Stadt Nürnberg verleiht Dani Karavan die Ehrenbürgerwürde

Menschenrechtspreis 2017: Garance Le Caisne, die den Preis stellvertretend für die „Gruppe Caesar“ in Empfang nahm mit Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly (r.) und Künstler Dani Karavan, Schöpfer der Straße der Menschenrechte in Nürnberg. | Foto: Christine Dierenbach / Stadt Nürnberg
  • Menschenrechtspreis 2017: Garance Le Caisne, die den Preis stellvertretend für die „Gruppe Caesar“ in Empfang nahm mit Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly (r.) und Künstler Dani Karavan, Schöpfer der Straße der Menschenrechte in Nürnberg.
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NÜRNBERG (pm/nf) - Aufgrund seiner herausragenden Verdienste verleiht die Stadt Nürnberg dem israelischen Künstler Dani Karavan die Ehrenbürgerwürde. Dies beschloss der Stadtrat einstimmig. Die feierliche Verleihung wird im Herbst 2018 erfolgen.

Dani Karavan, geboren am 7. Dezember 1930 in Tel Aviv/Israel, lebt heute in Israel und Paris. Der Künstler ist bekannt für seine großformatigen, begehbaren Kunstwerke, die sich oft mit den Themen Menschenrechte, Freiheit und Unabhängigkeit beschäftigen. Zwischen 1963 und 1969 schuf er zum Beispiel in der Wüste Negev eine Gedenkstätte zur Erinnerung an die Gefallenen des israelischen Unabhängigkeitskriegs. Von 1996 bis 2000 realisierte er einen Weg des Friedens zwischen Israel und Ägypten. Im Herbst 2012 wurde in Berlin sein Mahnmal für die von den Nationalsozialisten ermordeten Roma und Sinti eingeweiht.

Als er sich im Jahr 1988 entschloss, einen Wettbewerbsvorschlag im Zusammenhang mit dem Erweiterungsbau des Germanischen Nationalmuseums einzureichen, bedeutete dies für ihn in künstlerischer wie geistiger Hinsicht eine existenzielle Herausforderung. Denn auch er hatte einen Teil seiner Familie in der Shoa verloren. Ein Kunstwerk in der einstigen Stadt der Reichsparteitage und der Rassegesetze zu schaffen, rührte zutiefst an seiner eigenen Biographie. Unter den vier eingegangenen Wettbewerbsvorschlägen überzeugte sein Konzept auf Anhieb. Seine „Straße der Menschenrechte“ mit ihren 27 weißen Säulen von acht Metern Höhe, zwei Bodenplatten, einer Säuleneiche und einem Torbogen (Kartäusertor) sollte eine einladende Verbindung zwischen Kornmarkt und Stadtmauer schaffen. Nach mehrjähriger Planungs- und Bauzeit konnte Karavan sein Werk am 24. Oktober 1993 in einer bewegenden Feier der Öffentlichkeit übergeben. In seiner Rede fragte der Künstler: „Zeigt nicht die Tatsache, dass dieses Werk sich nahe dem Ort der Reichsparteitage befindet, den Sieg des Menschen über den Nazismus?“

So bezieht die Skulptur ihre Überzeugungskraft nicht nur aus dem künstlerischen Eindruck, sondern vor allem aus ihrer Botschaft. Jedes der Elemente in der Straße der Menschenrechte trägt in Kurzform einen der Menschenrechtsartikel in deutscher und einer anderen Sprache. Die „Straße der Menschenrechte“ ist sowohl eine Anklage gegen die Verbrechen der Nationalsozialisten als auch eine zu Stein gewordene Mahnung an die Menschen, dass die Menschenrechte auch heute noch in vielen Staaten der Erde massiv verletzt werden.

Was ein Kunstwerk im günstigsten Fall bewirken kann, haben die begehbare Skulptur und deren Schöpfer vollbracht: Die „Straße der Menschenrechte“ setzte einen neuen geistigen, politischen und gesellschaftlichen Akzent in Nürnberg – der vormaligen Stadt der nationalsozialistischen Rassegesetze und der Reichsparteitage, aber auch dem Schauplatz des Internationalen Militärtribunals als Keimzelle einer internationalen Strafgerichtsbarkeit. Die Säulenstraße ist eines der wenigen Kunstwerke, das längst auch zur Grundlage für das Handeln von Politik und Gesellschaft in Nürnberg geworden ist.
Mit ihrer großen Symbolkraft gab sie den Anstoß für zahlreiche Menschenrechtsaktivitäten Nürnbergs. So markierte die Eröffnung der „Straße der Menschenrechte“ auch die Geburtsstunde des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises. In seiner Rede versprach der damalige Oberbürgermeister Dr. Peter Schönlein, die Stadt Nürnberg werde Dani Karavans Installation als stete Aufforderung begreifen, einen aktiven Beitrag zur weltweiten Durchsetzung der Menschenrechte zu leisten, und kündigte die Stiftung des Preises an. Auch die Preisskulptur – eine Miniatur des neuen Kartäusertors – ist ein Werk Dani Karavans.

Von Anfang an hat Dani Karavan als leidenschaftliches Jurymitglied den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis kontinuierlich unterstützt und wertvolle Impulse gesetzt. Als häufiger Gast in Nürnberg begleitet Dani Karavan noch heute die Menschenrechtsarbeit in der Stadt kritisch und konstruktiv.

Mit seinem großen Engagement ist er auch ein herausragender Botschafter Nürnbergs geworden. Mit all seinem Wirken hat er sich große Verdienste um die Stadt Nürnberg erworben. Sein immenser Beitrag zum Imagewandel der Stadt macht ihn zu einem würdigen Träger der Ehrenbürgerwürde Nürnbergs.

Die Verleihung eines Ehrenbürgerrechts durch den Stadt- oder Gemeinderat ist die höchste Auszeichnung einer Kommune. In Bayern können die Gemeinden nach Art. 16 Abs. 1 der Gemeindeordnung Persönlichkeiten, die sich um sie besonders verdient gemacht haben, zu Ehrenbürgern ernennen. Seit 1819 verleiht die Stadt Nürnberg die Ehrenbürgerwürde. Lebende Träger dieser Auszeichnung sind Dr. Günter Beckstein, Renate Schmidt und Dr. Oscar Schneider.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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