Verleihung am 15. Mai Opernhaus Nürnberg
Internationaler Nürnberger Menschenrechtspreis für Sayragul Sauytbay

Porträt der Trägerin des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises 2021: Sayragul Sauytbay.  | Foto: US Gov – Secretary of State's photographer
  • Porträt der Trägerin des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises 2021: Sayragul Sauytbay.
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NÜRNBERG (pm/nf) - Die 14. Verleihung des mit 15.000 Euro dotierten Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises: Sayragul Sauytbay, Preisträgerin des Jahres 2021, wird die Auszeichnung pandemiebedingt am Sonntag, 15. Mai 2022, um 11 Uhr im Opernhaus von Oberbürgermeister Marcus König überreicht.

Die 45-Jährige macht sich unter erheblichen persönlichen Risiken für die Menschenrechte von bedrohten ethnischen Minderheiten in China stark. Die internationale Preisjury hebt Sayragul Sauytbays bewundernswerten Mut hervor und hofft, dass ihr die Auszeichnung gleichzeitig Plattform und Schutz bietet für ihren öffentlichkeitswirksamen Kampf gegen systematische Menschenrechtsverletzungen.

Die Preisträgerin des Jahres 2021

Sayragul Sauytbay wurde 1976 als muslimische Kasachin in der autonomen Präfektur Ili Kazakh in der chinesischen Provinz Xinjiang geboren, die viele Turkvölker wie Uiguren und Kasachen beheimatet. Nach ihrem Medizinstudium arbeitete Sauytbay als Ärztin und leitete später als Staatsbeamtin mehrere Vorschulen. Zwischen 2017 und 2018 war sie mehrmals in einem Umerziehungslager interniert. Ethno-religiöse Minderheiten sind in China einem starken Assimilationsdruck ausgesetzt und müssen ständig mit einer Internierung rechnen. Laut Menschenrechtsorganisationen werden rund eine Million Menschen, die vorwiegend muslimischen Volksgruppen angehören, gewaltsam in Lagern festgehalten. Die Regierung bezeichnet diese als Berufsbildungszentren, in denen die chinesische Sprache, Kultur und Politik gelehrt wird. Sayragul Sauytbay berichtet von unmenschlichen Bedingungen für die willkürlich Inhaftierten. Die Verbrechen reichen von Gehirnwäsche, Folter und Vergewaltigung bis zur erzwungenen Medikamenteneinnahme.

Nachdem ihr die Flucht nach Kasachstan gelungen war, drohte Sauytbay die Auslieferung nach China, die nur durch starken zivilgesellschaftlichen Druck verhindert werden konnte. Seit 2019 erhält sie mit ihrer Familie Asyl in Schweden. In dem 2020 mit der Autorin Alexandra Cavelius verfassten Buch „Die Kronzeugin“ macht sie die selbst erlittene Folter und die Zustände in den Umerziehungslagern öffentlich. Sie ist politischer Verfolgung ausgesetzt und erhält bis heute Morddrohungen aus China. Die Jury verleiht ihr den Preis für ihren mutigen Einsatz für muslimische Minderheiten in Xinjiang.
Gemeinsam tafeln für Frieden

Im Anschluss an die Preisverleihung findet ab 13 Uhr die Friedenstafel statt. Die von der Stabsstelle Menschenrechtsbüro & Gleichstellungsstelle und dem Amt für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg organisierte Veranstaltung verläuft vom Kornmarkt über den Hallplatz bis zur Königstraße. Nürnbergs Bürgerschaft setzt mit der Friedenstafel seit 1999 ein Zeichen für Frieden, Toleranz und die Achtung der Menschenrechte weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Auch in diesem Jahr gibt es die Gelegenheit zum Gespräch mit Mitgliedern der Jury und vielen, die sich aktiv für Menschenrechte engagieren. Menschenrechtsorganisationen diskutieren an ihren Infotischen mit Interessierten und stellen ihre Arbeit vor.

Vielfältiges Begleitprogramm

Rund um Preisverleihung und Friedenstafel am 15. Mai finden weitere Programmpunkte statt. So etwa ein Gespräch mit Sayragul Sauytbay am Sonntag, 15. Mai, um 16 Uhr im Caritas-Pirckheimer-Haus,
Königstraße 64, Raum S11. Die Preisträgerin wird ihre Geschichte mit dem Publikum teilen. Margarete Bause, Bundestagsabgeordnete a.D., moderiert. Eine Anmeldung bis spätestens Freitag, 13. Mai, per E-Mail an menschenrechtsbuero@stadt.nuernberg.de oder telefonisch unter 09 11 / 2 31-50 29 ist erforderlich.

