Absicherung für Selbstständige
Welche Versicherungen sind wichtig?
Die Selbstständigkeit ist ein großer Schritt Richtung Freiheit. Endlich der eigene Chef sein und eigene Ideen auch für den persönlichen Erfolg nutzen. Doch mit der Freiheit geht auch eine besondere Verantwortung sich selbst gegenüber einher. Selbstständige müssen sich nämlich um viele Absicherungen selbst kümmern, die für Angestellte obligatorisch sind. Darüber hinaus gibt es jedoch auch Basisabsicherungen, die jeder haben sollte. Doch welche Versicherungen sind letztlich für Selbstständige besonders wichtig?
Krankenversicherung: Die Basis für alles
Die eigene Gesundheit ist das höchste Gut – deshalb sollte sie auch entsprechend abgesichert werden. Selbstständige müssen dabei einige besondere Aspekte mit in ihre Überlegungen einbeziehen:
Gesetzliche oder private Krankenversicherung (PKV)?
Die Auswahl der geeigneten Krankenversicherung stellt für Selbstständige eine entscheidende Weichenstellung dar. Während die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) für Angestellte oft die Basis bildet, haben Selbstständige auch die Option, unabhängig von ihrem Einkommen in die private Krankenversicherung (PKV) zu wechseln.
Der wichtigste Unterschied: In der GKV erfolgt die Beitragsberechnung auf Grundlage des Einkommens, während die private Krankenversicherung individuelle Tarife und Leistungspakete bietet. Die Entscheidung hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Einkommen, dem Gesundheitszustand und den persönlichen Präferenzen ab.
Besonderheiten und Optionen für Selbstständige
Gründer und Selbstständige haben also die Qual der Wahl: Entweder eine gesetzliche Krankenkasse oder eine PKV. Hierbei gilt:
1. Kosten: Die PKV ist gerade in jungen Jahren oft günstiger
Die Kosten in der GKV hängen von der Höhe des Einkommens ab. Selbstständige müssen dabei allerdings einen Antrag auf einkommensabhängige Beitragsbemessung stellen, da sie ansonsten automatisch wie Einkommensbezieher an der Beitragsbemessungsgrenze betrachtet werden. Der Höchstbeitrag beträgt aktuell ca. 1.050 Euro (Stand: 2023).
In der PKV werden die Beiträge nach den zu erwartenden Krankheitskosten und dem Leistungsniveau bestimmt. Das bedeutet: Je besser das Leistungsniveau und je gesünder der Versicherte, desto niedriger der Beitrag. Dazu führen Versicherer vor dem Abschluss eine Gesundheitsprüfung durch, um das Krankheitsrisiko zu bestimmen und Vorerkrankungen zu identifizieren. Es gibt auf dem Markt jedoch auch mehr als eine private Krankenversicherung, die darauf verzichtet. Doch auch hier sollten Versicherte genauer hinschauen.
2. Leistungen: Die PKV bietet einen modularen Aufbau
Auch die Leistungen unterscheiden sich zum Teil deutlich. Als gesetzlich Versicherte erhalten Selbstständige ein gewisses Grundleistungsniveau, das im Großen und Ganzen gesetzlich festgelegt ist.
Die PKV bietet hingegen die Möglichkeit, die eigenen Leistungen zu individualisieren und so bessere Leistungen zu erhalten. Hier einige Beispiele:
- Verbesserter Zahnersatz
- Privatärztliche Leistungen
- Krankentagegeld
- Chefarztbehandlung im Krankenhaus
- Naturheilverfahren
- Brillen
In die Wahl der eigenen Krankenversicherung sollten Selbstständige also viel Sorgfalt einfließen lassen. Nur so lässt sich am Ende eine passgenaue Absicherung erreichen.
Wichtig: Eine Krankentagegeldversicherung sollte im Zuge der Krankenversicherung zum Pflichtprogramm gehören. Im Krankheitsfall gibt es nämlich keinerlei Lohnfortzahlung. Eine solche Absicherung funktioniert entweder über die Krankenkasse oder über einen Leistungsbaustein in der PKV.
Berufsunfähigkeitsversicherung: Die eigene Existenzgrundlage absichern
Die Frage der Absicherung gegen Berufsunfähigkeit gewinnt für Selbstständige besondere Relevanz. Der Grund: Ihr Einkommen hängt oft direkt von ihrer Arbeitskraft ab. Bei Krankheit oder Unfall kann die Berufsunfähigkeit eintreten, und die finanziellen Auswirkungen sind mitunter gravierend. Selbstständige tragen das volle Risiko und sollten daher besonders vorausschauend handeln.
