Umfrage: Wenig Kontrollen bei Maskenpflicht
MarktSpiegel-Test: Wird der öffentliche Nahverkehr zum Corona-Hotspot?

Diese junge Frau ist ein Vorbild: Die Stoffmaske bedeckt den Mund und die komplette Nase. | Foto: deepview-stock.adobe.com (Symbolbild)
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  • Diese junge Frau ist ein Vorbild: Die Stoffmaske bedeckt den Mund und die komplette Nase.
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Ein Bericht von MarktSpiegel-Redakteur Victor Schlampp

REGION (vs) - Seit dem 27. April 2020 gilt im öffentlichen Nahverkehr wegen der Corona-Pandemie die Pflicht, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen sowie einen Sicherheitsabstand zu anderen Fahrgästen einzuhalten. Was nach einer Eingewöhnungsphase in der Regel gut funktioniert hat, droht auch aufgrund der sommerlichen Temperaturen möglicherweise zu kippen. Ein Bericht aus eigener Erfahrung.

Die erste gute Nachricht: Seit Wochen sinkt – mit Ausnahme einiger sogenannter „Hotspots“, an denen vermutlich Sicherheitsvorschriften mehr oder weniger deutlich vernachlässigt worden sind – die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland. Die zweite gute Nachricht: Bei meinen werktäglichen Fahrten mit der S-Bahn fällt mir auf, dass sich der überwiegende Teil der Menschen im Zug an die Vorschriften hält. Außerhalb des Zugabteils ist dies jedoch nicht mehr der Fall. Während die Bedeckung in den Bahnhofsgebäuden durchaus Sinn macht, wird es im Freibereich schon schwieriger: Muss ich wirklich eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen, wenn gerade einmal fünf Menschen mit einem Abstand von mindestens drei Metern auf den Zug warten?

Interessant:
Auch unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Deutschen Bahn, von Servicebediensteten oder Fremdfirmen gibt es einige sogenannte „schwarze Schafe“, die sich nicht an die Reglungen halten, obwohl gerade sie Vorbildcharakter haben sollten.

Neben wenigen Menschen, welche die Pflicht zur Mund-Nasen-Bedeckung vermutlich grundsätzlich ignorieren, kommt es weitaus öfters vor, dass die Masken nur den Mund, nicht aber die Nase bedecken. Diese Trageweise bietet kaum Schutz gegen die Coronaviren – weder für die/den Trägerin/Träger, noch für die anderen Personen im Zug oder in den Bahnhofsgebäuden. Dabei gibt es bei den Bedeckungsverweigerern oder jenen, die den Schutz nicht richtig anwenden, keine bestimmten Personengruppen. Wer gerne in Schubladen denkt, wird enttäuscht werden. Auffällig ist aber, dass auch ältere Menschen, die zur Risikogruppe zählen, die Masken nicht korrekt aufsetzen. Vorbildlich dagegen die meisten Kinder – Lob auch für Eltern, Erzieherinnen/Erzieher, Lehrerinnen/Lehrer - , obwohl von diesen statistisch gesehen die geringste Gefahr ausgeht.

Einige häufige Fehler und mögliche Ursachen

• Falschinformation: Manche Menschen sind der Ansicht, dass es ausreicht, wenn die Maske den Mund bedeckt, lassen deshalb die Nase frei. Dies ist jedoch falsch, weil sich die Nasenlöcher – vor allem bei ,,großkalibrigen Abschussöffnungen" - als weitreichende Virenschleudern im Falle etwa eines Niesanfalls erweisen.

• Unachtsamkeit:
Weil nur wenige Menschen ruhig sitzen können, oder sich nicht wenige immer wieder ins Gesicht fassen, verschieben sich die Bedeckungen. Sie rutschen nach unten, bis die Nasenlöcher zu sehen sind. Dazu kommen noch Bedeckungen, die zu klein sind, und schon deshalb ihre Funktion nicht erfüllen können. Auch der Trieb/die Gedankenlosigkeit, während der Zugfahrt essen oder trinken zu müssen, ist kontraproduktiv, da während dieser Zeit Viren an die Umgebung abgegeben werden können. Im Falle eines Verschluckens mit Hustenfanfall sogar in großer Menge und möglicherweise und auf eine weite Distanz. Gut zu beobachten ist auch, dass bei Unterhaltungen mit einem Gegenüber gerne die Maske so weit nach unten geschoben wird, dass man sie für eine Halskrause halten könnte.

• Gesundheitliche Gründe:
Das durch die Bedeckung verursachte schwerere Atmen kann bei Risikogruppen zu physischen und/oder psychischen Problemen führen.