Zudem sind Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen, an weiteren kostenfreien Angeboten teilzunehmen. Die Stabsstelle Menschenrechtsbüro & Gleichstellungsstelle bietet vom 16. bis 25. Mai, 90-minütige Workshops für Schulklassen ab der 9. Jahrgangsstufe an.

Textpassagen aus dem Buch der Preisträgerin sowie Filmausschnitte helfen beim Verständnis der Menschenrechtslage in der chinesischen Region Xinjiang. Weitere Informationen zur Buchung erteilt die Stabsstelle per E-Mail an helga.riedl@stadt.nuernberg.de oder telefonisch unter
09 11 / 2 31-50 15.

Die Autorinnen Alexandra Cavelius und Sayragul Sauytbay stellen ihr Buch „China Protokolle“ am Dienstag, 17. Mai, um 18 Uhr im Caritas- Pirckheimer-Haus vor. Die Sprecherin der AG Menschenrechte Zonta Club Nürnberg Area, Eva Homrighausen, moderiert die Lesung, die vor allem die Situation von Frauen und Kindern in der Region Xinjiang anhand von Interviews und Protokollen beleuchtet. Eine Anmeldung bis Freitag, 13. Mai, per E-Mail an menschenrechtsbuero@stadt.nuernberg.de oder telefonisch unter 09 11 / 2 31-50 29 ist erforderlich.

Das Buch „Die Kronzeugin“ über Sayragul Sauytbay von Alexandra Cavelius wird am Donnerstag, 19. Mai, um 14 Uhr im Künstlerhaus im KunstKulturQuartier, Königstraße 93, von der Festival-Leiterin des Nuremberg International Human Rights Film Festivals, Andrea Kuhn, sowie der Moderatorin der Reihe „Nürnberger Mittagslesungen“, Madeleine Weishaupt, vorgestellt. Kooperationspartner ist die Stadtbibliothek im Bildungscampus.

Ebenfalls am Donnerstag, 19. Mai, um 18 Uhr sind Interessierte zum Vortrag „Chinas Xinjiang-Politik im Kontext der Menschenrechte“ von Prof. Dr. Björn Alpermann von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg im Caritas-Pirckheimer-Haus, Pirckheimersaal, eingeladen. Abschließend findet am Freitag, 20. Mai, von 13 bis 18 Uhr die Konferenz „Kontrollpolitik, Re-Ideologisierung, Assimilierung“ zur Menschenrechtslage in Xinjiang, China, im Haus Eckstein in der Burgstraße 1-3 statt: Expertinnen und Experten richten den Blick auf die aktuelle Menschenrechtslage in der Region und erläutern Hintergründe. Veranstalter von Vortrag und Konferenz sind die Friedrich-Alexander- Universität Erlangen-Nürnberg, die Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus, die Evangelische Stadtakademie Nürnberg, das Nürnberger Menschenrechtszentrum, Amnesty International sowie das städtische Menschenrechtsbüro. Für beide Veranstaltungen ist eine Anmeldung bis Freitag, 13. Mai, per E-Mail an menschenrechtsbuero@stadt.nuernberg.de oder telefonisch unter 09 11 / 2 31-50 29 notwendig.
Vor Ort gelten bei den einzelnen Veranstaltungen die jeweils aktuellen bayerischen Corona-Bestimmungen.

Stadt des Friedens und der Menschenrechte

Die Stadt Nürnberg vergibt seit 1995 alle zwei Jahre die Auszeichnung an Personen, die sich zum Teil unter erheblichen persönlichen Risiken für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Der Preis ist laut Satzung ein Symbol dafür, dass von Nürnberg, der einstigen Stadt der nationalsozialistischen Reichsparteitage und der menschenverachtenden NS-Rassegesetze, „in Gegenwart und Zukunft nur noch Signale des Friedens und der Völkerverständigung ausgehen“. Damit will die Stadt Nürnberg einen Beitrag zur weltweiten Achtung der Menschenrechte leisten und dazu ermutigen, sich für Menschenrechte zu engagieren und diejenigen zu schützen, die sie verteidigen. Der Preis steht alle zwei Jahre im Mittelpunkt des vielfältigen Engagements der Stadt Nürnberg, die 1997 das erste und nach wie vor einzige kommunale Menschenrechtsbüro Deutschlands eingerichtet hat.

menschenrechte.nuernberg.de

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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