Kult-Klassiker wieder da
"Mainz bleibt Mainz" zurück im TV

Generalprobe der Fernsehfastnachtssitzung «Mainz bleibt Mainz». Die traditionsreiche Sendung wird in diesem Jahr vom SWR produziert.
 | Foto: Jörg Halisch/dpa
  • Generalprobe der Fernsehfastnachtssitzung «Mainz bleibt Mainz». Die traditionsreiche Sendung wird in diesem Jahr vom SWR produziert.
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Von Peter Zschunke, dpa
MAINZ (dpa) - Nach zwei Jahren Zwangspause darf der Saal wieder toben und auf dem Sofa vor dem Bildschirm geschunkelt werden. «Dann ist alles wieder gut», heißt der Refrain des Corona-Lieds von Andreas und Matthias Bockius als Duo Doppelbock. Sie bringen Pepp in die Fernsehfastnachtsitzung «Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht». Deren Wurzeln reichen bis ins Jahr 1955. Seitdem sind die einen begeistert und andere genervt.

Herrenwitze sind nun verpönt

An diesem Freitagabend wird die Live-Sitzung ab 20.15 Uhr von der ARD im Ersten übertragen. Der SWR hat einiges dafür getan, um die im Wechsel mit dem ZDF produzierte Sendung frisch, bunt und neu zu präsentieren. Vier Frauen sind jetzt im Elferrat der Gemeinschaftssitzung des Mainzer Carneval-Vereins (MCV), des Mainzer Carneval Clubs (MCC), des Gonsenheimer Carneval Vereins (GCV) und des Karneval-Clubs Kastel (KCK). Herrenwitze wie noch vor wenigen Jahren sind verpönt.

Zu neuen Höhenflügen setzt die politisch-literarische Fastnacht als Mainzer Markenzeichen an. Feine Nadelstiche aus dem Ruhestand verteilt die «Altkanzlerin der Herzen» - Florian Sitte mimt Angela Merkel 2019 bereits als amtierende Regierungschefin. Jetzt präsentiert er ihre «Transformation von der Staatsfrau Nummer eins hin zu Cindy aus Marzahn».

Auch im Ruhestand hält Merkel noch Kontakt zu einstigen Weggefährten. In der Küchenschublade liegt die Hochzeitskarte von FDP-Chef Christian Lindner, und dann trifft auch eine Einladung des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz ein, «zu einer romantischen Ballonfahrt - vor der amerikanischen Küste». Die Kanzlerin in Rente fragt Olaf Scholz zärtlich: «Na, wie geht's meinem kleinen Übergangskanzler?» Sie gratuliert ihm zu seinem «Coup mit den Leopard-Panzern» für die Ukraine, bedauert aber auch die schlechte Nachricht: «Die Panzer werden mit der Deutschen Bahn angeliefert.»

Bittere Ironie

Putin und der Krieg in der Ukraine werden mit bitterer Ironie zum Thema gemacht. Häufiger noch wird die Letzte Generation durch den Kakao gezogen. Thomas Becker, an die Bütte geklebt mit Aktivistin Kati Greule, bekennt, dass er eher zur «James-Last-Generation» gehört. Auf die Frage der jungen Frau, was wir den Kindern sagen sollen, warum wir so wenig gegen den Klimawandel unternommen haben, antwortet Becker: Es habe so viele andere wichtige Dinge gegeben habe wie Gendersternchen, Pandemie, Energiekrise, Putin - und «dann hat sich auch noch die Menüführung von Sky Go geändert!»
Heimlicher Kokolores-Höhepunkt der Sendung ist der umjubelte Auftritt des britischen Königspaars Charles und Camilla, dargestellt von Johannes Bersch und Martin Krawietz. Nicht zufällig führe ihr erster Deutschlandbesuch nach Mainz. Schließlich gebe es in Rheinhessen wie im Rheingau «an jeder Ecke eine Winzerfamilie» - Bersch spricht dies wie Windsor-Familie aus. Camilla muss zugeben, dass die Stimmung im Kurfürstlichen Schloss in Mainz «wesentlich better ist als in unserem Schloss at home».

Bersch über Krisenstimmung dort und Riesenstimmung hier

In der Rolle der «Moguntia» arbeitet Bersch auch den Unterschied zwischen Berlin und Mainz heraus: «In Berlin ist Krisenstimmung, in Mainz ist Riesenstimmung.» Er begrüßt die geplante Legalisierung von Cannabis, «denn bisher war die Regierung nicht gerade berauschend.»

Wer gar nicht darüber lachen kann, sollte sich vielleicht einem PCR-Test unterziehen - die Abkürzung löst der Gardist Markus Schwalbach als «Praktisch Carneval Resistent» auf.

Wenn zum Finale mit den Mainzer Hofsängern Ballons, Luftschlangen und Konfetti nicht nur auf die Tänzerinnen vor der Bühne regnen, ist die positive Energie mit Händen greifbar. Der zum elften Mal bei «Mainz bleibt Mainz» auftretende Kabarettist Lars Reichow regt an, dies über die Fastnacht hinaus zu nutzen: «Diese Energie, diese Kraft, diese Begeisterung, die wünsche ich mir auch für die, die unsere Hilfe jetzt brauchen» - Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien, unterdrückte Frauen im Iran und die Menschen in der Ukraine.

Autor:

Arthur Kreklau aus Fürth

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