die Öffentlichkeit etwas davon mitbekommt. Erst am späten Mittwochvormittag werden die Medien informiert. Eine Soko mit rund 40 Mitarbeitenden sichert Spuren, befragt Zeuginnen und Zeugen und versucht, Licht ins Dunkel dieses Falls zu bringen. Weil zu den Zeugen auch viele Kinder und Jugendliche zählen, werde besonders sensibel vorgegangen, versichert ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Die Spuren: Am Freitag lichtet sich der Nebel etwas. Spurenfunde und deren Auswertung lassen laut Polizei den Rückschluss zu, dass ein Elfjähriger an der Tat beteiligt war.
Die Stadt: Wunsiedel hat rund 9200 Einwohner - ein Städtchen im Nordosten Bayerns, gelegen im idyllischen Fichtelgebirge. Das Opfer allerdings dürfte dort kaum persönlich bekannt gewesen sein, das Kinder- und Jugendhilfe-Zentrum wirkt wie eine eigene kleine Welt in der Stadt. Die Betroffenheit ist dennoch groß, Blumen und Kerzen werden nahe der Einrichtung abgelegt. «Ich bin zutiefst erschüttert über den tragischen Tod des Mädchens. Mein Mitgefühl gilt den Betroffenen, der Familie, den anderen Kindern im Heim sowie den Mitarbeitern», sagt Bürgermeister Nicolas Lahovnik.
Was wir nicht wissen
Der Tatablauf: Was geschah genau mit dem Mädchen? Wie kam es zu Tode? Polizei und Staatsanwaltschaft wollen dazu nichts sagen. Ein Sexualdelikt stufen sie am Donnerstag als unwahrscheinlich ein.
Das Motiv: Auch zu einem Motiv schweigen die Ermittler.
Weitere Tatbeteiligte: Ob es weitere Tatbeteiligte geben kann oder gibt, ist unklar. Am Mittwoch hatte es aus Sicherheitskreisen geheißen, zwei Elfjährige und ein 16-Jähriger stünden im Fokus.
Die anderen Kinder: Wie geht es den anderen Kindern in der Einrichtung? Bayerns Familienministerin Ulrike Scharf (CSU) lobt das Haus für die Aufarbeitung und dafür, den anderen jungen Bewohnern Sicherheit zu geben. Klar ist jedoch auch: Sie kämen sowieso schon aus schwierigen Verhältnissen, räumt die Politikerin ein.
Familiäre Hintergründe: Auch dazu machen die Behörden keine Angaben - mit Rücksicht auf das Alter des Opfers und auch auf das Alter des Jungen, der als tatbeteiligt gilt. Offiziell ist nicht bekannt, warum sie in der Einrichtung untergebracht waren, ob sie aus der näheren Umgebung von Wunsiedel kommen, ob Kontakt zu Familienangehörigen bestand.
Wie es für den Elfjährigen weitergeht: Präventiv sei er in einer gesicherten Einrichtung untergebracht, heißt es. Sicher ist so viel: Als Elfjähriger ist er nicht strafmündig. Ob er etwas zur Tat sagt oder gesagt hat, ist unklar. Man werde alle weiteren Schritte mit den Jugendbehörden abstimmen, betonen Polizei und Staatsanwaltschaft.
Von Kathrin Zeilmann, dpa
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UPDATE 4: 7. April 2023
WUNDSIEDEL (dpa) - Die Polizei geht davon aus, dass ein Elfjähriger tatbeteiligt gewesen ist am Tod eines zehnjährigen Mädchens in Wunsiedel. Ergebnisse der Spurensicherung lassen diesen Rückschluss zu, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Karfreitag gemeinsam mit: «Da der elfjährige Junge nicht strafmündig ist, wurde er in einer gesicherten Einrichtung präventiv untergebracht.»
Am Dienstag war das Mädchen tot in seinem Zimmer in der Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft ging von einem Tötungsdelikt aus; eine Soko mit rund 40 Mitarbeitenden startete ihre Ermittlungen. Dabei haben die Einsatzkräfte der Soko demnach sofort Spuren am Tatort gesichert und dem Landeskriminalamt zur Auswertung überlassen.
Eine Anhörung des elf Jahre alten Jungen stand nach Polizeiangaben vom Freitag noch aus. Die weiteren Maßnahmen würden in enger Abstimmung mit den Jugendbehörden erfolgen.
