Trümmernot und Petticoat

Ein bespielbarer Kicker im Eingangsbereich lädt – unterlegt mit dem O-Ton der Fußballweltmeisterschaft von 1954 – zum Spielen ein. Auch der Projektleiter der Ausstellung, Andreas Scherrer (l.), und Museumsleiter Dr. Martin Schramm können da nicht widerstehen.   Fotos: tom
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  • Ein bespielbarer Kicker im Eingangsbereich lädt – unterlegt mit dem O-Ton der Fußballweltmeisterschaft von 1954 – zum Spielen ein. Auch der Projektleiter der Ausstellung, Andreas Scherrer (l.), und Museumsleiter Dr. Martin Schramm können da nicht widerstehen. Fotos: tom
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Fürth: Ausstellung über die Nachkriegsjahre im Stadtmuseum Ludwig Erhard

FÜRTH (tom) – Noch bis zum 19. August lädt die Wanderausstellung „Wiederaufbau und Wirtschaftswunder“ im Stadt­museum Fürth Ludwig Erhard zu einer kleinen Zeitreise ein.

Als die gleichnamige Landesausstellung vor drei Jahren in Würzburg eröffnet wurde, hatte wohl keiner damit ge­rechnet, dass sie ein so großer Publikumsmagnet werden würde: Mehr als 365.000 Besucher machten sie zur erfolgreichsten Landesausstellung in der Geschichte des Freistaates. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die Ausstellung im Sommer 2010 in verkleinerter Form auf Tour durch die Regierungsbezirke geschickt wurde und dabei aktuell auch im Fürther Stadtmuseum Station macht. Einen passenderen Ort kann es ja auch kaum geben, trägt das Fürther Muse­um doch den Namen einer der prägendsten Personen dieser Nachkriegszeit: den des „Vaters des Wirtschaftswunders“ Ludwig Erhard.

Im zahlreichen Themenblö­cken macht die Ausstellung die Zeit nach dem 2. Weltkrieg wieder lebendig. Ausgehend vom Kriegsende 1945, als ganz Deutschland – und auch etwa zehn Prozent von Fürth – in Trümmern lag, spannt die Ausstellung den Bogen bis zum Beginn der 60-er Jahre, als mit der Jugendkultur und der Entdeckung der „Großmacht Teen­ager“ ein ganz neues Zeitalter eingeläutet wurde – der Weg dorthin wird gern mit dem Wort „Wirtschaftswunder“ umschrieben. Und ein Wunder ist es wirklich, was sich innerhalb kürzester Zeit in vielen Bereichen der Gesellschaft ereignete: Von den le­gen­dären Care-Paketen, von denen eines in der Ausstellung zu sehen ist, bis zum wirtschaftlichen Aufschwung, zu dem auch Fürther Unternehmen wie Grundig, Metz oder das Versandhaus Quelle maßgeblich beitrugen, gingen nur wenige Jahre ins Land. Jahre, in denen sich mit un­glaublicher Dynamik auch der Alltag veränderte, zumindest in vielen Bereichen.

Auch Schattenseiten werden beleuchtet
Während die ersten mit ihrem "Käfer" in den Urlaub Richtung Italien aufbrachen, während in so manchem Wohnzimmer bereits ein Fernseher Bilder aus aller Welt in die gute Stube lieferte und dabei ein exotischer „Toast Hawaii“ den Gaumen kitzelte, gab es in der Wirtschaftswunderwelt auch noch viel Schatten. Den dokumentiert in der Ausstellung der Schwerpunkt, in dem die Proteste und Streiks thematisiert wurden, mit de­nen beispielsweise die Metallarbeiter 1954 ihren Teil vom Wirtschaftswunder erkämpfen wollten. Doch auch in anderen Bereichen gab es in den 50ern noch beachtliche Verwerfungen. So weist die Ausstellung auch auf einen Umstand hin, der damals noch ein großes Thema war: die „Mischehe“ zwischen evangelischen und katholischen Partnern galt da­mals noch als „Unglücksehe“.

Die Ausstellung im Stadt­museum Fürth Ludwig Erhard (Ottostraße 2) ist bis 19. August von Dienstag bis Donnerstag sowie an Sonn- und Feiertagen jeweils von 10.00 bis 16.00 Uhr sowie samstags von 13.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Eintritt: 2 Euro, ermäßigt 1 Euro, Schulklassen frei.

Ein bespielbarer Kicker im Eingangsbereich lädt – unterlegt mit dem O-Ton der Fußballweltmeisterschaft von 1954 – zum Spielen ein. Auch der Projektleiter der Ausstellung, Andreas Scherrer (l.), und Museumsleiter Dr. Martin Schramm können da nicht widerstehen.   Fotos: tom
Männerstolz und Frauenstolz – auch die unterschiedlichen Geschlechterrollen in den 50-er Jahren werden in der Ausstellung thematisiert.
Autor:

Archiv MarktSpiegel aus Nürnberg

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