Ausstellung „50 Jahre Altstadtfreunde“
Halbes Jahrhundert Baukultur: Retter, Zauberer, Hausbesetzer!

Karl-Heinz Enderle in der Abteilung „Politik“ vor dem Modell des Augustinerhofes („aufgeplatzte Bratwurst“). | Foto: Christine Stubenvoll
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  • Karl-Heinz Enderle in der Abteilung „Politik“ vor dem Modell des Augustinerhofes („aufgeplatzte Bratwurst“).
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NÜRNBERG (khe/nf) – Mit der Ausstellung im Pellerhaus (Egidienplatz 23) gehen die Altstadreunde in die nächste Runde ihrer Feiern zum 50-jährigen Jubiläum. Dazu haben sie sich etwas Besonderes einfallen lassen, indem sie die Eingangshalle des einst berühmten Pellerhauses (wie sollte es auch anders sein) in ihren alten Zustand zurückversetzt haben.

Welcher Ort würde sich besser eignen für die Leistungsschau der Altstadreunde als das einst berühmteste Nürnberger Bürgerhaus? Dort hat der Verein fünf Millionen Euro – fast ausschließlich Spenden – investiert und aus einer Ruine wieder den schönsten Nürnberger Hof geschaffen. Neben dem Hof bezaubert die Besucher ebenso die nicht weniger eindrucksvolle Eingangshalle. Sie wurde schon in der Nachkriegszeit rekonstruiert und wird seit einigen Jahren von den Altstadtfreunden für Konzerte und sonstige Veranstaltungen genutzt.

Aufbau Jubiläumsausstellung mit den alten / neuen Wänden in der Eingangshalle des Pellerhauses.  | Foto: Karl-Heinz Enderle
  • Aufbau Jubiläumsausstellung mit den alten / neuen Wänden in der Eingangshalle des Pellerhauses.
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Kaum jemand weiß jedoch, dass es im alten Pellerhaus gar keine Halle gab. Links und rechts waren zwei Räume abgetrennt und wenn man das Haus betrat, wurde der Blick sofort vom prächgen Hof angezogen. Diesen Zustand hat der Verein für drei Wochen zumindest provisorisch wieder hergestellt. So sind vier Räume entstanden, in denen die Altstadtfreunde die Arbeit eines halben Jahrhunderts in der Denkmal- und Stadtbildpflege vorstellen.

Und was die Altstadreunde Nürnberg geschaffen haben, kann sich wahrlich sehen lassen. Nicht umsonst bezeichnet sich der Verein mit über 5.000 Mitgliedern und über 200 akven Ehrenamtlichen als die erfolgreichste deutsche Initiative im Bereich Baukultur. Es ist sogar davon auszugehen, dass es weltweit keinen Verein mit einer so stolzen Leistungsbilanz gibt: An über 350 Stellen haben die Altstadreunde das Nürnberger Stadtbild verbessert, mehr als zwei Dutzend Häuser wurden vor dem Abbruch bewahrt und denkmalgerecht saniert, 20 davon ein Eigenregie. Darunter sind drei spätmitelalterliche Handwerkerhäuser, in denen der Verein das Museum I22I20I18I Kühnertsgasse betreibt, und die Kulturscheune Zirkelschmiedsgasse im letzten erhaltenen Stadel der Stadt. Eine weiterer attraktiver Veranstaltungsort wurde im Pellerhof geschaffen. Die Sanierung des einsturzgefährdeten Pilatushauses soll die Arbeit der Altstadreunde für das historische Nürnberg krönen.

Christine Stubenvoll, die die Ausstellung mitkonzipiert hat, in der Abteilung „Kunst & Kultur“.  | Foto: Karl-Heinz Enderle
  • Christine Stubenvoll, die die Ausstellung mitkonzipiert hat, in der Abteilung „Kunst & Kultur“.
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In der Ausstellung wird diese beispiellose Arbeit für das historische Nürnberg unter den Themen Stadtbild, Denkmal, Politik sowie Kunst & Kultur in all ihren Facetten dargestellt. Es gibt ein echtes Chörlein zu sehen, Teile des Modells zum Historischen Rathaussaal aus den 80er Jahren und sogar das Original-Modell zum Augustinerhof mit der „aufgeplatzten Bratwurst“.

Karl-Heinz Enderle in der Abteilung „Politik“ vor dem Modell des Augustinerhofes („aufgeplatzte Bratwurst“). | Foto: Christine Stubenvoll
  • Karl-Heinz Enderle in der Abteilung „Politik“ vor dem Modell des Augustinerhofes („aufgeplatzte Bratwurst“).
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Hier zeigt sich ein weiterer Aspekt der Vereinsarbeit: Seit ihrer Gründung 1973 verstanden sich die Altstadreunde als politisch wirksame Organisation. Obwohl als gemeinnütziger Verein eingetragen, sprach der Gründer Erich Mulzer lieber von einer „Vereinigung“ oder gar von einer „Bürgerinitiative“. Dies zeigte sich beispielsweise 1974 bei der Protestakon mittels Ballon gegen den Neubau der WiSo-Fakultät. 1978 schreckten die Altstadreunde auch nicht vor der „Hausbesetzung“ des abbruchgefährdeten Ensembles am Unschlitplatz zurück, das dadurch gerettet wurde.

Nach der Einführung von Bürgerentscheiden auf kommunaler Ebene in Bayern 1995 nutzten die Altstadreunde auch dieses Instrument der direkten Demokratie zur Durchsetzung ihrer Ziele. Seitdem gab es in Nürnberg erst zwei Bürgerentscheide. Beide wurden von den Altstadreunden initiiert. 1996 wurde dadurch die Bebauung des Augustinerhofes mit 68:32 % der Smmen verhindert. 2014 entschieden sich die Bürgerinnen und Bürger mit fast dem gleichen Ergebnis gegen die Ausmalung des Rathaussaals nach den Entwürfen von Albrecht Dürer, die die Altstadreunde angestrebt haten.

Die Ausstellung ist bis zum 22. Oktober täglich (außer montags) von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Jeden Samstag gibt es um 15 Uhr eine Führung, am Samstag, 30. September, um 19 Uhr und am Donnerstag, 12.Oktober, um 16 Uhr einen Film „Der Pellerhof – ein verloren geglaubtes Juwel“. Hier ist der Eintrit ebenso frei.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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