Kindermobilität geschieht vor Ort
Kinderfahrraddemo „Kidical Mass“

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Leserreporterbeitrag

Die Kidical Mass fordert von der Politik in Bund, Ländern und Kommunen gesetzliche Rahmenbedingungen zur Umsetzung eines familienfreundlichen Radverkehrs. 

Gehören Jung und Alt auf dem Fahrrad zum Straßenbild in Nürnberg? Können wirklich alle Mitglieder der Gesellschaft ihren Alltag ohne Probleme oder gar Gefährdung mit dem Fahrrad bewältigen? Oberflächlich betrachtet zeigen Straßenmarkierungen und Straßenschilder, dass Radfahrern Verkehrsfläche vermehrt zugeteilt wird. Verbesserungen in der Radinfrastruktur können aber nur dann wirken, wenn sie die Bedürfnisse von Fußgänger*innen und Radfahrer*innen aller Altersstufen berücksichtigen.
In der Praxis fällt negativ auf, wie viele ausgewiesene Fahrradstraßen nach wie vor von Autos stark befahren werden, dass schmale und ungeschützte Fahrradstreifen gerade so an parkenden Autos vorbeiführen oder an Kreuzungen in Mittellage platziert sind und dass zahlreiche Fahrradwege ausgerechnet an den gefährlichsten Stellen im Nichts enden. Kindgerechte Infrastruktur ist das nicht!

Daher findet am Sonntag, 25. September 2022, die Kinderfahrrad-Demo Kidical Mass statt (Link zur Veranstaltung). Beginn ist um 13.30 Uhr in der Norikus Bucht (Wöhrder See). Kinder und Erwachsene radeln eine knapp sieben Kilometer lange Strecke auf der von der auf polizeilich abgesperrten Hauptverkehrsstraßen (Strecke). Die Organisator*innen erwarten, die Teilnehmendenzahl von zuletzt 850 radelnden Kindern und Erwachsenen noch einmal deutlich zu steigern. Jenseits der politischen Botschaft sollen der Spaß und das gemeinsame Radfahrerlebnis im Vordergrund stehen. Daher sind alle Bürger*innen in und um Nürnberg herzlich eingeladen, sich an diesem für alle Kinder einmaligen Erlebnis zu beteiligen.

Die Kidical Mass adressiert mit ihren Forderungen diesmal nicht nur die Stadt Nürnberg, sondern auch die verantwortlichen Verkehrspolitiker im Bund und im Land Bayern. Aktuell können Städte und Gemeinden kaum aus freier eigener Entscheidung Tempo 30 einführen, breite, baulich getrennte Radwege einrichten oder das Parken im öffentlichen Raum für kindgerechte Fahrradmobilität ausgestalten. Dazu müssen sie zeitaufwendig Begründungen finden oder es ist schlicht nach dem geltenden Straßenverkehrsrecht nicht erlaubt. Deshalb braucht es eine Reform des Straßenverkehrsrechts. Hierfür laufen zum einen der bayerische Radentscheid zur Stärkung der Fahrradmobilität in Bayern für mehr Verkehrssicherheit und Klimaschutz und zum anderen gibt es eine bundesweite Onlinepetition.

In dieser Onlinepetition (https://weact.campact.de/petitions/uns-gehort-die-strasse-wir-brauchen-ein-kinderfreundliches-strassenverkehrsrecht) wird gefordert, dass das neue  Straßenverkehrsgesetz die Schutzbedürftigkeit von Kindern in den Mittelpunkt stellt und Kindern damit selbständige Mobilität zu Fuß und mit dem Rad ermöglicht. Städte und Gemeinden müssen die Freiheit erhalten, kinder- und fahrradfreundliche Maßnahmen nicht nur an bereits nachgewiesenen Gefahrenstellen umzusetzen, sondern im gesamten Stadtgebiet. Das umfasst z.B. geschützte oder baulich getrennte breite Radwege an Hauptverkehrsstraßen, geschützte Kreuzungen, Tempo 30 auch auf Hauptverkehrsstraßen innerorts und die unbürokratische Einrichtung von Schulstraßen und Zonen ohne Autoverkehr, sondern mit Kfz-Durchfahrtverboten. Bis auf Bundes- und Landesebene die rechtlichen Ziele erreicht sind, bleibt Nürnberg als Kommune gefordert. Dazu gehört auch, entsprechenden politischen Druck auf Bundesebene
auszuüben und sich der Initiative des deutschen Städtetages „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ anzuschließen. Die Initiative fordert den Bund auf, die rechtlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Kommunen Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit innerorts anordnen können, wo sie es für notwendig halten. Wenn der Nürnberger Verkehrssektor seinen Beitrag zur Verkehrswende leisten will, bleibt die Frage, warum hier gezögert wird, das Heft selbst in die Hand nehmen zu können. Solange der Einsatz von Schulweghelfern notwendig ist, ist kinderfreundliche Mobilität in weiter Ferne. Kinderfreundliche und damit eine für alle sichere Mobilität liegt erst dann vor, wenn Kinder und Jugendliche mit dem Rad Supermärkte, Schulen, Freizeiteinrichtungen, Freunde etc. ohne Umwege auf gut befahrbaren Wegen eigenständig erreichen können.

Hintergrund:
Am Wochenende 24. und 25. September 2022 bringt das Kidical Mass Aktionsbündnis zehntausende Kinder und Familien auf die Straße. In 180 Orten in ganz Deutschland, darunter Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach und weiteren Ländern finden unter dem Motto „Uns gehört die Straße“ Fahrraddemos für kinder- und fahrradfreundliche Orte statt. Im Rahmen der Kidical Masses in der Region besteht auch die Möglichkeit den Zulassungsantrag für das Volksbegehren Radentscheid Bayern zu unterschreiben.

Autor:

Matthias Eberlein aus Bayern

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