Ruth Kiefers Baby feiert 20sten Geburtstag
ROTH (vs) - Was für eine Erfolgsgeschichte: Mehr als 660.000 Besucherinnen und Besucher haben seit 1992 Veranstaltungen in der Kulturfabrik besucht. Grund genug, diese erfolgreichen 20 Jahre im Rahmen eines Festaktes Revue passieren zu lassen.
Als Juri Kravats, der die musikalische Gestaltung des Abends übernommen hatte, auf seinem russischen Knopfakkordeon zur berühmten Toccata vermutlich von Johann Sebastian Bach ansetzte, die auch für viele Organisten auf der Orgel eine Herausforderung darstellt, hatten vielleicht einigen Gäste Zweifel, ob das wohl gut gehen kann. Es ging. Juri Kravats meisterte die Herausforderung mit Bravour. Als vor rund 20 Jahren im Stadtrat die Entscheidung für oder gegen die Kulturfabrik fiel, mag es mancher Stadträtin und manchem Stadtrat ähnlich gegangen sein. Doch auch hier waren die Zweifel waren unberechtigt. Es ist Roths Meisterstück daraus geworden. Zum Glück waren die damaligen Pläne nicht umgesetzt worden: Die ehemalige Industriebrache sollte Ende der 80er Jahre einem Einkaufszentrum weichen und Klaus Molenaar, beim Geburtstagsempfang am 15. Mai anwesend, war als Architekt im Rahmen eines ausgeschriebenen Wettbewerbes für den Neubau bestellt worden. Ihm gelang es in einem ersten Schritt, den Stadtrat zu überzeugen, die noch vorhandenen drei Fabrikhallen nicht abzureißen, sondern in das geplante Kaufhaus mit einzubeziehen. Klaus Molenaar erinnert sich noch gut an den Beginn der Planungen: "Ende der 80er Jahre hatte es hier wie nach dem Krieg ausgesehen". Er habe es sich zur Aufgabe gemacht, die alten Fabrikhallen in den Neubau zu integrieren. Doch dann hatte Klaus Molenaar die Vision eines Bürgerhauses, die Idee der Kulturfabrik war geboren. Der Stadtrat zeigte sich gespalten und nur mit einer Stimme Mehrheit wurde dem ehrgeizigen Projekt damals die Zustimmung erteilt. Klaus Molneaar war damals auch Pionier in der Region: Galten lange Zeit Fabrikhallen und andere wenig repräsentative Gebäude der Industrialisierung als nicht erhaltenswert, so setzte nach dem gelungenen Miteinander von Alt und Neu in der Kulturfabrik geradezu ein Boom ein. Man nennt ähnlich sanierte Objekte heute häufig Lofts, Kauf- und Mitpreise geben ihnen vielerorts den Flair des Exklusiven.Als Männer und Frauen der ersten Stunde gelten unter anderem der damalige Erste Bürgermeister Hans Weiß und die erste Kulturfabrik-Chefin Ruth Kiefer. Hans Weiß, begeisterter Schlosshofspieler und Kulturfreund mit großer Offenheit für neue Ideen und Konzepte, kann als Glücksfall für Roth bezeichnet werden. Gut erinnert sich Ruth Kiefer noch an ihren Anfangsetat von 20.000 Mark. Darin enthalten sollten alle Personal-, Material- und Verwaltungsausgaben sowie die Gagen für die autretenden Künstlerinnen und Künstler abgegolten sein und das für ein ganzes Jahr. Nach drei Monaten bin ich wieder bei Hans Weiß gewesen, und habe um die nächste Finanzspritze gebeten, erzählte Die Kufa-Chefin. Der Etat war dann mit 50.000 Mark auch gleich mehr als verdoppelt worden. Im Laufe der Jahre habe sich die Kulturfabrik - Monika Ammerer Düll nennt sie liebevoll Ruth Kiefers Baby - prächtig entwickelt. Der Mix aus Musik, Kabarett, Ausstellungen aber auch Tagungen und andere öffentliche Veranstaltungen sei sehr gut angenommen worden. 2002 gab es eine Zäsur: Richard Erdmann als neuer Erster Bürgermeister hatte andere Kultur-Konzepte betreffend der Kulturfabrik und Ruth Kiefer suchte eine neue Herausforderung. Wichtig: Man hat sich nicht im Streit getrennt. Ihr Nachfolger Klaus Steigmeier war nur rund fünf Jahre am Ruder: Hier gab es dann tatsächlich Streit. Nach unüberbrückbaren Differenzen innerhalb des Kufa-Teams mit Steigmeier und mit der Stadt Roth, musste er seinen Hut nehmen. Seither ist Ruhe eingekehrt. Die neue Doppelspitze aus Monika Ammerer-Düll und Silke Rieger schreibt die Erfolgsgeschichte fort: Die Zahl der Besucher steigt stetig, der Name Kulturfabrik ist weit über die Region hinaus ein Begriff für erstklassiges Veranstaltungsmanagment und die berühmten Bluestage und immer mehr Jahresbilanzen schließen mit einem deutlichen Überschuss ab. Einen großen Anteil daran hat auch die harmonische Zusammenarbeit der beiden Leiterinnen untereinander und mit ihrem Team. Die stellvertretende Landrätin Hannedore Nowotny fasste ihrem Grußwort dann auch treffend zusammen, dass die Kulturfabrik den Landkreis Roth brauche und umgekehrt. Der amtierende Erste Rother Bürgermeister Ralph Edelhäuser hob außerdem die Bedeutung der Einrichtung als Bürgertreff heraus. Unter anderem viele Vereine, Verbände, Chöre würden die Räumlichkeiten gerne nutzen.
Autor:Archiv MarktSpiegel aus Nürnberg |
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