Katastrophe in Baltimore
Zahl der Vermissten steigt: Autobrücke eingestürzt

Die Francis Scott Key Bridge ist nach der Kollission mit einem Schiff teilweise eingestürzt. Die Brücke ist mehr als 2,5 Kilometer lang.  | Foto:  Uncredited/WJLA/AP/dpa
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  • Die Francis Scott Key Bridge ist nach der Kollission mit einem Schiff teilweise eingestürzt. Die Brücke ist mehr als 2,5 Kilometer lang.
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BALTIMORE (dpa) - In der US-Stadt Baltimore hat ein Schiff eine vierspurige Autobrücke gerammt und sie weitgehend zum Einsturz gebracht. Das teilte die Verkehrsbehörde des Bundesstaates Maryland am Morgen (Ortszeit) mit.

Die Francis Scott Key Bridge ist teilweise eingestürzt, nachdem ein Containerschiff sie am gerammt hatte.  | Foto: Harford County, Md Volunteer Firre/X/PA Media/dpa
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Mindestens zwei Menschen wurden nach Angaben der Feuerwehr aus dem Wasser gerettet. Ein Mensch sei in ernstem Zustand in ein Krankenhaus gebracht worden, sagte der Feuerwehrchef von Baltimore, James Wallace, während einer online übertragenen Pressekonferenz.

Nur noch Teile der Francis-Scott-Key-Brücke stehen, nachdem ein Containerschiff in Baltimore mit einem Träger kollidiert ist.  | Foto: Steve Ruark/AP/dpa
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Nach mindestens sieben weiteren Menschen werde weiterhin gesucht. Die Zahl der Vermissten sei vorläufig und könne noch steigen, hieß es. Es handle sich um einen «sehr großen Vorfall». Marylands Verkehrsminister Paul Wiedefeld bezeichnete den Vorfall auf einer Pressekonferenz als «katastrophalen Kollaps.» Warum das Schiff die Brücke rammte, sei bisher unklar. Es hätten sich zu dem nächtlichen Zeitpunkt Arbeiter auf der Brücke befunden, die Beton-Ausbesserungen vorgenommen hätten. Aber es sei ebenfalls nicht bekannt, wie viele Menschen dort waren, als praktisch der gesamte über dem Wasser befindliche Teil der etwas mehr als 2,5 Kilometer langen Brücke einstürzte.

Taucher im Einsatz

Der Sender CNN hatte zuvor unter Berufung auf die Feuerwehr berichtet, mehr als 20 Menschen könnten in das kalte Wasser gefallen sein. Die Rettungsarbeiten seien im Gange, hieß es, auch Taucher seien vor Ort. Berichte über etwaige Tote gab es zunächst nicht. Ein Sonar-Gerät der Rettungskräfte stellte nach Feuerwehrangaben Fahrzeuge im Wasser fest, wie viele, war allerdings ebenfalls noch unbekannt.

Wie US-Medien unter Berufung auf die Küstenwache und die Feuerwehr berichteten, waren gegen 1.30 Uhr erste Notrufe eingegangen. Auf Videos einer Überwachungskamera, die in sozialen Netzwerken verbreitet wurden, war zu sehen, wie das Schiff einen der Stützpfeiler rammte und daraufhin große Teile der Brücke ins Wasser stürzten. Auch mehrere Fahrzeuge, die zum Zeitpunkt des Einsturzes auf der Brücke standen, stürzten demnach in den Fluss.

FBI nimmt Ermittlungen auf

Es lägen derzeit «absolut keine Hinweise» darauf vor, dass das Schiff die Brücke absichtlich gerammt habe, sagte der Polizeipräsident von Baltimore, Richard Worley. Auch deutete nichts auf einen terroristischen Hintergrund hin. Das FBI hat ebenfalls Ermittlungen aufgenommen.

Mit dem Sonnenaufgang wurde das Ausmaß des Kollapses erst richtig deutlich. Die Bogenstreben der Brücke, die als Teil der überregionalen Verkehrsader Interstate 695 den Hafen der Ostküsten-Metropole überspannte, ragten gerippeartig aus dem Wasser. Eine CBS-Reporterin vor Ort berichtete sichtlich geschockt, die Brücke sei «im Prinzip komplett verschwunden».