• Unfähigkeit: Manche Menschen wissen nicht, wo sie eine Bedeckung kaufen können, oder wie man sich selbst einen Mund-Nasenschutz anfertigt. Einige haben möglicherweise keine Ahnung, wie man diesen Schutz aufsetzen muss – sie tragen ihn beispielsweise als Halsband oder binden ihn an den Unterarm - oder vergessen grundsätzlich, eine entsprechende Bedeckung mitzunehmen. Wieder andere können die Hinweise – teilweise wohl auch aufgrund eines Migrationshintergrundes - nicht lesen oder verstehen die Lautsprecherdurchsagen nicht.

• Rücksichtslosigkeit: Einige Fahrgäste bezweifeln die Wirksamkeit der Mund-Nasenbedeckung. Diese Menschen sind nicht bereit, für das Sicherheitsgefühl anderer Fahrgäste ein kleines Opfer zu bringen. Manche wollen eventuell auch bewusst provozieren und damit für kurze Zeit ihrer gesellschaftlichen Unwichtigkeit entfliehen, um von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden, auch wenn es nur im negativen Sinne ist.

Von der Theorie einer – trotz weniger Einzelfälle – rücksichtsvollen Gesellschaft ausgehend, einige Tipps, was Reisende und Bahnmitarbeiter tun können, damit Bahnhöfe und Züge nicht zu möglichen Corona-Hotspots werden.

Was können die Reisenden tun?

• Spätestens nach dem Einsteigen in den Zug die Masken so aufsetzen, dass Mund und Nase komplett bedeckt sind.
• Auf Essen und Trinken – vor allem bei kurzer Reisezeit – möglichst verzichten.
• Trotz der Bedeckung nicht in den Raum husten oder niesen, sondern die Armbeuge benutzen.
• Hände möglichst aus dem Gesicht nehmen, damit die Bedeckung nicht verrutscht.
• Auch bei Gesprächen mit dem Gegenüber die Bedeckung nicht abnehmen.
• Falls möglich, zumindest bei den älteren S-Bahn-Abteilen Fenster kippen, damit es einen Durchzug gibt.

Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass ein Aufenthalt in geschlossenen Räumen ohne Luftaustausch die größte Gefahrenquelle für Ansteckungen ist.
• Auch wenn man ein Gegenüber hat, der/die sich nicht an die Vorschriften hält, Vorsicht mit Zurechtweisungen. Dies ist Aufgabe des Bahnpersonals nicht des Reisenden. Lieber den Platz wechseln, als einen Konflikt zu riskieren.

Was kann die Bahn tun?

• Wartung der Züge und Triebwagen, um Zugausfälle und unbenutzbare Abteile wegen defekter Türen zu verhindern. Jeder Zugausfall potenziert die Zahl der Menschen, die dann den Folgezug nutzen wollen/müssen. Vor allem ein Problem während der stark von Pendlern genutzten Verbindungen am Morgen und Abend.
• Konsequente und regelmäßige Durchsagen nicht nur am Bahnhof, sondern auch in den Zügen, welche Vorschriften zu beachten sind und auch, welche Maßnahmen möglicherweise drohen, wenn die Vorschriften nicht beachtet werden.
• Kontrolle der eigenen Mitarbeiter und Fremdfirmen, damit alle ihrem Vorbildcharakter in den Zügen und in den Bahnhofsanlagen nachkommen.
• Konsequente Anweisungen in den Zügen und im Bahnhofsgelände, wenn sich Menschen nicht an die Maskenpflicht halten, bei hartnäckigen Verweigerern auch Einschaltung der Polizei.

Interessante Details

• Kontrollen gibt es nur wenige im Bahnhofsbereich und in den Zügen. Dort fällt immer wieder auf, dass beim Näherkommen etwa der Fahrkartenkontrolleure, die Maske schnell korrekt aufgesetzt und gleich danach wieder abgenommen wird. Doch selbst dann, wenn etwa unbedeckte Nasen unübersehbar in den Raum ragen, habe ich bisher keine Zurechtweisung oder Bitte erlebt, sich an die Vorschriften zu halten. Einen unmittelbaren Zwang ausüben, darf übrigens nur die Polizei.

Umfrage

Und jetzt wollen wir von unseren Leserinnen und Lesern wissen: Halten Sie sich an die Maskenpflicht?

Halten Sie sich im Bahnhof an die Maskenpflicht?
Diese junge Frau ist ein Vorbild: Die Stoffmaske bedeckt den Mund und die komplette Nase. | Foto: deepview-stock.adobe.com (Symbolbild)
Die Durchlauf-Anzeige lässt keine Ausrede zu: Auch die Nase muss komplett bedeckt sein. | Foto: Victor Schlampp
Autor:

Victor Schlampp aus Schwabach

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