Innenminister Herrmann über schwierige Ermittlungen
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) lobte am Freitag die an den Ermittlungen beteiligten Fachleute: «Den akribischen und hochengagierten Ermittlungen ist zu verdanken, dass in vergleichsweise kurzer Zeit ein Tatbeteiligter ermittelt werden konnte.» Jetzt gelte es, «die genauen Hintergründe dieser Schreckenstat aufzuklären».
Der Innenminister sprach von schwierigen und komplexen Ermittlungen, da sehr viele Kinder und Jugendliche zu befragen seien. «Da ist ausgesprochen viel Fingerspitzengefühl gefragt.»
Tags zuvor hatte die bayerische Familienministerin Ulrike Scharf (CSU) die Wunsiedler Einrichtung besucht und sich darüber informiert, wie das Geschehene dort verarbeitet wird. «Die Kinder brauchen Schutz in ihrer gewohnten Umgebung, damit sie mit ihren Betreuerinnen und Betreuern die Situation aufarbeiten können.»
Wie ist das Mädchen zu Tode gekommen?
Was aber ist hinter den Mauern des Zentrums geschehen, als das Mädchen zu Tode kam? Polizei und Staatsanwaltschaft hielten sich am Freitag mit weiteren Details zurück, verwiesen auf das Alter des Jungen. Es werde keine weiteren Informationen geben, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken. So machte sie auch keine Angaben dazu, welche Art von Spuren gefunden worden sind. Unklar blieb auch weiterhin, wie das Mädchen zu Tode gekommen ist.
Von Kathrin Zeilmann und Marco Hadem, dpa
UPDATE 4: 6. April 2023
Ermittler gehen nicht von Sexualdelikt aus Kriminalität
Wunsiedel (dpa) - Nach dem mutmaßlich gewaltsamen Tod einer Zehnjährigen in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe in Wunsiedel gehen die Ermittlungsbehörden derzeit nicht von einem Sexualdelikt aus. Die Kriminalbeamten könnten «Mutmaßungen hinsichtlich eines möglichen Sexualdeliktes derzeit nicht bestätigen», heißt es in einer am Donnerstag verbreiteten gemeinsamen Pressemitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft. Deren Sprecher Matthias Goers sagte: «Wir gehen von keinem Sexualdelikt aus.»
Die Ermittler gehen bei der Suche nach der Ursache für den Tod des Mädchens jedoch von einem Tötungsdelikt aus. Erste rechtsmedizinische Untersuchungen hätten Hinweise erbracht, dass eine Fremdeinwirkung für den Tod des Mädchens ursächlich sein dürfte. Es gebe aber nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen keine Tatverdächtigen und keine Beschuldigten. Es richte sich kein konkreter Tatverdacht gegen eine oder mehrere Personen. Es befinde sich folglich auch kein Beschuldigter in Gewahrsam.
Die während der Oster-Schulferien anwesenden jungen Bewohner der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung sowie das Personal würden von speziell geschulten Polizeikräften ebenso wie von Notfallseelsorgern und Psychologen betreut.
Die Polizei ermittelt derzeit mit einer 40-köpfigen Sonderkommission zu den Hintergründen für den Tod des Kindes.
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UPDATE 2: 6. April 2023
Verdächtige nicht in Polizeigewahrsam
WUNSIEDEL (dpa/nf) – Das in Wunsiedel in Oberfranken tot gefundene zehnjährige Mädchen ist nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft gewaltsam ums Leben gekommen. "Wir gehen von einem Tötungsdelikt aus", sagte Matthias Goers von der Staatsanwaltschaft Hof am Donnerstag. Es gebe derzeit aber weder Beschuldigte noch Tatverdächtige in dem Fall, betonte er. Im Fokus der Ermittler stehen drei Jungen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Doch unklar war zunächst, inwieweit eine Beteiligung dieser ursächlich für den Tod des Mädchens gewesen sein könnte und ob es sich womöglich um einen Unfall gehandelt haben könnte.
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen kamen die zwei 11-Jährigen und der 16-Jährige nicht in Polizeigewahrsam, sondern wurden in einer Einrichtung des Jugendschutzes untergebracht.
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UPDATE:
Wunsiedel (dpa) - Ein zehn Jahre altes Mädchen ist in einer Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung im oberfränkischen Wunsiedel tot aufgefunden worden. Eine Obduktion des Leichnams des Kindes ergab nach ersten Erkenntnissen Anzeichen für ein Fremdverschulden, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Im Fokus der Ermittler stehen zwei minderjährige Jungen und ein Jugendlicher. Doch unklar war zunächst, inwieweit eine Beteiligung dieser ursächlich für den Tod des Mädchens gewesen sein könnte und ob es sich womöglich um einen Unfall gehandelt haben könnte.