Vorteile und Kriterien bei der Auswahl einer Berufsunfähigkeitsversicherung
Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) bietet finanziellen Schutz, wenn der Versicherte aufgrund von gesundheitlichen Gründen seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Bei der Auswahl einer BU-Police für Selbstständige ist es entscheidend, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. So sollten im Versicherungsfall mindestens 80% der aktuellen Nettoeinnahmen als Rente ausgezahlt werden.
Darüber hinaus sind folgende Punkte wichtig:
- Verzicht auf abstrakte Verweisung auf andere Jobs
- Feststellung der BU bei 50% Arbeitsunfähigkeit für 6 Monate
- Keine Rückforderungen von Renten, wenn sich BU doch noch als reversibel erweist
- Nachversicherungsgarantie bei besonderen Ereignissen (Heirat, Karriere oder Kinder)
- Laufzeit bis zum Renteneintritt
Vor der Entscheidung für eine bestimmte Police ist ein Anbietervergleich dringend zu empfehlen. Nur so lässt sich der Markt überblicken, um am Ende eine vorteilhafte Entscheidung treffen zu können.
Selbstständige Altersvorsorge
Selbstständige zahlen nicht automatisch in die Rentenversicherung ein. Das bedeutet: Sie müssen eigenverantwortlich vorsorgen. Dies erfordert eine individuelle und flexible Herangehensweise. Neben der betrieblichen Altersvorsorge stehen Selbstständigen verschiedene Optionen zur Verfügung, um ihre finanzielle Zukunft zu sichern:
1. Rürup-Rente als steueroptimierte Alternative
Die Rürup-Rente, auch Basisrente genannt, bietet Selbstständigen eine steueroptimierte Form der Altersvorsorge. Die Beiträge sind steuerlich absetzbar (Stand 2023: bis zu 26.528 Euro pro Jahr), was insbesondere für gutverdienende Selbstständige attraktiv ist. Die lebenslange Rentenzahlung im Alter sichert eine kontinuierliche Einkommensquelle und trägt zur finanziellen Stabilität im Ruhestand bei.
2. Eigenständiger Vermögensaufbau als flexible Option
Der eigenständige Vermögensaufbau ermöglicht Selbstständigen, unabhängig von speziellen Rentenprodukten, Kapital für das Alter anzusparen. Dies kann durch Investments in diverse Anlageklassen wie Aktien, Anleihen oder Immobilien erfolgen. Die flexible Gestaltung erlaubt es, auf individuelle finanzielle Bedürfnisse und Marktsituationen zu reagieren. Eine professionelle Finanzberatung ist dabei essenziell, um die optimale Strategie für den Vermögensaufbau zu entwickeln.
3. Freiwillige Versicherung in der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV)
Selbstständige haben die Möglichkeit, sich freiwillig in der Gesetzlichen Rentenversicherung zu versichern. Diese Option bietet eine Basisabsicherung, insbesondere für Selbstständige mit geringem Einkommen. Die freiwillige Versicherung ermöglicht den Aufbau von Rentenansprüchen und gewährt Zugang zu Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung wie zum Beispiel Rehabilitationsmaßnahmen. Nach 5 Jahren Pflichtversicherung besteht zudem ein Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente.
Die Auswahl der geeigneten Altersvorsorgeoption hängt von individuellen Bedürfnissen, finanziellen Möglichkeiten und Risikobereitschaft ab. Eine umfassende Beratung durch Finanzexperten ist ratsam, um eine maßgeschneiderte Strategie zu entwickeln und die langfristige finanzielle Sicherheit im Alter zu gewährleisten.
Weitere wichtige Versicherungen
Neben den oben genannten Versicherungen können auch folgende Optionen wichtig sein:
- Haftpflichtversicherung (absolute Basis)
- Berufshaftpflicht (je nach Branche wichtig)
- Rechtsschutzversicherung
- Unfallversicherung (falls keine BU-Versicherung möglich ist)
Mit der richtigen Absicherung durchstarten
Wer den Schritt in die Selbstständigkeit wagt, kann endlich am eigenen Unternehmen arbeiten und die eigenen Ideen auch wirklich verwerten. Bevor es jedoch losgeht, sollten sich angehende Unternehmer immer Gedanken um die eigene Absicherung machen. Wer dabei die Kranken- und Pflegeversicherung, die Altersvorsorge sowie die Absicherung der Berufsunfähigkeit einkalkuliert, hat bereits die wichtigsten Schritte vollzogen.
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