Nach 600 Tagen Dauerprotest ist Schluss
Klimacamp auf dem Sebalder Platz wird geräumt
NÜRNBERG (nf) - Seit September 2020 campierten Aktivisten im sogenanten ,,Klimacamp Nürnberg" auf dem Sebalder Platz. Nun werden die Zelte und Stände abgebrochen. Es sei Zeit, so die Initiatoren, für neue Aktionsformen in Nürnberg. Mit der Dauermahnwache sollte auf die katastrophale Bedrohung durch den von Menschen verursachten Klimawandel hingewiesen werden. Während einer Abschlussveranstaltung werden am 29. April nicht mehr gebrauchte Sachen aus dem Camp verschenkt.
Inhaltlich unterstützt das Klimacamp auf regionaler Ebene die Forderungen von ,,Nürnberg For Future" an die Politik und fordert auf internationaler Ebene Klimagerechtigkeit und Solidarität mit den Menschen im globalen Süden, die jetzt schon besonders stark von den Folgen der Klimakrise betroffen sind. ,,Wir bleiben, bis ihr handelt!" - so das Credo.
Welches Fazit ziehen die Aktivisten nach 600 Tagen?
,,Es wurde öffentlicher Raum genommen, um auf ein öffentliches Problem aufmerksam zu machen, um öffentlich unserer Wut und Angst Ausdruck zu verleihen und öffentlich einen Teil der Utopie zu leben, für die wir kämpfen. Das Camp war über die Monate ein Vernetzungs- und Anlaufort, in dem wir uns austauschen konnten, verschiedene Gruppen miteinander in Kontakt gekommen sind und sich organisiert haben. Viele Menschen hatten die Möglichkeit in den Aktivismus einzusteigen und sich erstmals politisch zu engagieren. Wir sind zusammengewachsen und stärker geworden. Viele Bürger versorgten uns mit Geld-, Lebensmittel- und Sachspenden, um ihren Zuspruch zu unserem Einsatz zu zeigen."
Für den Nürnberger Stadtrat gibt's Vorwürfe
In einer Mitteilung, beschweren sich die Initiatoren über das aus ihrer Sicht völlige Scheitern der Stadt. ,,Die Politik hat sich an unser Klimacamp gewöhnt, wie sie sich an die Klimakrise gewöhnt hat. Sie benutzt uns sogar als Feigenblatt. Seht her, wir in Nürnberg sind eine offene Gesellschaft! Wir haben sogar ein Klimacamp. Aber wir lassen uns nicht als Feigenblatt für das Versagen des Stadtrates missbrauchen. Missbrauch ist strafbar. Auch wenn der Stadtrat wohl strafrechtlich davonkommt, das Klima wird uns alle richten!" Da wird ein Radentscheid abgewendet mit einem Mobilitätspakt im Januar 2021, der bereits mit dem Haushalt für 2022 verwässert wird, um ihn dann im Frühjahr 2022 sogar teilweise zurückzunehmen (365 €-Ticket). Wie gewissenlos ist das?"
In Zukunft wollen die Klimaaktivisten Aktionen überall in der Stadt veranstalten. Bereits am 1. Mai nimmt die Gruppe am ,,REVOLUTIONÄREN 1. MAI" in Gostenhof teil.
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