Wunsiedels Zweiter Bürgermeister Manfred Söllner zeigte sich tief betroffen. Bei vielen Bürgern der Stadt habe das zu einem Schockerlebnis geführt, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch. "Wir können das gar nicht fassen."
Am Mittwochmittag steht ein Polizeiauto auf dem Gelände der Einrichtung, das Gebäude ist weiträumig abgesperrt. Am Tag zuvor hatten Angestellte das Mädchen, das in der Einrichtung betreut wurde, leblos in einem Zimmer gefunden. Ein Notarztteam konnte nur noch den Tod der Zehnjährigen feststellen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilten. Eine Obduktion des Leichnams des Mädchens habe nach ersten Erkenntnissen Anzeichen für ein Fremdverschulden ergeben, teilten sie mit. Im Fokus der Ermittlungen stehen zwei Jungen im Alter von 11 Jahren und ein 16-Jähriger, wie die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus Sicherheitskreisen erfuhr.
So gibt es demnach Indizien dafür, dass die drei Jungen am Tod des Mädchens beteiligt waren. Doch viele Fragen sind zunächst unklar. Auch, ob es sich etwa um einen Unfall gehandelt haben könnte. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen kamen die drei Jungen nicht in Polizeigewahrsam, sondern wurden in einer Einrichtung des Jugendschutzes untergebracht.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) teilte mit: «Diese schreckliche Tat hat mich zutiefst bestürzt und lässt mich fassungslos zurück.» Seine Gedanken seien auch bei den Hinterbliebenen, für die eine Welt zusammengebrochen sei. Wichtig sei, dass nun möglichst schnell geklärt werde, wer an der Tat beteiligt gewesen sei und welche Hintergründe es dafür gegeben habe.
Die Ermittler konzentrierten sich allein auf die Einrichtung, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Hof. Das bedeute, auf die Angestellten und die dort untergebrachten Kinder und Jugendlichen. Auch am Mittwoch war die Polizei weiterhin mit Spurensicherung beschäftigt und befragte zahlreiche Zeugen.
Im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Wunsiedel sind nach eigenen Angaben in der Regel normalerweise rund 90 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene untergebracht. Die Facheinrichtung sei für junge Menschen und ihre Familien da, die Hilfe zur Erziehung benötigten, hieß es auf der Website des Hauses.
Die Behörden haben den Fall laut einem Sprecher erst am Mittwoch bekannt gemacht, um am Dienstag zunächst umfangreich Spuren sichern und Zeugen befragen zu können. Die Stadt Wunsiedel im Fichtelgebirge hat rund 9200 Einwohner. Sie liegt etwa 90 Kilometer nordöstlich von Nürnberg und nur wenige Kilometer von der Grenze zu Tschechien entfernt.
Von Sebastian Schlenker und Marco Hadem, dpa
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WUNDSIEDEL (dpa/nf) - Nach der mutmaßlichen Tötung einer Zehnjährigen in einer Kinderhilfe-Einrichtung in Oberfranken konzentrieren sich die Ermittler allein auf die Einrichtung. Bei der Einrichtung handele es sich um das Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Wunsiedel.
Zwei Jungen im Alter von 11 Jahren und 16 Jahren stehen im Fokus der Ermittler. Die Zehnjährige war am Dienstagmorgen von Angestellten der Einrichtung leblos in einem Zimmer gefunden worden. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod des Mädchens feststellen. Eine angeordnete Obduktion des Leichnams des Mädchens ist nach Angaben des Sprechers der Staatsanwaltschaft mittlerweile abgeschlossen. Das Ergebnis liege aber noch nicht vollständig vor. Erste Erkenntnisse deuten demnach auf ein Fremdverschulden hin. Nach Medienberichten stehe auch ein Sexualverbrechen im Raum.
Wie viele Kinder und Jugendliche derzeit in der Einrichtung untergebracht sind, konnte der Sprecher nicht sagen. Aufgrund der Ferienzeit - derzeit sind Osterferien in Bayern - sei die Einrichtung nicht voll belegt. Die Kinder und Jugendlichen würden derzeit von entsprechend ausgebildeten Kräften betreut. Die Behörden hätten den Fall erst am Mittwoch bekannt gemacht, um am Dienstag zunächst umfangreich Spuren sichern und Zeugen befragen zu können, sagte der Sprecher.
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