Wassertemperatur von etwa 9 Grad

Sorgen bereiteten während der Such- und Rettungsbemühungen die Temperaturen. Das Wasser am Unfallort habe eine Temperatur von etwa 9 Grad Celsius, berichtete der Sender CNN. Solche Temperaturen könne der menschliche Körper zwischen einer und drei Stunden lang aushalten, dann könnten sie tödlich sein. Zuvor hatte der Sender unter Berufung auf den Sprecher von Baltimores Feuerwehr, Kevin Cartwright, berichtet, dass sich die Außentemperatur im Hafen wie etwa minus 1 Grad Celsius anfühle. Das ebenfalls sehr kalte Wasser stelle nicht nur für Verunglückte, sondern auch für die Rettungstaucher ein Risiko dar. Ein weiteres Problem sei die Strömung an der Unfallstelle, sagte Wallace. «Im Moment gehen wir davon aus, dass die Flut zurückkommt.»

Die Besatzung des Schiffs sei wohlauf, berichtete die «New York Times» unter Berufung auf eine Mitteilung der Eigentümer. Es gebe keine Verletzten auf dem Schiff. Das Schiff mit dem Namen «Dali» habe einen der Brückenpfeiler gegen 1.30 Uhr gerammt. Die Ursache der Kollision müsse noch ermittelt werden.

US-Präsident Joe Biden wurde über den Einsturz der Brücke informiert. Er werde auch weiterhin auf dem Laufenden gehalten, teilte das Weiße Haus am Morgen (Ortszeit) mit. Biden will später in den Bundesstaat North Carolina reisen, dort sind unter anderem Wahlkampfveranstaltungen geplant. Es ist offen, ob Biden angesichts des Brückeneinsturzes im US-Bundesstaat Maryland an den Plänen festhalten wird.

Die «Dali» sollte unter der Flagge Singapurs von Baltimore nach Sri Lanka fahren, berichteten «New York Times» und CBS News unter Berufung auf die Küstenwache. Das Schiff sei knapp 290 Meter lang. Auf dem Portal Marinetraffic hieß es, die «Dali» habe den Hafen von Baltimore um 1 Uhr (Ortszeit) verlassen.

Das Schiff, das von der Chartergesellschaft Synergy Group betrieben wird, sei von Maersk auf Zeit gechartert worden, hieß es in einer Mitteilung des dänischen Reedereiunternehmens Maersk. Darauf soll Fracht von Maersk-Kunden transportiert worden sein. Den Angaben zufolge sei keine Besatzung oder Personal von Maersk auf dem Schiff gewesen. Maersk ist hinter MSC die weltweit zweitgrößte Containerreederei.

Blick auf die Francis Scott Key Bridge in Baltimore (Archivbild).  | Foto:  Patrick Semansky/AP/dpa
  • Blick auf die Francis Scott Key Bridge in Baltimore (Archivbild).
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Die Francis Scott Key Bridge führt über den Patapsco River in der Metropole im Nordosten der USA. Die Brücke ist demnach benannt nach Francis Scott Key, dem Autor der US-Nationalhymne «The Star-Spangled Banner», und wurde 1977 eröffnet.

Ein Unfall dieser Art ist selten, aber weltweit betrachtet kein Einzelfall: Erst im Februar 2024 starben in der südchinesischen Provinz Guangdong fünf Menschen, nachdem ein Frachter eine Autobrücke gerammt und teilweise zum Einsturz gebracht hatte. In Brasilien stürzte im April 2019 eine fast 900 Meter lange Straßenbrücke über den Moju-Fluss ein, nachdem eine Fähre einen der massiven Pfeiler gerammt hatte. Im US-Bundesstaat Kentucky riss im Januar 2012 ein mit Raketenteilen für die US-Luftwaffe und die Raumfahrtbehörde Nasa beladenes Schiff eine mehr als 90 Meter lange Lücke in eine Straßenbrücke. Der Kapitän war eine falsche Route unter der Brücke gefahren, die nur für Wassersportler, nicht aber für schwere Schiffe ausgewiesen war.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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