Gasmangellage ist nicht eingetreten
Überdimensionierter LNG-Ausbau nicht erforderlich
BERLIN (dpa) - Zwei Jahre nach dem russischen Überfall auf die Ukraine und dem Beginn der Energiekrise hat sich aus Sicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) die Lage auf dem Gasmarkt entspannt. Eine Gasmangellage, mit der der beschleunigte Ausbau von Flüssigerdgas (LNG)-Infrastruktur seit Sommer 2022 gerechtfertigt werde, sei zu keinem Zeitpunkt eingetreten.
Der geplante Ausbau von LNG-Importkapazitäten sei in diesem Umfang nicht mehr nötig. «Der überdimensionierte LNG-Infrastrukturausbau ist nicht erforderlich, um eine potenzielle Gasmangellage zu vermeiden und sollte daher nicht weiterverfolgt werden», heißt es in einer am Montag in Berlin vorgelegten DIW-Studie. Zuvor hatte die Funke Mediengruppe berichtet.
Für den Winter 2023/24 bestand demnach zu keinem Zeitpunkt die Gefahr einer Gasknappheit. Die aktuellen Füllstände der Gasspeicher in Deutschland und der EU reichten aus, um auch in möglicherweise noch sehr kalten Monaten Februar und März 2024 sowohl Deutschland als auch Osteuropa ausreichend zu versorgen.
Bestehende LNG-Terminals nicht voll ausgelastet
Die drei bestehenden schwimmenden LNG-Terminals in Deutschland sind laut DIW nur zur Hälfte ausgelastet gewesen. Alle Terminals in Deutschland, Polen, Belgien, den Niederlanden und Italien zusammen seien zu etwa zwei Dritteln ausgelastet. Selbst bei hoher Nachfrage wegen extremer Kälte hätte demnach durch eine höhere Auslastung der Terminals und aus den Reserven in den Speichern genug Gas bezogen werden können.
Angesichts des zu erwartenden rückläufigen Erdgasverbrauchs in Deutschland und der Stabilisierung der Versorgung scheint es aus Sicht des DIW angebracht, die im LNG-Beschleunigungsgesetz angedachten Vorhaben und Standorte auf den Prüfstand zu stellen. Dabei sollte die Bundesregierung von der Entwicklung landseitiger LNG-Terminals absehen und die schwimmenden Regasifizierungsanlagen neu bewerten.
DIW: Geplanter Standort Mukran nicht gerechtfertigt
Mit Blick auf den umstrittenen geplanten Standort Mukran auf Rügen schreiben die Experten, es bestünden keine strukturellen Netzengpässe, die ein Terminal auf Rügen rechtfertigten. Der Aufbau von Importinfrastrukturen dort sei weder notwendig noch kosteneffizient.
DIW-Expertin Claudia Kemfert fordert angesichts der Versorgungslage ein Ende der Alarmstufe des Notfallplans Gas, die die Bundesregierung im Sommer 2022 ausgerufen hatte. «Eine Gasmangellage liegt nicht vor und ist auch nicht absehbar», sagte sie den Funke-Zeitungen. «Es ist an der Zeit, den Gasnotfallplan aufzuheben.»
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