Bardentreffen: Krieg und Frieden
Umsonst und draußen: 1. bis 3. August 2014- Festivalauftakt mit Noa
NÜRNBERG (pm/nf) - Am 1. August 1914 erklärte Deutschland Russland den Krieg, am 3. August Frankreich. Das 39. Bardentreffen in Nü̈rnberg findet an den Tagen der Kriegserklärung vor 100 Jahren statt. Aus diesem Anlass setzt das renommierte Musikfestival den Themenschwerpunkt „Krieg und Frieden“. Es greift auf, welchen musikalischen Niederschlag dieses Thema in den heutigen Krisen- und Kriegsgebieten dieser Welt (von Mali bis Syrien) findet und wie etwa deutschsprachige Songschreiber Konflikte sozialen, religiösen und militärischen Ursprungs verarbeiten.
Zum Festivalauftakt hat sich eine bekannte Sängerin aus dem Nahen Osten angekündigt: Achinoam Nini, international unter ihrem Künstlernamen Noa bekannt. 2009 trat die jemenitische Jüdin mit dem Song „There must be another way“ für ihr Heimatland Israel gemeinsam mit der palästinensischen Christin Mira Awad beim Eurovision Song Contest auf. Immer wieder nützt Noa die Bü̈hne, um sich fü̈r den Frieden in Nahost stark zu machen.
Die Bremer Band „Die Grenzgänger“ durchforstete fü̈r ihr aktuelles Programm „Maikäfer flieg – Verschollene Lieder 1914 bis 1918“ das Deutsche Volksliedarchiv in Freiburg. Ihre mit allen musikalischen Wassern gewaschene Ausbeute präsentieren die vier Mal mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichneten Musiker beim Bardentreffen. Mit ihrem 2013 erschienenem Album „Chatma“ stü̈rmte die in Mali ansässige Band Tamikrest auf Platz 1 der World Music Charts. „Chatma“ bedeutet „Schwester“ und ist den Tuareg-Frauen gewidmet, die in der sich zuspitzenden Krise in Mali das Überleben ihrer Kinder und die Moral ihrer Familien sicherten. Musikalisch pendelt Tamikrest zwischen Desert Blues, Psychedelic, Funk und Art-Rock.
Mit Billy Bragg steht einer der prominesten politisch ambitionierten Sänger und Songwriter auf der Bü̈hne. Seit nahezu 30 Jahren wechseln seine Songs zwischen politischer Polemik und ungebremster Romantik. Er ist der Folk-Sänger der Post-Punk-Generation, seine kreative Vielfalt reicht jedoch ü̈ber das politische Themenspektrum hinaus. Wer könnte besser ü̈ber die irische Tragödie mit Auseinandersetzungen seit dem Mittelalter und in neuerer Zeit den Nordirlandkonflikt singen als The Sands Family? Die erlebte Unmittelbarkeit nordirischen Alltags spiegelt sich in ihren Liedern wider. Kai Degenhardt wuchs mit Folk, Rock, Punk, Wave und Reggae auf, aber auch mit den Liedern seines Vaters Franz Josef Degenhardt. Für Nü̈rnberg erarbeitet er ein spezielles Songprogramm, das um die Themen (sozialer) Frieden und vergessener Krieg kreist.
Das Mailänder Sextett Baraban ist in der italienischen Folk-Musikszene fest verankert. Es pflegt die Musikkultur Norditaliens, inhaltlich befasst sich die Truppe mit der Widerstandsbewegung im faschistischen Italien. Kritische, provokante Texte, Reggae, Dub und Rock: Mit diesen Charakteristika erspielt sich das Dubioza Kolektiv derzeit ü̈ber die Grenzen Bosnien-Herzegovinas hinaus einen Namen. Seine Songs pendeln thematisch zwischen der schwierigen politischen Situation im eigenen Land, Rassismus, Nationalismus und Intoleranz. Im Jahr 2013 waren sie für den MTV European Music Award nominiert.
Ernst Schultz beschäftigte sich schon bei „Ihre Kinder“ mit der Kriegsthematik. Fü̈r sein Projekt „Dylan: deutsch“ ü̈bersetzte er „Masters Of War“ in „Meister der Angst“ und wird beim Bardentreffen eine Zusammenstellung von Kriegs- und Friedensliedern der vergangenen Jahrzehnte präsentieren. Seit 40 Jahren steht Barbara Thalheim auf der Bü̈hne. Auch in Nü̈rnberg ist sie keine Unbekannte mehr, in den Anfängen des Bardentreffens war sie regelmäßig zu Gast, zuletzt 2007. Gemeinsam mit der Französin Michèle Bernard präsentiert sie ein speziell fü̈r den Themenschwerpunkt „Krieg und Frieden“ ausgearbeitetes Bü̈hnenprogramm.
Fü̈r die in Beirut geborene Sängerin Yasmine Hamdan stehen alle Zeichen auf Erfolg. Ihre Band „Sopakills“ wird von der internationalen Kritik gefeiert, von libanesischen konservativen Kräften jedoch verachtet.
Der Bandname ist eine an Hamdans Landsleute gerichtete sarkastische Anspielung, die blutrünstige Vergangenheit abzuwaschen. Aziza Brahim wurde in der westlichen Sahara geboren und lebt heute in Barcelona. Das birgt ein kulturelles Spannungsfeld, welches sich in ihrer Musik spiegelt. Brahim gilt als prominente und eloquente Sprecherin der Bevölkerungsgruppe der Sahrauis und ihrem andauernden Kampf um Anerkennung und Gerechtigkeit. Liselotte Hamm et Jean-Marie Hummel runden den Themenschwerpunkt „Krieg und Frieden“ ab. Die im Elsass ansässigen Musiker präsentieren musikalische Geschichten über die wechselhafte Geschichte der deutsch-französischen Grenzregion.
Hauptförderer des Bardentreffens ist die Sparda-Bank Nürnberg, sie steht dem Bardentreffen seit 2006 als Partner zur Seite. Diese Partnerschaft ermöglicht es allen Besucherinnen und Besuchern des Bardentreffens, das Festival kostenlos zu besuchen. Unter dem Motto „Umsonst und Draußen“ unterstü̈tzt das Finanzinstitut viele kulturelle Projekte in der Metropolregion Nürnberg. „Das Bardentreffen oder auch das ebenfalls von uns unterstü̈tzte Klassik Open Air sind Ausdruck des Friedens und der Freiheit. Mit Freunden, Bekannten und anderen Menschen unter freiem Himmel Musik genießen zu dü̈rfen – das ist ein Privileg, um das uns viele beneiden“, sagt Stefan Schindler, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Nü̈rnberg.
www.bardentreffen.de
Autor:Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg |
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