Knapper und teurer
Olivenöl wird zum beliebten Diebesgut

Symbolfoto: Christin Klose/dpa-tmn/dpa
  • Symbolfoto: Christin Klose/dpa-tmn/dpa
  • hochgeladen von Uwe Müller

MADRID (dpa/mue) - Olivenöl wird immer teurer, weil es immer knapper wird. Spanien ist mit großem Abstand der weltweit größte Produzent; der Jahresertrag, der dort in den vergangenen Jahren im Schnitt bei rund 1,5 Millionen Tonnen lag und fast die Hälfte der weltweiten Produktion ausmachte, war in der Erntesaison 2022/2023 auf weniger als die Hälfte (665.000 Tonnen) gefallen.

Grund waren ungünstige Wetterbedingungen mit sehr wenig Regen. Dieses Jahr erwartet das Landwirtschaftsministerium in Madrid nur eine leichte Erholung.

Preis vervielfacht

Die geringere Produktionsmenge hat, im Zusammenspiel mit gestiegenen Produktionskosten, Konsequenzen: Der Preis des Extra Vergine stieg innerhalb eines einzigen Jahres von zirka 400 auf über 800 Euro pro 100 Kilogramm. Vor wenigen Jahren hatte der Preis für dieses hochwertigste Olivenöl in Spanien nur leicht über 200 Euro gelegen.

Ähnlich war es in anderen wichtigen Produzenten-Ländern wie Italien und Griechenland. Das treibt seltsame Blüten: Olivenöl ist plötzlich zum beliebten Diebesgut geworden. Allein in den Sommermonaten wurden aus Lagerhäusern und Ölmühlen im südspanischen Andalusien mehr als 80.000 Liter entwendet. Die Zeitung «El Mundo» schrieb jüngst, bei Produzenten gehe die Angst vor den «Piraten des flüssigen Goldes» um. Auch in Griechenland kommt es zum vermehrten Oliven- und Ölklau, wie der kretische Ölproduzent Giorgos Papadakis sagt. «Die Diebstähle sind nicht so groß wie in Spanien, aber wenn hier einem Bauern 200 Kilogramm Öl in guter Qualität gestohlen werden, hat der Dieb über Nacht 2.000 Euro in der Tasche.»

Läden sichern Olivenölflaschen

In Spanien und Griechenland werden das Öl und die Oliven in den Tanks und Lagerhallen mittlerweile besser überwacht. In einigen spanischen Läden werden die Flaschen seit einiger Zeit sogar wie teurer Alkohol mit Plastikverschlüssen gesichert.

Die spanischen Landwirte haben aber nicht nur mit Dieben zu kämpfen: Ein starker Rückgang der Nachfrage bereitet große Sorgen. Zahlreiche traditionelle Ölmühlen mussten dieses Jahr wegen Verlustgeschäften schließen. Der Generalsekretär des Verbandes der kleinen Land- und Viehwirte Andalusiens (UPA), Cristóbal Cano, warnt: Im Olivenanbau bahne sich «eine nicht wiedergutzumachende wirtschaftliche und soziale Katastrophe an». Der Sektor beschäftigt in Spanien zirka 365.000 Menschen.

Kunden in Deutschland halten sich zurück

Die Krise macht sich auch in Deutschland bemerkbar: Die Verbraucherpreise für kaltgepresstes Olivenöl aus konventioneller Erzeugung lagen Angaben zufolge im Oktober 2023 rund 54 Prozent höher als vor einem Jahr. Verbraucherforscher berichten, dass sich die Nachfrage nach Olivenöl im bisherigen Verlauf der zweiten Jahreshälfte schwächer als die gesamte Warengruppe entwickelt habe. Der Grund neben den anziehenden Preisen: Da sich das Preishoch bei Sonnenblumen- und Rapsöl im Jahresverlauf aufgelöst habe, sei zudem der Preisabstand gewachsen.

Überall geben Landwirte zudem einstimmig den immer häufigeren extremen Wetterereignissen die Schuld an der Malaise. Beispiel Griechenland: Wegen des lauen Winters hätten die Bäume keine Zeit gehabt, sich auszuruhen, erklärt Landwirt Vassilis Mouselimis. Dann herrschten im Frühjahr zu hohe Temperaturen genau zur Blütezeit, was Probleme bei der Fruchtbildung zur Folge habe. Und schließlich habe es nicht genug geregnet, was schlecht für das Wachstum der Oliven gewesen sei.

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

12 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.