Livewire als Elektromotorrad
Harley-Davidson frischt das Image auf
(ampnet/mue) - Die neue Harley-Davidson Livewire wirft so gut wie alles über den Haufen, womit man die Marke in Verbindung bringt. Das betrifft nicht nur die Optik und die Gattung (Roadster), sondern vor allem den Antrieb: Der Newcomer aus Milwaukee ist das erste Elektromotorrad eines Großserienherstellers weltweit.
Die Livewire versucht gar nicht erst, ihr Motorenkonzept zu verbergen; im Mittelpunkt der Maschine steht in doppeltem Wortsinn der mächtige Batterieblock mit 18 Kühlrippen an jeder Seite. Um ihn herum ist der offene Alu-Brückenrahmen gestrickt, der zur Erleichterung von Wartungsarbeiten dreiteilig ausgelegt ist. Darunter steckt der turbinenartig anmutende Motor, der „Revelation“ (engl. = Offenbarung) getauft wurde.
Eine Spitzenleistung von 106 PS (78 kW) und Dauerleistung von 82 PS (60 kW) klingen heutzutage nicht unbedingt berauschend. Aber Elektromobilität hat bekanntermaßen ihre eigenen Gesetze. Die Livewire zieht mit dauerhaft 116 Newtonmetern Drehmoment vom ersten Moment an, der sechspolige Drei-Phasen-Permanentmagnet-Synchronmotor (wer es denn dann genau wissen möchte) dreht bis 15.000 Umdrehungen in der Minute und katapultiert das Bike in etwas über drei Sekunden auf Tempo 100. In unter zwei Sekunden zieht die Livewire von 96,6 km/h (60 mph) bis auf 128,8 km/h (80 mph) durch, wobei die Kraft per Zahnriemen an das Hinterrad übertragen wird. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 177 km/h.
Selbst im Eco-Mode, der niedrigsten der vier voreingestellten Fahrstufen, muss sich niemand ernsthaft über mangelnde Leistung beklagen. Wer über „Rain“ und „Road“ in der Fahrstufe „Sport“ landet, bekommt dann am Ende ein spitz auf „Gasbefehle“ reagierendes Sportbike mit enormer Schubkraft. Zusätzlich offeriert Harley-Davidson dem elektrischen Reiter drei individuell belegbare Fahreinstellungen, bei denen zum Beispiel auch die Stärke der Rekuperation den persönlichen Vorlieben angepasst werden kann.
Mit 250 Kilogramm ist die Livewire alles andere als ein Leichtgewicht; über 100 Kilogramm entfallen allein auf den Akku. Diese Masse bekommt der Fahrer aber nur beim Rangieren wirklich und in Schräglage leicht zu spüren. Die unter Strom stehende Harley-Davidson bleibt ein relativ gut zu händelndes Motorrad, das dank spürbarem Eigen-Einlenkverhalten förmlich in die Kurve fällt. Die voll einstellbaren Federelemente stammen von Showa, die Brembo-Bremsen sprechen ebenso früh wie feinfühlig an und packen kräftig zu. Vor allem am Hinterrad weiß das ungewöhnlich präzise Feedback zu gefallen. Natürlich sind ABS und Traktionskontrolle, beides kurventauglich, an Bord. Letztere ist dreistufig einstellbar und auch ganz deaktivierbar, ersteres beinhaltet zusätzlich einen Überschlagschutz. Eine Wheelie- und Drehmoment-Kontrolle sind ebenfalls Standard.
Die Sitzposition lässt auf der Bank wenig Spielraum, passt aber Menschen unterschiedlichster Größe auf Anhieb. Der Kniewinkel ist relativ spitz, aber nicht unbequem, der Oberkörper leicht nach vorne orientiert. Der Lenker liegt gut in der Hand, und ein neigungsverstellbarer 4,3-Zoll-Farbtouchscreen dient als Anzeigeinstrument. Inhalte und Darstellungsform (Tacho z.B. auch analog darstellbar) können den persönlichen Präferenzen angepasst werden. Es gibt eine Bluetoothverbindung für das Smartphone und die Vernetzung mit dem Dienst H-D Connect.
Der Akku hat eine Gesamtkapazität von 15,5 kWh. Netto speichert die Lithiumionenbatterie 13,6 kWh. Unter der kleinen Tankattrappe steckt die Ladetechnik mit zwei verschiedenen Steckdosen für CCS2- und DCFC-Schnell-Ladestecker sowie unter der Sitzbank das Ladekabel für den Onboard-Charger und die Haushaltsteckdose. Für die heimische Einspeisung gibt Harley-Davidson rund 12,5 Stunden Ladezeit an oder spricht etwas schmeichelhafter von laden „über Nacht“. Mit dem passenden Schnell-Lader sollen nach 40 Minuten hingegen schon wieder 80 Prozent und nach einer Stunde die volle Ladung zur Verfügung stehen.
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Harley-Davidson Livewire – Daten kompakt
Motor: Permanentmagnet-Elektromotor, flüssigkeitsgekühlt
Dauerleistung: 78 kW (106 PS) bei 11.000 U/min
Nennleistung: 82 PS (60 kW) bei 8.000 U/min
Max. Drehmoment: 117 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 177 km/h (abgeregelt)
Null auf 100 km/h: unter 4 Sek.
Antrieb: Zahnriemen
Antriebsbatterie: Lithiumionen-Akku
Batteriekapazität: 15,5 kWh (brutto)
WMTC-Reichweite: 158 km
AC-Ladezeit: ca. 12,5 Std.
DC-Schnell-Ladung: ca. 1 Std.
Sitzhöhe: 780 mm
Gewicht: 249 kg
Bereifung: 120/70 ZR17 (v.) / 180/55 ZR17 (h.)
Autor:Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg |
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